Skandal um HalbbruderRettet Ingrid Alexandra die Monarchie?

Prinzessin Ingrid Alexandra von Norwegen mit ihren Eltern, Kronprinz Haakon und Kronprinzessin Mette-Marit (v.l.).

Prinzessin Ingrid Alexandra von Norwegen mit ihren Eltern, Kronprinz Haakon und Kronprinzessin Mette-Marit (v.l.).

Dunkle Wolken über dem norwegischen Königshaus! Der Skandal um Mette-Marits Sohn Marius Borg Høiby erschüttert die Monarchie bis ins Mark. Jetzt richten sich alle Augen auf eine Person: Prinzessin Ingrid Alexandra. Ist sie die letzte Hoffnung für die Royals?

Der Skandal um Marius Borg Høiby sorgt für ein Beben und belastet die Familie von Kronprinzessin Mette-Marit schwer. Inmitten dieses Sturms rückt ihre Tochter, Prinzessin Ingrid Alexandra (Jahrgang 2004), immer mehr in den Mittelpunkt.

Ingrid Alexandra soll als erste Frau seit über 600 Jahren den norwegischen Thron besteigen und wird seit ihrer Kindheit auf diese historische Aufgabe vorbereitet.

Während der Druck auf Kronprinz Haakon wegen des Skandals wächst, meistert seine Tochter ihre royalen Pflichten mit Bravour. Schon früh absolvierte sie offizielle Termine an der Seite ihrer Eltern, wie zuletzt beim Staatsbesuch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron im Juni 2025.

Das Volk liebt seine Prinzessin, sie gilt als modern und nahbar. Ihr Studium in Australien unterstreicht ihr internationales und unabhängiges Image. Unvergessen bleibt auch ihre souveräne Rede zu ihrem 18. Geburtstag im Schloss, die für viel Beachtung sorgte.

Doch die schweren Vorwürfe gegen ihren Halbbruder Marius Borg Høiby überschatten alles. Die Diskussion um die Zukunft der norwegischen Monarchie ist voll entbrannt. Auch wenn Ingrid Alexandra nicht direkt von den Ermittlungen betroffen ist, wirft der Skandal auch einen Schatten auf das Umfeld ihrer Mutter.

Prinzessin Ingrid Alexandra während eines Galadinners.

Prinzessin Ingrid Alexandra hält eine Rede während eines Galadinners anlässlich der Feierlichkeiten zu ihrem 18. Geburtstag im Jahre 2022. (Archivbild)

In Kommentaren norwegischer Leitmedien wie „Aftenposten“ oder „VG“ wird die Belastung für das Königshaus immer wieder thematisiert. Umfragen zeigen zudem, dass die Zustimmung zur Monarchie in den vergangenen Jahren von rund 80 Prozent auf zuletzt etwa 60 Prozent gesunken ist – der niedrigste Wert seit den 1950er-Jahren!

Die Negativ-Schlagzeilen belasten Kronprinzessin Mette-Marit schwer. Offizielle Forderungen nach einem Rücktritt von Kronprinz Haakon existieren zwar noch nicht, doch die Debatte über Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Zukunftsfähigkeit der Institution ist entfacht.

Beobachter und Beobachterinnen verweisen dabei auf Beispiele aus anderen Monarchien Europas: In Dänemark übergab Königin Margrethe II. im Januar 2024 nach mehr als 50 Jahren freiwillig die Krone an ihren Sohn Frederik X. – ein Schritt, der in Skandinavien die Diskussion über beschleunigte Generationenwechsel befeuerte. Zuvor hatten bereits Königin Beatrix in den Niederlanden 2013, Albert II. in Belgien im selben Jahr sowie Juan Carlos I. in Spanien 2014 abgedankt.

Norwegens König Harald V. hat jedoch einen solchen Weg ausgeschlossen. Bei einem Besuch der norwegischen Pressevereinigung im Januar 2024 in Oslo erklärte er: „Ich halte an dem fest, was ich die ganze Zeit gesagt habe: Dass ich dem Parlament einen Eid geleistet habe und dieser ein Leben lang gilt.“

Was würde eine frühe Thronbesteigung durch Ingrid Alexandra bedeuten? Der Skandal um seinen Stiefsohn könnte für Kronprinz Haakon dennoch persönlich Folgen haben. Sollte er sich in Zukunft aus politischen oder privaten Gründen zu einem Rückzug entschließen, würde automatisch seine Tochter Prinzessin Ingrid Alexandra in den Vordergrund treten. Sie ist nach der Verfassung die Nummer zwei der Thronfolge und gilt mit 21 Jahren als volljährig und damit fähig, die Rolle zu übernehmen.

Kronprinzessin Mette-Marit (l), Kronprinz Haakon (r) und Prinzessin Ingrid Alexandra begrüßen den Kinderzug vom Schlossbalkon, während der Feierlichkeiten zum norwegischen Nationalfeiertag am 17. Mai.

Kronprinzessin Mette-Marit, Prinzessin Ingrid Alexandra in Uniform und Kronprinz Haakon beim Nationalfeiertag 2024 in Oslo. Ingrid Alexandra hatte kurz zuvor ihre militärische Ausbildung bei der Brigade Nord abgeschlossen und präsentierte sich erstmals offiziell in Paradeuniform. (Archivbild)

Ein solcher Schritt wäre historisch, da es bisher in Norwegen keinen vergleichbaren Fall gab. Gleichzeitig könnte eine frühe Thronbesteigung als Signal für einen Neubeginn verstanden werden – eine junge Monarchin, die unbelastet von Skandalen das Vertrauen in die Institution erneuern soll.

Die Diskussion um einen früheren Einsatz von Prinzessin Ingrid Alexandra ist nicht neu. Bereits im Herbst 2023 waren sowohl König Harald V. krankheitsbedingt ausgefallen als auch Kronprinz Haakon zeitgleich verhindert. In dieser Situation übernahm Königin Sonja die Amtsgeschäfte – wodurch deutlich wurde, dass Ingrid Alexandra mit 19 Jahren zwar volljährig, nach der Verfassung aber noch zu jung war, um als Regentin einzuspringen.

Prinzessin Ingrid Alexandra und Prinz Sverre Magnus winken.

Prinzessin Ingrid Alexandra und Prinz Sverre Magnus in Oslo – sie steht an zweiter, er an dritter Stelle der norwegischen Thronfolge. (Archivbild)

Daraufhin forderte der Historiker Trond Norén Isaksen 2024 in „Aftenposten“ eine Änderung der Verfassung. Im September desselben Jahres griffen sechs Abgeordnete verschiedener Parteien den Vorschlag auf und beantragten im Parlament, Artikel 41 entsprechend anzupassen. Begründet wurde dies mit der Notwendigkeit, die königlichen Aufgaben abzusichern, falls König Harald V. oder Kronprinz Haakon krankheits- oder abwesenheitsbedingt verhindert sein sollten. Der Antrag wurde bislang nicht entschieden, sondern liegt nach norwegischem Verfassungsrecht bis zur nächsten Legislaturperiode auf Wiedervorlage.

Ob es jemals zu einem Rücktritt bei den norwegischen Royals kommt, ist offen. Wahrscheinlicher erscheint derzeit, dass das Königshaus die Krise aussitzt und auf Normalisierung setzt. Fest steht jedoch: Je stärker die Schlagzeilen um Marius Borg Høiby das Ansehen des Königshauses beeinträchtigen, desto mehr rückt Prinzessin Ingrid Alexandra in den Fokus als Symbol für Kontinuität und Zukunft der norwegischen Monarchie. (red)