„Kitchen Impossible“Mälzer spottet über 150-Euro-Balsamico seines Gegners – dann klaut er ihn

In Florenz verkleidet sich Tim Mälzer als „typisch deutscher Tourist“ – und klaut bei seinem Gegner.

In Florenz verkleidet sich Tim Mälzer als „typisch deutscher Tourist“ – und klaut bei seinem Gegner.

Mit guten Freunden kann man ja bekanntlich Pferde stehlen. Tim Mälzer interpretiert die Redewendung im „Kitchen Impossible“-Finale (Vox) anders. In der „Friends-Edition“ klaut er wie ein Rabe, um die Wiener Köche Juan Amador und Lukas Mraz zu besiegen. Ob das klappt?

Wenn eines klar ist, dann, dass bei „Kitchen Impossible“ ständig die Regeln geändert werden. Bereits in der Vorwoche kochte Tim Mälzer gegen zwei statt nur einen Kontrahenten (Alexander Herrmann und Tobias Bätz). Das ist auch in dieser Woche wieder der Fall – jedoch unter anderen Bedingungen.

Diesmal werden immer zwei Kochboxen serviert. Unabhängig voneinander, aber am selben Ort verkosten beide Köche das jeweilige Gericht, das Koch Nummer drei für sie ausgesucht hat. Sie kochen gleichzeitig in einer Küche. Kochgeheimnisse sind also unmöglich. Bei Juan Amador und Lukas Mraz, die sich seit 20 Jahren durch ein Schülerpraktikum von Mraz kennen, ist das kein Thema. Beide sind Sterneköche, Amador hat drei, Mraz zwei Sterne. Nach dem Motto „Zwei gegen Tim“ helfen sich die beiden Wiener gegenseitig.

„Kitchen Impossible“: Mälzer-Kontrahenten haben Karpfen-Probleme

In Berlin sollen sie erst Fliegenfischen lernen, aber keiner fängt etwas. In der Küche hingegen erwarten sie zwei dicke Karpfen. Mraz hat Glück: Er kennt sich mit Karpfen aus. Im Winter servierte er seinen Gästen im „Mraz & Sohn“, das er mit seinem Vater betreibt, ein Fünf-Gänge-Karpfen-Menü. Amador hat laut Sternekoch Marco Müller „wenig Erfahrung“, in Wahrheit aber gar keine.

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Dazu kommt, dass Amador im Gegensatz zu Mraz keinen Karpfen mag. Eine Schwierigkeit liegt darin, dass der Karpfen Y-Gräten hat, die sich durch den ganzen Körper ziehen. Chefkoch Marco Müller („Restaurant Rutz“), der einzige Drei-Sterne-Koch Berlins, legt die Gräten mit einem Garn frei – eine Technik, die weder Mraz noch Amador anwendet.

Während Mraz schon öfter mit Karpfen gearbeitet hat, ist es für Amador das erste Mal. Er bekommt weniger Punkte als sein ehemaliger Schüler.

Während Mraz schon öfter mit Karpfen gearbeitet hat, ist es für Amador das erste Mal. Er bekommt weniger Punkte als sein ehemaliger Schüler.

Menü zwei, Lachstatar mit Stickstoffperlchen aus Joghurt und Holunderessig, bereiten die Österreicher ebenfalls unterschiedlich zu. Beim Rettich entscheidet sich Amador für weißen statt roten Rettich, wodurch sein Gericht etwas blass wirkt. Auch die Stickstoffperlen sind zu groß. Amador bekommt 5,4 Punkte, Mraz 5,8 Punkte. Gemeinsam, so Müller, wären die beiden nah am Originalgericht dran gewesen.

Duell Nummer zwei in Florenz: Roher Aal gegen zähe Teig-Lumpe

Mraz schickt seine Freunde nach Florenz in die „Gucci Osteria da Massimo Bottura“. Die mexikanische Köchin Karime Lopez und ihr Partner Takahiko Kondo kreieren dort gemeinsam Gerichte „ohne Grenzen“: Dieses Mal „Aal auf Reisen“, ein sehr übersichtliches Pre-Dessert, bestehend aus einem glasierten Aalstückchen mit einer gefüllten Nudel. Amador glaubt, den Koch (Massimo Bottura) und das Gericht („Der Aal, der den Po hinauf schwimmt“) zu erkennen.

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Mälzer amüsiert's: „Fisch im Po!“, dann entlockt er Amador, dass Ingwer verwendet wird, lässt sich aber selbst nicht in die Karten schauen. „Du kennst das Gericht, du kennst den Originalkoch und jetzt soll ich das bisschen an Chance auch noch verraten?!“

Auch beim Einkaufen bleibt Mälzer dem Koch dicht auf den Fersen. Der ist zwar ein bisschen genervt, aber er kennt seinen Pappenheimer ja schon und lässt ihn gewähren. Mälzer legt sich auf den Boden („so, wie Michelangelo mich malen würde“) und spottet über Amadors 150 Euro teuren Balsamico. Später wird er sich ein bisschen davon für die Fischglasur klauen – sicher ist sicher.

Beim Aal ist Mälzer klar im Vorteil und zieht dem Fisch gekonnt die Haut ab. Über seinen Gegner spottet er: „Wenn du ihm den Steinbutt wegnimmst und die Langoustine und die Jakobsmuschel, ist er auch nichts anderes als ein Frittenkoch!“ Mälzer ist zu faul, die feinen Gräten zu ziehen, was Amador in Feinstarbeit erledigt. Dafür wird Amadors Teig für die gefüllte Tortello-Nudel zu dick. Letztlich formen beide eine dreifach (Amador) beziehungsweise vierfach (Mälzer) zu große Nudel.

In vertrauter Runde zählen die Köche die Punkte aus. Amador, der gleich zweimal Fisch zubereiten musste, belegt den letzten Platz.

In vertrauter Runde zählen die Köche die Punkte aus. Amador, der gleich zweimal Fisch zubereiten musste, belegt den letzten Platz.

Lopez ist trotzdem zufrieden mit beiden, obwohl Mälzers Aal roh ist und Amadors Nudel „eine zähe Lumpe“. Es gibt 5,8 Punkte für Mälzer und 6,0 für Amador. Über Lob von der Köchin darf sich das Duo trotzdem freuen: „Ich würde gerne mit beiden kochen, aber keinen Aal, sondern ein anderes Rezept.“

„Kitchen Impossible“: Wieder Ramen für Mälzer – diesmal in Japan

Amador kann sich nun zurücklehnen (insgesamt 11,4 Punkte), während Mälzer und Mraz noch mal ranmüssen. Zu ihrer freudigen Überraschung dürfen sie in Nagoya in Japan erst Messer schmieden, dann ein Nudelgericht kochen: taiwanesische Mazesoba, eine Ramen-Variation mit Eigelb, Hackfleisch und Gemüse. Erfinder Naoto Niiyama hat mittlerweile hundert Restaurants, in denen das einfache, aber doch aromatisch komplexe Gericht ein Dauerbrenner ist. Mälzer, der bereits 2019 von Mraz beim Ramen-Duell in Kopenhagen geschlagen wurde, ist ratlos und kämpft mit der Schärfe.

In der Küche schenkt er seinem Freund einen Koffer voller Küchenwerkzeug. Mraz schält ihm dankbar erst den Ingwer und schnippelt dann das ganze Gemüse. Die Nudeln klaut sich Mälzer dann auch noch. Immerhin kochen die beiden Kontrahenten zwei verschiedene Soßen. Mälzers Mirin-Zucker-Sake-Soße ist zu pfeffrig, obwohl Mälzer wie im Original die Chilis beim Braten frittiert. „Eigentlich bist Du mehr der Sterne-Koch als ich: Ich bin mehr der Hinwi...er. Du kochst zwei Suppen, ich eine“, scherzt Mraz. Trotzdem klaut Mälzer auch ein paar Löffel von Mraz' Süppchen.

Am Ende ist die Chili-Note in Mälzers Soße zu schwach und Mraz' Gericht schmeckt zu sehr nach Sojasoße. Trotzdem holt sich Mraz gute 6,7 Punkte und den Sieg, Mälzer wird mit 6,1 Punkten (insgesamt 11,9 Punkte) auf den zweiten Platz verwiesen. Amador muss ich mit dem letzten Platz zufriedengeben. Der Sieger ist zufrieden: „Ich bin so ein bisschen wie Djokovic: ungeschlagen.“ Mälzer resigniert: „Wir müssen das einsehen. Den jungen Leuten gehört die Zukunft.“ (tsch)