„Höhle der Löwen“Gründer müssen nach Fiasko um Deal mit Star-Investor betteln

„Faschd“ ein Fiasko: Das Gründer-Trio der Handy-Fahrradhalterung „Feschd“ sammelte in der Auftaktshow der neuen Staffel gleich zwei gute Angebote für sein Start-up - und versemmelte dann durch ungeschicktes Taktieren beinahe den Deal.

„Faschd“ ein Fiasko: Das Gründer-Trio der Handy-Fahrradhalterung „Feschd“ sammelte in der Auftaktshow der neuen Staffel gleich zwei gute Angebote für sein Start-up – und versemmelte dann durch ungeschicktes Taktieren beinahe den Deal.

Turbulenter Auftakt in die mittlerweile 15. Runde „Die Höhle der Löwen“ bei VOX: Los geht's mit einer hinreißenden Charme-Offensive und dreistem Hochrisiko-Gezocke. Gleich mehrere Pitch-Teilnehmer reden sich beim Umwerben der finanzstarken „Löwen“ um Kopf und Kragen.

Es darf wieder mitgefiebert werden – mit genialen Erfindern, überzeugenden Selbst-Vermarktern und schrulligen Bastlern. Mit viel Herzklopfen startet das Sprücheklopfen in der legendären Start-up-Show „Die Höhle der Löwen“. Zum Auftakt der bereits 15. Staffel reicht die Bandbreite der vorgestellten Geschäftsideen von auf den ersten Blick banal wirkenden Alltagsgegenständen (Handy-Halterung) bis zu hochfliegenden Visionen mit den berühmt-berüchtigten „Produkten, die die Welt verändern können“.

Alleine so manche aufgerufene Firmenbewertung hatte das Zeug dazu, das TV-Publikum in Schwindelzustände zu versetzen. So wollte etwa der Software-Entwickler Carsten Kraus, der mit „Casablanca“ eine KI-Lösung zur Verbesserung von Video-Call-Konferenzen vorstellte, sage und schreibe 500.000 Euro für lediglich fünf Prozent seiner Firmenanteile haben. Allerdings versprach er den potenziellen Investoren, denen teilweise die Ohren glühten, auch hohe Belohnungen für ihren „Löwen-Mut“.

„Höhle der Löwen“: Carsten Maschmeyer investiert nach Krimi eine halbe Million

So stellte der Serien-Gründer, der schon als Schuljunge selbst einen Computer gebastelt hatte, einen Umsatz von angeblich 15 Millionen Euro im übernächsten Jahr, darunter rund zehn Millionen Euro Gewinn vor Steuern, in Aussicht. Seine Geschäftsidee: „Casablanca“ lehnt sich an das berühmte „Ich schau dir in die Augen“-Filmzitat von Humphrey Bogart an. Kraus hat eine Lösung programmiert, die dafür sorgt, dass die Blickrichtung beim Kommunizieren über Computer- und Handy-Bildschirme wieder dazu führt, dass sich die Sprechenden auf Augenhöhe begegnen und wirklich ansehen.

Alles zum Thema Die Höhle der Löwen

Laut einer Uni-Studie, die der Gründer anführte, empfinden 69 Prozent der rund 500 Millionen Menschen, die weltweit täglich Video-Calls führen, den fehlenden direkten Blickkontakt als störend. Schließlich kann man nicht gleichzeitig in die Kamera und auf den Bildschirm schauen. Mit der „Casablanca“-Hilfe gelingt es durch einen Trick. Die KI-Anwendung korrigiert in Echtzeit das übermittelte Bild. Keine echte Überraschung, dass bei diesem Pitch genau ein Investor anbeißen musste: Carsten Maschmeyer. Er wollte einmal mehr seinem Motto folgen: „Erfinde oder finde Erfinder!“

Den Ärger über die „Feschd“-Gründer, die keinesfalls mit ihm zusammenarbeiten wollten, musste Ralf Dümmel erst einmal verdauen. Er entspannte die „Löwen“-Beißzähne später in der Show mit der offenbar wohlschmeckenden „good decision“-Bio-Zahnpasta.

Den Ärger über die „Feschd“-Gründer, die keinesfalls mit ihm zusammenarbeiten wollten, musste Ralf Dümmel erst einmal verdauen. Er entspannte die „Löwen“-Beißzähne später in der Show mit der offenbar wohlschmeckenden „good decision“-Bio-Zahnpasta.

Dumm nur, dass es ihm sein Namensvetter Carsten Kraus alles andere als einfach machte. Durch einen Mix aus Sturheit und Arroganz hätte sich der DHDL-Kandidat fast um den Deal gebracht. Zunächst forderte Maschmeyer 15 statt der ursprünglich vom Gründer vorgesehenen fünf Prozent der Anteile an „Casablanca“, worauf Kraus schroff reagierte: „Ich mache dieses Angebot so nicht mit.“

Ein Pitch kurz vor dem Platzen! Doch dann einigten sich die „Carstens“ doch noch – auf 7,5 Prozent der Anteile sofort und weitere 2,5 Prozent quasi im Nachschlag – nach Erreichen in der Sendung noch nicht näher definierter „Milestones“. Doch noch mal die Kurve gekriegt!

Nils Glagau winkt ab: „Da fühle mich jetzt nicht mehr wohl“

Schon beim ersten Pitch der neuen Staffel hatte ein Pitch auf Messers Schneide gestanden. Die „Feschd“-Gründer, die eine per Magnet einfach zu montierende Handy-Halterung für Fahrräder (in weiteren Ausbaustufen auch für Autos denkbar) vorstellten, fanden für ihre potenziell Massenmarkt-taugliche Idee gleich zwei starke Fürsprecher. „Ich finde euer Produkt klasse“, jubelte der als „Mister Regal“ firmierende Handelsexperte Ralf Dümmel. Nils Glagau gab ein identisches Angebot ab – beide boten je 80.000 Euro für 20 Prozent der „Feschd“-Anteile.

Doof nur, dass sich die eigentlich so tüchtigen Handy-Tüftler aus Schwaben beim Verhandeln alles andere als geschickt anstellten. Schlimmer noch: Sie verursachten den maximalen Affront und erlitten spektakulären Schiffbruch. Bei der kurzen Taktik-Besprechung brütete das Gründer-Trio einen Plan aus, der sich als verhängnisvoll falsch erwies. Sie hatten die Wahl zwischen Dümmel und Glagau, präferierten von den Sympathiewerten her aber den Letzteren.

Ebenfalls schwer von sich überzeugt wirkten die „kukki“-Gründer. Doch das Trio aus Berlin, das mit eisgekühlten Fertig-Cocktails schon viele Gastronomie-Kunden vorweisen kann, überzeugte mit den Finanzplänen ganz und gar nicht. Kein Deal!

Ebenfalls schwer von sich überzeugt wirkten die „kukki“-Gründer. Doch das Trio aus Berlin, das mit eisgekühlten Fertig-Cocktails schon viele Gastronomie-Kunden vorweisen kann, überzeugte mit den Finanzplänen ganz und gar nicht. Kein Deal!

Als sie mit ihrem Kompromiss-Vorschlag „15 Prozent für 80.000 Euro“ wieder vor die „Löwen“ traten und den Deal lediglich Nils Glagau anboten, reagierte überraschenderweise genau der pikiert. Glagau sprach davon, dass das Angebot, das so Dümmel gar nicht erst vorgelegt wurde, für ihn einen „Beigeschmack“ habe. „Da fühle mich jetzt nicht mehr wohl.“ Glagau zog seine Offerte zurück. Was für ein Fiasko!

„Nils, können wir dich noch mal umstimmen?“

Ralf Dümmel kochte ebenfalls. Ihm war die Verärgerung über das undiplomatische Taktieren der Gründer anzusehen. „Das Herz muss brennen“, meinte er. „Ich werde nicht als Investor die zweite Wahl sein.“ Plötzlich war auch sein Angebot futsch! Nun brach bei dem „Feschd“-Team Panik aus. „Nils, können wir dich noch mal umstimmen?“, bettelten sie. „Sollen wir's probieren mit 20 Prozent?“ Fast schon unwürdig wirkte dieser Rückzieher.

Dann aber doch: großes Aufatmen. Glagau ließ sich erweichen. Der Deal – zu seinen Konditionen – stand. „Jetzt habt ihr aber gerade noch die Kurve gekriegt“, rüffelte Dagmar Wöhrl die Schwaben. „Das war eine Lehrstunde für euch.“ Zocken kann eben auch schiefgehen.

Gründer-Baby gibt überzeugenden Werbe-Botschafter

Kein Deal kam dagegen für die sympathischen „Minimo“-Gründer zustande, die ihre Backmischungen für kindgerechte Pancakes vorstellten. Das lag aber nur daran, dass die Idee zwar gut, aber noch meilenweit von einer Markteinführung entfernt ist. Mit Sohnemann Kiano hatte das Entwickler-Ehepaar jedenfalls einen hinreißenden, rundum überzeugenden Werbebotschafter. Das Baby mampfte die Pfannkuchen mit so großer Freude, dass alle Löwen-Herzen höher schlugen und im Studio kurzzeitig die Frühlingssonne noch mal aufging.

Ebenfalls seine Chance auf einen Deal verzockte das dreiköpfige „kukki“-Team aus Berlin, das für seine eingekühlten Cocktails aus der Flasche keinen Geldgeber fand – auch wegen reichlich blauäugiger Finanzpläne. Dafür endete die Show mit einem Happy End: Für ihre auf Naturstoffen aus dem Amazonas-Gebiet basierende Bio-Zahnpasta angelte sich die „good decision“-Gründerin Ralf Dümmel als Investor. So kann das munter weitergehen – in der neuen Staffel! (tsch)