Sollte angesichts neuer Bedrohungslagen die Wehrpflicht wiedereingeführt werden? Bei „Markus Lanz“ erklärte der 27-jährige Podcaster Ole Nymoen, warum er Deutschland im Ernstfall nicht verteidigen würde.
Um Wehrpflicht zu entkommenLanz baff nach Aussage von Podcaster

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Bei „Markus Lanz“ ging der ZDF-Moderator am Mittwochabend der Frage auf den Grund, was Krieg wirklich bedeutet.
Seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine wächst auch in Deutschland die Sorge vor einem Kriegsausbruch. Bei „Markus Lanz“ wollte der ZDF-Moderator deshalb am Mittwochabend (23. Juli 2025) wissen: „Wird es einen dritten Weltkrieg geben? Werden Länder Atombomben einsetzen?“
Militärhistoriker Sönke Neitzel reagierte nachdenklich und sagte: „Wir können die Zukunft nicht voraussehen. Es ist von so vielen Faktoren abhängig.“ Dennoch ließ Lanz nicht locker und merkte an, dass „die Frage Krieg und Frieden“ die Menschen in seinem Umfeld gerade „in einer Dimension“ bewege, „wie ich das in meiner Lebenszeit noch nicht erlebt habe“.
Lanz fassungslos: „Ich ändere mein Geschlecht, und dann muss ich nicht in den Krieg?“
Eine Beobachtung, die Journalistin Katrin Eigendorf teilen konnte: „Das ist eine Diskussion, die immer mehr zunimmt. Krieg ist nicht mehr abstrakt, (...) sondern das ist etwas, was auch zu uns zurückkommt.“
Die Kriegsreporterin berichtete daraufhin von ihren eigenen Erfahrungen in diversen Kriegsgebieten und sagte: „Angst in ein wichtiges Warnsignal, das man sehr ernst nehmen sollte, aber es ist ein schlechter Dauerratgeber.“ Eine Steilvorlage für Lanz, der nachhakte: „Was ist Krieg?“ Eigendorf antwortete: „Krieg ist die ultimative Entmenschlichung, und wir müssen Krieg auf jeden Fall verhindern - mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen.“
Laut der Journalistin müsse sich die NATO deshalb „so aufstellen, dass Krieg nicht geführt werden muss“. Eine Aussage, der der 27-jährige Podcaster Ole Nymoen nur zustimmen konnte. Er offenbarte, dass viele junge Menschen in seinem Umfeld Angst vor dem Krieg hätten und mittlerweile die Frage stellen, ob man seinen „Geschlechtseintrag ändern“ könne, um der Wehrpflicht zu entkommen.
Eine Aussage, die Markus Lanz stutzig machte: „Das sind die Gedanken? Also ich ändere sozusagen mein Geschlecht (...), und dann muss ich nicht in den Krieg?“ Nymoen nickte: „Das sind tatsächlich praktische Fragen, die junge Leute mittlerweile haben. Weil sie, glaube ich, auch sehen, wie Krieg normalisiert wird.“
Ole Nymoen: „Lieber ein schlechteres Leben als gar keines“
Zwar teilte Sönke Neitzel die Sorge in Bezug auf einen möglichen Kriegsausbruch. Dennoch gab er zu bedenken: „Ich fände es auch besser, (...) wenn wir die Bundeswehr abschaffen könnten und wenn wir das Geld der Uni Potsdam geben würden, (...) aber so ist die Welt nicht!“ Laut Neitzel sei es „immer ganz leicht zu sagen, wir sind für den Frieden“, dennoch leben wir „eben nicht in einer Pippi-Langstrumpf-Welt, leider. Und wir müssen halt diese Herausforderungen meistern und auch so ein bisschen herauskommen aus unserer Bubble.“

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Der Podcaster Ole Nymoen erklärte bei „Markus Lanz“, dass er lieber unter russischer Besatzung leben würde, als sein Leben im Krieg zu riskieren. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)
Eine Haltung, die Ole Nymoen offenbar nicht teilen konnte. Er gab zu Protokoll, dass er für Deutschland nicht in den Krieg ziehen würde. „Lieber ein schlechteres (...) Leben als gar keines“, stellte der Autor klar. Lanz hakte nach: „Ist Ihnen klar, was das heißt?“ Nymoen nickte und erklärte mit Blick auf eine mögliche russische Besatzung: „Soll ich für die Eventualität, dass ich in einem Folterkeller lande, bereit sein, mein Leben herzugeben? Das, muss ich ganz ehrlich sagen, das ist für mich kein so schlagendes Argument.“
Als Lanz wissen wollte, was der 27-Jährige im Falle eines Kriegsausbruchs machen würde, antwortete Nymoen, dass er versuchen würde, „außer Landes zu kommen, bevor der Krieg überhaupt losgeht. Und wenn das nicht mehr möglich ist, würde ich natürlich dann gucken, mich zu verstecken.“
Ole Nymoen: „Mir wäre es als Ukrainer das Leben nicht wert gewesen“
Während Lanz kritisch in Richtung des Autors blickte, wiederholte dieser trocken: „Der Staat selbst wäre mir das Leben nicht wert!“ Daraufhin platzte es aus dem ZDF-Moderator heraus: „Der Staat sind wir ja alle. Das ist ja nicht irgendwas Abstraktes. (...) Das bedeutet Ihnen nichts als Idee?“
Ole Nymoen schüttelte prompt mit dem Kopf: „Nein, ich glaube nicht, dass ich mit den Menschen, die in diesem Land leben, irgendeine große Gemeinsamkeit habe, die ich nicht mit dem Rest der Welt auch haben könnte. Also mir ist tatsächlich (...) der durchschnittliche Deutsche politisch (...) ähnlich nah oder fern wie Menschen in den meisten anderen Ländern dieser Welt.“ Der 27-Jährige ergänzte: „An diese Idee nationaler Identität, eines nationalen Kollektivs, glaube ich nicht, nein. Das ist ja auch der Grund, warum ich keine Lust habe, in den Krieg zu gehen.“
Eine Steilvorlage für Lanz, der wissen wollte: „Ist es okay, sich selber zu drücken und andere tun es für dich?“ Ole Nymoen reagierte sichtlich genervt: „Das klingt jetzt ja quasi so, als würden die Soldaten, die einen dann verteidigen, als würden die das machen, um das eigene Leben zu schützen!“ Lanz hakte dennoch unbeirrt weiter nach: „Sollte der Staat sich aufgeben?“
Der 27-Jährige schüttelte energisch mit dem Kopf: „Das ist eine alberne Forderung, weil das kein Staat in dieser Welt tut!“ Davon ließ sich der Moderator nicht abspeisen. Er wurde konkreter: „Sollte die Ukraine aufgeben?“ Diese Frage brachte Nymoen sichtlich aus dem Konzept. Er antwortete vorsichtig: „Ich kann aus meiner individuellen Perspektive sagen, mir wäre es als Ukrainer das Leben nicht wert gewesen.“ (tsch)