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DSDSGeschwister-Drama im Finale: Zweitplatzierte tritt in traurige Fußstapfen ihrer Schwester

Amber van der Elzen, hier am 30.04.2022, singt „Desperado“ bei der TV-Sendung „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS).

Amber van der Elzen, hier am 30.04.2022, singt „Desperado“ bei der TV-Sendung „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS).

Harry Laffontien heißt der neue deutsche „Superstar“. Jedenfalls gewann er die 19. Staffel von DSDS (RTL) – und zwar absolut verdient. An einem rauschenden Finalabend mit herausragenden Auftritten standen er und seine drei Mitfinalisten aber plötzlich im Schatten: Denn auf einmal war Dieter Bohlen wieder da!

Diese 19. Staffel von DSDS hatte es nicht leicht. Die erste Bohlen-lose Ausgabe von „Deutschland sucht den Superstar“ schien auch eine bodenlose zu sein, die Quoten schmierten zwischenzeitlich ab.

Die Produktion machte einige unglückliche Fehler (der Inlands-Recall fand auf dem Schirm so gut wie nicht statt), die neue Jury um „Super-Entertainer“ Florian Silbereisen, „Welthit-Produzent“ Toby Gad und „Hollands Country-Königin“ Ilse DeLange einen guten, aber unspektakulären Job. Im Finale wurde das Trio (wie bereits im Halbfinale) von „Let's Dance“-Juror Joachim Llambi verstärkt.

Das ist auch so eine Merkwürdigkeit. Klar, Llambi ist populär. Aber eine Vokal-Koryphäe? Wird dann Silbereisen demnächst Gastjuror bei „Let's Dance“, obwohl er bekennend allenfalls einen „Schenkelwetzer“, also „Schieber“ stolpern kann?

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Egal. Denn was die 19. Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ lehrte: Es geht um den Gesang, nicht um Sprüche. Und da zeigten die vier Finalistinnen und Finalisten herausragende Leistungen. So gesehen sprach Moderator Marco Schreyl durchaus einen wahren Satz, als er meinte „Das war ein wunderbarer Final-Abend.“

DSDS: Dieter Bohlen meldete sich im Finale per Video-Botschaft

Die vier Sängerinnen und Sänger hatten gerade gemeinsam mit „Viva La Vida“ (Coldplay) die Show eröffnet und mit diversen Stimmwacklern ihre Nervosität belegt, da geschah Sensationelles. Florian Slbereisen kündigte Grüße „eines besonderen Fans“ an - und der frühere DSDS-Chefjuror Dieter Bohlen tauchte auf der Leinwand auf!

Der vor gut einem Jahr relativ unschön aus dem Format gekickte Pop-Titan grinste in die Kamera und botschaftete: „Ballert einen raus! Ich drück euch die Daumen.“ Ein bisschen Werbung machen durfte der Pop-Titan auch: „Macht's wie Pietro Lombardi damals und gewinnt - übrigens haben wir beide grade einen neuen Song gemacht.“ Eigennutz hin oder her, es war ein schöner, ein versöhnlicher DSDS-Moment.

Bohlen wäre mit den Finalisten sicher sehr zufrieden gewesen. Was die vier so einzigartig macht? Eigentlich haben sich da vier Wölfchen im Schafspelz in die Showdown-Show gekämpft. Diese niedliche Niederländerin Amber van den Elzen (20) etwa. Wenn sie offstage spricht, hört man sie kaum, weil sie so schüchtern und weltentrückt piepst.

Aber wehe, wenn sie auf der Bühne losgelassen. Dann wird sie zur vokalen Urgewalt. Sie entführte Jury und Publikum mit „House Of The Rising Sun“ (Haley Reinhart) und dem „ikonischen Duett“ „Islands In the Stream“ von Dolly Parton und Kenny Rogers in ihre wunderschöne Gesangswelt. Silbereisen war ganz ergriffen: „Wenn du singst, dann steht die Welt still und alles ist in Ordnung.“

Weiblicher Gegenpol ist Melissa Mantzoukis (18) aus Ingolstadt. Die ist unglaublich talentiert, strebt aber verbissen nach Perfektion. Ihre besten Momente hatte sie, wenn sie genau diese Perfektion vermissen ließ. Sie sieht aus wie eine Mischung aus den Disney-Prinzessinnen Miley Cyrus und Demi Lovato und klang bei „What I Did For Love“ (David Guetta feat. Emeli Sandé) und vor allem „Stone Cold“ (Demi Lovato) auch so - kraftvoll, facettenreich, traumhaft. Aber wenn das Lied vorbei ist, wirkt sie (zu) kühl. Die Fans wählten an ihrer statt Amber ins endgültige Finale - obwohl Melissa eigentlich „internationaler“ klang, wie Llambi bemerkte.

Und dann natürlich das bemerkenswerte Novum: zwei Brüder im Finale. Harry (20) und Gianni (17) Laffontien. So süß, so lieb und nett, dass man ihnen schon die Zugehörigkeit zu einer Zirkusfamilie nicht zutrauen mag, noch weniger aber ihre genialen Stimmen.

Gianni ist der „Rohdiamant“, wie Silbereisen und Gad feststellten. Er legte sich mit „It's Not Unusual“ (Tom Jones) und „Burning Love“ (Elvis Presley) ins Zeug, würzte seinen zweiten Auftritt zudem mit einem Salto auf der Bühne. Er kann eine große Zukunft haben, sagte auch die Jury, am Final-Abend aber war er chancenlos. Vor allem gegen seinen Bruder.

DSDS: Auch Schwester der Zweitplatzierten wurde 2016 Zweite in Castingshow

„Du könntest auch das Telefonbuch durchsingen und es würde top klingen“, urteilte Silbereisen. Harry Laffontien wirkt wie ein knuffiger, total lieber Kuschelbär, aber wenn er singt, kann er zum Power-Grizzly werden. „Higher und Higher“ (Jackie Wilson) und „If You Don't Know Me By Now“ (Simply Red) strotzten vor Kraft, vor Energie, gleichzeitig aber auch vor Sensibilität und Feingefühl – eine Wucht, der Mann!

Die Zuschauer wählten Harry und Amber ins Finale. Dort sangen beide den von Toby Gad komponierten und produzierten Titel „Someone To You“. Jeder bekam seine Version auf den stimmlichen Leib geschneidert: Amber präsentierte den Song als Country-Fassung, bei Harry wurde es sehr viel funkiger.

Amber hatte mit einem Finaleinzug nicht gerechnet, das hörte man ihr an. Die Final-Performance fiel ab. „Danke, dass ich noch mal singen durfte“, hauchte sie. Sie wurde Zweite und darf sich freuen, dass sie denselben Platz erreichte wie ihre Schwester Laura bei DSDS 2016 (als Prince Damien gewann).

Sieger Harry im DSDS-Finale am 7. Mai: „Ich habe alles gegeben“

Harry indes legte alles rein. „Ich habe alles gegeben und für meinen Bruder gesungen“, meinte er. Da, wo es bei Amber eher Höflichkeitsapplaus gegeben hatte, rastete das Publikum bei Harry aus. Würde nicht wundern, wenn er mit Rekordprozentzahl gewonnen hätte. Und absolut verdient. Hoffentlich wird man von diesem Ausnahmetalent noch viel hören.

Ein bisschen Schieflage gab es zum Ende hin dennoch. Marco Schreyl war lange nicht mehr DSDS-Live-Moderator. Über sein Comeback war er sehr dankbar, wie er betonte. Doch die Minuten zwischen Notarergebnis und Verkündung desselben wurden bleiern, weil Schreyl Spannung aufbauen wollte, allerdings andachtelte, als gelte es, jemanden besonders würdevoll zu Grabe zu tragen.

Und dann war da noch Jan-Marten Block. So heißt der, der letztes Jahr bei DSDS gewann. Armer Kerl. Wurde eingeladen, um den Pokal zu überreichen. Aber singen ließ man ihn nicht. Warum eigentlich? Ist es nicht das, was DSDS-„Superstars“ auf der DSDS-Bühne tun sollten?

Der „Superstar“, von dem man im ganzen letzten Jahr kaum noch etwas hörte, saß relativ unglücklich im Publikum, durfte ein bisschen was über seine neue EP „All In“ erzählen, das war's. Unwürdig, eigentlich. Aber wie gesagt, es geht um die Finalisten und ihren Gesang, und in der Hinsicht bleibt der gute Eindruck: Musikalisch war es ein herausragender Staffel-Abschluss. (tsch)