Evelyn Burdecki, „The Brain“? - Nicht wenige begegnen der Reality-Blondine mit der großen TV-Präsenz wohl mit reflexhaftem Sarkasmus. Dabei ist Evelyn nicht so naiv, wie sie im Fernsehen wirkt. In ihrer ersten eigenen Doku zeigt sie nun ungeschönt ihren Alltag - als 37-jährige Frau mit Kinderwunsch.
Evelyn Burdecki ungeschönt„Wurde oft verarscht“
Aktualisiert
Sie ist laut, lustig und immer ein bisschen drüber - und genau das hat Evelyn Burdecki (37) seit zehn Jahren zu einer festen Größe im deutschen Fernsehen gemacht.
Doch Burdecki ist längst mehr als die schillernde Blondine aus der Reality-Welt. In ihrer neuen Doku „Being Burdecki“ (ab 21. Oktober exklusiv auf Sky und WOW) zeigt sie sich so offen wie nie: als Frau auf der Suche nach einem Zuhause, nach echter Nähe - und nach Antworten auf Fragen, die viele beschäftigen, die aber nur wenige so ehrlich stellen wie sie.
Im Interview spricht die Tochter polnischer Eltern, die in Düsseldorf zur Welt kam, über gescheiterte Beziehungen, den tief verankerten Wunsch, Mutter zu werden, und was es bedeutet, mit 37 Jahren zwischen Karriere und Kinderwunsch zu stehen. Social Freezing? Das ist heutzutage kein Tabuthema mehr, sagt sie.
teleschau: Vom Kellnern im Burgerladen bis zur eigenen Show - hätten Sie jemals gedacht, dass Sie so weit kommen würden?
Evelyn Burdecki: Ich habe nie darüber nachgedacht, ob ich weit komme. Ich lebe eher von Tag zu Tag. Spaß zu haben an dieser verrückten Medienwelt ist zwar das, was ich mir weiterhin wünsche. Aber ich bin da realistisch - wer sich zu viele Hoffnungen macht, kann schnell enttäuscht werden. Ich hatte drei Kellner-Jobs, war viel mit Menschen in Kontakt, bekam gutes Trinkgeld, konnte mir Urlaube leisten, meine Rechnungen zahlen und mir auch mal eine Handtasche gönnen. Das war auch total okay.

Copyright: Sky / B28
In der sechsteiligen Sky Original Reality-Doku „Being Burdecki“ (ab 21. Oktober, exklusiv auf Sky und WOW) zeigt sich die Reality-TV-Teilnehmerin Evelyn Burdecki so transparent wie selten zuvor. So viel sei gesagt: Sie träumt groß ... (Bild: Sky / B28)
teleschau: Gibt es einen Plan B, sollten sich die Türen in der schillernden TV-Welt für Sie irgendwann schließen?
Burdecki: Ich weiß, dass meine Karriere jederzeit vorbei sein könnte. Für mich war immer klar: Cool, ich darf das jetzt erleben, aber es kann auch morgen vorbei sein - dann gehe ich halt zurück in meinen alten Job. Und wenn's vorbei ist, wäre ich nicht traurig, sondern dankbar für zehn tolle Jahre. Für diese Chance, dieses Glück, bin ich schon jetzt sehr dankbar. Ich kenne viele, die sich zu viel Hoffnung gemacht haben und daran zerbrochen sind.
teleschau: Sind Sie angesichts des Starts Ihrer eigenen Doku-Serie nervös?
Burdecki: Nein, nervös bin ich nicht. Ich bin total glücklich über das, was sie auf die Beine gestellt haben und was ich erleben durfte. Es ist nicht selbstverständlich, als öffentliche Person eine Doku drehen zu dürfen. Für mich war das eine Riesenchance, um zu meinem „zehnjährigen“ TV-Jubiläum Danke zu sagen. Ich bin so dankbar für all die Menschen, die mich begleitet und dorthin gebracht haben, wo ich heute bin. Ohne sie würde das alles nicht so laufen.
„Dass man mich unterschätzt und nicht überschätzt, finde ich super“

Copyright: 2025 Getty Images/Andreas Rentz
„Ich weiß, dass meine Karriere jederzeit vorbei sein könnte“, sagt Evelyn Burdecki (hier bei der Gala „Deutscher Fernsehpreis“, 2025 in Köln). (Bild: 2025 Getty Images/Andreas Rentz)
teleschau: In einer Branche, in der Aufmerksamkeit oft durch Inszenierung generiert wird: Wie bewahren Sie sich Ihre Authentizität?
Burdecki: Weil ich mir die Welt so mache, wie sie mir gefällt (lacht). Das Leben, mein Alltag, mein Job - es muss sich in erster Linie für mich gut anfühlen. Jobs, die sich nicht gut anfühlten, lehnte ich ab. Mir geht's nicht ums große Geld, sondern darum, dass es Spaß macht. Ich liebe es, Menschen zu unterhalten, und ich möchte mir meine Lockerheit bewahren.
teleschau: Nach Ihrer „Promi Big Brother“-Teilnahme 2017 wurden Sie als „The Brain“ bekannt - ein ironischer Spitzname. Ist die naive Evelyn ein TV-Konzept oder Ihr echtes Ich?
Burdecki: Das passt doch zu mir, „The Brain“ (lacht). Diese spontane Art - das bin wirklich ich. Ich bin keine Schauspielerin. Ich sage mal so: Dass man mich unterschätzt und nicht überschätzt, finde ich super. Natürlich ist mir bewusst, was die Leute von mir erwarten. Damit spiele ich - die Leute denken, ich kann nichts, und dann überrasche ich. Das ist mein Vorteil: Bei mir weiß man nie, was passiert. Ich bin einfach spontan, denke nicht groß nach - das macht's für mich so spaßig.

Copyright: 2025 Getty Images/Ben Kriemann
Was hat Evelyn Burdecki eigentlich früher so gemacht? - „Ich hatte drei Kellner-Jobs, war viel mit Menschen in Kontakt, bekam gutes Trinkgeld, konnte mir Urlaube leisten, meine Rechnungen zahlen und mir auch mal eine Handtasche gönnen. Das war auch total okay“, sagt sie im Interview. (Bild: 2025 Getty Images/Ben Kriemann)
teleschau: Nervt es Sie nicht, dass viele Sie trotz Ihres Erfolgs nicht ernst nehmen?
Burdecki: Ich finde das gar nicht schlimm, ich bin sogar stolz auf meinen Stempel - ohne den wäre ich heute nicht da, wo ich bin. Viele wären wahrscheinlich gern in dieser Position, weil man damit viel machen kann. Bei mir funktionierte es, vermeintliche Schwächen in Stärken zu verwandeln. Und das kann nicht jeder. Das ist auch ein Talent. Bauernschläue ist manchmal eben schlauer als Professorschläue.
„Ich wurde oft nicht ernst genommen und zunächst eher als Eintagsfliege gesehen“
teleschau: Als Frau im Reality-TV werden Sie häufig auf Ihr Aussehen und Ihre Sprüche reduziert. Hatten Sie das Gefühl, sich doppelt beweisen zu müssen?
Burdecki: Klar, am Anfang meiner Karriere war es schwieriger als heute. Ich wurde oft nicht ernst genommen und zunächst eher als Eintagsfliege gesehen. Das habe ich deutlich gespürt. Gerade, wenn ich zwischen großen Namen stand, fühlte ich mich erst einmal klein. Aber ich habe einfach weitergemacht, gezeigt, wer ich bin, und mich nicht unterkriegen lassen. Das ist wie in jedem Job: Der Einstieg ist hart, aber mit ein bisschen Selbstbewusstsein klappt es.

Copyright: 2025 Getty Images/Andreas Rentz
„Ich habe nie darüber nachgedacht, ob ich weit komme. Ich lebe eher von Tag zu Tag“, sagt Evelyn Burdecki. „Spaß zu haben an dieser verrückten Medienwelt ist das, was ich mir weiterhin wünsche.“ (Bild: 2025 Getty Images/Andreas Rentz)
teleschau: Woher nehmen Sie Ihr Selbstbewusstsein?
Burdecki: Ich steh' morgens auf und denke mir: „Evelyn, du bist gesund - der Tag gehört dir, mach was draus“. Mein Papa hat mir immer gesagt: „Wenn du willst, schaffst du alles. Nicht faul sein, strahlen.“ Klar gibt's auch traurige Momente, aber dann hast du zwei Optionen: liegen bleiben oder Krone richten und weitermachen. Ich entschied mich eben immer für Letzteres. Ich weiß, wer ich bin und was ich kann - das gibt mir Selbstbewusstsein.

Copyright: TVNOW / Stefan Menne
2019 wurde TV-Sternchen Evelyn Burdecki (37) zur Siegern der 13. Staffel „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“ gekrönt. (Bild: TVNOW / Stefan Menne)
teleschau: „Immer weitermachen“ - das ist das Stichwort. Sie sprachen oft über Pech in der Liebe. Woran glauben Sie, sind Ihre Beziehungen gescheitert?
Burdecki: Einen konkreten Grund kann ich nicht nennen. Aber ich bin auf jeden Fall vorsichtiger geworden. Heute google ich den Mann, den ich date - das hab ich früher nie gemacht. Man weiß ja nie, wer da wirklich vor einem sitzt. Vielleicht hat er mir anfangs nur Honig um den Mund geschmiert und passt eigentlich gar nicht zu mir. Deshalb checke ich vorher alles - oder meine Freunde machen das, die haben da richtig Spaß dran. Spannend sind die Männer ohne Instagram oder Social Media - da gehe ich völlig unvoreingenommen ins Date.
„Wenn ein Mann mich beim Date interviewt, dann weiß ich schon: Das passt nicht“
teleschau: Ist das für Sie als Person des öffentlichen Lebens nicht etwas zu riskant?
Burdecki: Es ist nicht unbedingt riskanter als für jeden anderen. Für mich ist es sogar ein Pluspunkt, weil er mich dann ja auch nicht über Instagram und Co. überprüfen kann ... Sofern er keinen Undercover-Account hat (schmunzelt). Aber wenn er selbst wirklich keine Sozialen Medien nutzt, gibt es bei mir schon Pluspunkte. Natürlich bin ich vorsichtiger geworden, weil ich oft verarscht wurde. Ich hatte tolle Ex-Freunde, mit denen ich mich bis heute verstehe, aber eben auch welche, bei denen ich gemerkt habe, dass sie es nicht gut mit mir meinen.

Copyright: 2024 Getty Images/Joshua Sammer
Evelyn Burdecki will unbedingt eine Familie gründen. Über ihre Optionen, Hoffnungen und Träume philosophiert die 37-Jährige im Interview: „Dieses gesellschaftliche Thema so offen anzusprechen, war mir total wichtig, auch wenn ich mich verletzlich mache.“ (Bild: 2024 Getty Images/Joshua Sammer)
teleschau: Haben Sie bereits die Erfahrung gemacht, dass Sie jemand nur wegen Ihrer Berühmtheit gedatet hat?
Burdecki: Ich würde sagen, jeder Zweite. Manchmal denke ich, 'Evelyn, flieg nach Australien oder irgendwohin, wo es kein Social Media gibt' - einfach mal daten wie ein No Name, ohne Voreinschätzung. Es ist oft ein Ungleichgewicht: Ich weiß nichts über ihn, er weiß alles über mich. Beim Date merke ich schnell, wenn Fragen wie „Wie ist denn der Gottschalk so?“ kommen - da geht's nicht um mich, sondern um die Leute um mich herum. Und wenn ein Mann mich beim Date interviewt, dann weiß ich schon: Das passt nicht.
„Der Gedanke, dass mir ein Arzt sagt, ich könne nicht mehr schwanger werden, ist für mich ganz schlimm“
teleschau: Zu Beginn Ihrer Serie kündigen Sie an, dass Sie nun Ihr Glück selbst in die Hand nehmen wollen - das heißt?
Burdecki: Ich hege den großen Wunsch, Mama zu werden. Ich bin jetzt 37, die Zeit rennt, und der Gedanke, dass mir ein Arzt irgendwann sagt, ich könne nicht mehr schwanger werden, ist für mich ganz schlimm. Das macht Druck - und der wurde immer größer. Deshalb entschied ich mich für Social Freezing und nahm das Thema bewusst in die Doku mit auf. Ich weiß, viele sehen das immer noch kritisch, so nach dem Motto: „Was stimmt mit ihr nicht?“ Aber genau deshalb sage ich: „Hey Mädels, ich nehme euch mit auf diese Reise - so persönlich das auch ist.“

Copyright: TVNOW / Dirk Borm
„Bauernschläue ist manchmal eben schlauer als Professorschläue“: Für diese Art von Sprüchen ist Evelyn Burdecki bekannt. Wie sie mit den an ihr haftenden Klischees spielt, verrät sie im Interview. (Bild: TVNOW / Dirk Borm)
teleschau: Mit diesem Thema in die Öffentlichkeit zu treten, scheint Sie große Überwindung gekostet zu haben?
Burdecki: Anfangs, ja. Aber ich entschied mich, die Kameras mitzunehmen, weil ich vor allem den Mädels da draußen zeigen will: „Ihr seid nicht allein, traut euch! Es ist euer Körper, euer Leben.“ Ich bin stolz, eine Art Vorbildfunktion einzunehmen. Ich hatte das Glück, dass ich selbst entscheiden durfte, was gezeigt wird - niemand machte mir Vorgaben. Dieses gesellschaftliche Thema so offen anzusprechen, war mir total wichtig, auch wenn ich mich verletzlich mache. Aber genau das hat mich stärker gemacht. Das Feedback von Frauen, die sagen: „Danke, dass du dich getraut hast“ zeigt mir, wie wichtig das war. Viele haben Angst vor dem Prozess - Hormone, der Eingriff - und ich hatte auch Zweifel.
teleschau: Zweifel, die Sie schließlich überwunden haben?
Burdecki: Es ist ein tolles Gefühl, wenn man's durchzieht, um vielleicht sogar irgendwann das Wunder der Geburt zu erleben. Eine Freundin von mir hatte zehn Versuche, neun davon ohne Erfolg, drei Fehlgeburten - beim zehnten hatte ich plötzlich ihr Baby im Arm. Sie war damals 44 Jahre alt. Für mich ist das ein echtes Privileg, dass wir Frauen diese Möglichkeit haben.
„Ich setz' mich nicht unter Druck, morgen den Richtigen finden zu müssen“
teleschau: Wie sind Sie mit dem Druck zurechtgekommen, als 37-jährige Frau offen zu sagen: „Ich will eine Familie“ - in einer Branche, die oft Jugend und Ungebundenheit glorifiziert?
Burdecki: Ich hörte natürlich oft: „Evelyn, du wirst älter, was ist mit Schwangerwerden?“ Und dann kommt so ein Spruch wie: „Nimm doch einfach den Nächstbesten.“ Wo ich mir denke: „Bitte was? Ich soll todunglücklich sein, nur damit ich ein Baby habe?“ - Nein. Ich weiß einfach, beim Nächsten habe ich richtig Glück - Hochzeitsglocken, Kinder, alles. Aber ich setz' mich nicht unter Druck, morgen den Richtigen finden zu müssen. Ich gehe ja auch nicht raus und sage: „Lass' uns heute daten, und morgen bin ich schwanger.“
teleschau: Gibt es trotzdem etwas, das Sie bei dem Thema nach wie vor beschäftigt?
Burdecki: Ja, total. Vor allem, weil mein Papa das leider nicht mehr miterleben kann. Aber meine Mama ist noch da - und ihr ein Enkelkind zu schenken, das wäre mein größter Traum. Alle anderen, die versuchen, mich in die Ecke zu drängen - ach, das ist mir mittlerweile ziemlich egal. Je älter ich werde, desto klarer weiß ich, was ich will. Und wenn eine Frau keine Kinder will, ist das auch völlig okay. Aber ich denke oft an meine Mama. Das ist das Einzige, was mir wirklich nahegeht.

Copyright: 2025 Getty Images/Joshua Sammer
Evelyn Burdecki hat eine eigene Doku: Sie zeigt nun ungeschönt ihren Alltag - als 37-jährige Frau mit Kinderwunsch. (Bild: 2025 Getty Images/Joshua Sammer)
teleschau: Was raten Sie Frauen, die in einer ähnlichen Situation sind?
Burdecki: Ich würde mit dem Thema offen umgehen und mit Menschen sprechen, die mir guttun. Mich als Frau unter Druck setzen lassen - nein. Lieber ehrlich in mich reinhören: „Was will ich?“ Man muss auch realistisch sein. Wer mit Mitte 30 denkt, er hat noch zehn Jahre, kann Glück haben - ja. Vielleicht klappt es auch noch mit 43. Die Risiken werden jedoch immer größer, während die Chancen immer kleiner werden. Wichtig ist, sich trotz gesellschaftlicher Erwartungen keinen Druck zu machen. Es ist mein Körper, ich entscheide, ob ich ein Kind möchte oder nicht. Eine gesunde Abgrenzung zu anderen Meinungen ist das A und O.
teleschau: Wenn Sie Ihr 20-jähriges Ich treffen könnten, was würden Sie Ihm raten?
Burdecki: Mach, worauf du Bock hast! Wenn du reisen willst, mach's. Wenn du nicht studieren willst oder die Schule abbrechen und losziehen willst - auch okay. Es gibt keine Garantie für die Zukunft. Auch als Professor kannst du unglücklich sein, wenn der Beruf nicht zu dir passt. Also: Hör auf dich, nicht nur auf Eltern und Freunde. Lasse dich nie von Erwartungen anderer davon abhalten, deine Träume zu verfolgen. Dir muss es gut gehen. (tsch)