„Gewisse Körperteile nicht mehr gesehen“Chris Tall spricht über Abspecken und Schönheitswahn

Comedian Chris Tall

10 Jahre lang ist Chris Tall schon auf den deutschen Comedy-Bühnen zu Hause. Privat kann er auch mal ernst sein – wenn auch nur ganz kurz.

Chris Tall, Comedian, Moderator – und seit zehn Jahren im Geschäft. Im Gespräch mit EXPRESS verrät er seine Abnehm-Motivation und spricht über sein persönliches Schönheitsideal. 

von Alexandra Miebach (mie)

Seit stolzen zehn Jahren tummelt er sich schon auf den deutschen Comedy-Bühnen, dabei ist er gerade einmal 32 Jahre alt: Chris Tall gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Comedians der Bundesrepublik.

Wenn er nicht gerade mit eigenen Programmen auf der Bühne steht, moderiert er diverse TV-Shows wie zuletzt „Take Me Out XXL“ (RTL) oder ist mit seinem wöchentlichen Podcast „08/17“ zu hören (RTL+ Musik). Ab September geht er mit seinem aktuellen Programm „Chris Tall – Schönheit braucht Platz!“ auf Tour. Zeit für ein langes Interview.

Chris Tall spricht über sein Schönheits-Ideal

Im September geht es auf Tour. Aufgeregt?

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Chris Tall: Nicht direkt aufgeregt, aber vor jeder Show habe ich schon etwas Lampenfieber. Das gehört wohl dazu. Sollte das mal vorübergehen, werde ich wohl aufhören müssen.

Ihr aktuelles Programm heißt „Schönheit braucht Platz!“. Heißt das, dass es um Schönheitsideale geht?

Chris Tall: Nein, im Gegenteil: Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Jeder Mensch ist auf seine ganz eigene Art schön.

Und was bedeutet „Schönheit“ für Sie?

Chris Tall: Sich selbst zu akzeptieren.

Viele, gerade junge Menschen, verfallen in einen regelrechten Schönheits- und Selbstoptimierungswahn, wollen immer sportlicher, schöner und jünger aussehen. Wie sehen Sie das?

Chris Tall: Das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Ich habe zum Beispiel etwas abgenommen, weil ich mich nicht mehr wohlgefühlt habe in meiner Haut und gewisse Körperteile an mir nicht mehr gesehen habe (lacht). Viel wichtiger war allerdings für mich, dass ich auf der Bühne gemerkt habe, energetisch an meine Grenzen zu kommen. Ich musste also fitter werden. Aber für mich gibt es kein Schönheitsideal, das es wert ist, sich gesundheitlich oder finanziell in Gefahr zu begeben.

Lola Weippert und Chris Tall sind die Moderatoren der RTL-Show „Das Supertalent“.

Zusammen mit Lola Weippert moderierte Chris Tall 2021 die bisher letzte Staffel „Das Supertalent“.

Worauf dürfen sich die Fans beim aktuellen Programm noch freuen?

Chris Tall: Viel Improvisation. Keine Show ist wie die andere. Es gibt doch tatsächlich Menschen, die immer wieder zum gleichen Programm kommen, jedoch das Gefühl haben, sie säßen in einer neuen Show. Das ist für mich das größte Kompliment.

Ihren Durchbruch hatten Sie vor 10 Jahren beim RTL Comedy Grand Prix. Damals waren Sie 21 Jahre alt. Was hätten Sie beruflich gemacht, wenn es damals anders gelaufen wäre?

Chris Tall: Da ich Versicherungskaufmann gelernt habe, würde ich das wohl machen. Und zwar gerne. Es gibt mehr Parallelen zu meinem heutigen Beruf, als man denkt. Die wichtigste Erkenntnis war, dass ich in beiden Berufen versuche, mich mit Witz selbst zu verkaufen. Das zieht sich durch mein Leben und es gefällt mir sehr.

Chris Tall: So hat der Erfolg mich verändert

Hat der Erfolg Sie verändert?

Chris Tall: Mit Sicherheit verändert Erfolg einen Menschen in gewisser Hinsicht. Ich zum Beispiel habe das Golfen angefangen (lacht). Ich hoffe aber, dass ich meinen Grundprinzipien treu geblieben bin: So wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.

Waren Sie schon zu Schulzeiten der Klassenclown?

Chris Tall: Ja, ich war der typische Klassenclown und habe versucht, lustig zu sein. Aber meistens habe ich alle damit genervt. Da bin ich heute auf der Bühne doch eindeutig besser aufgehoben!

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Gab das auch mal Ärger mit den Lehrern? Haben Sie diese nach Ihrer Schulzeit jemals wiedergesehen?

Chris Tall: Ich habe keinen Lehrer wiedergetroffen, seitdem ich Comedian bin. Das ist eigentlich sehr schade, da man sehr viel Zeit zusammen verbracht hat. Mich würde schon interessieren, was sie heute über mich denken.

Und gibt es Chris Tall auch mal ernst?

Chris Tall: Auf jeden Fall. Aber meistens halte ich das nicht lange durch, bis doch wieder ein Spruch durchblubbert.

Haben Sie ein Vorbild, das Sie zur Comedy inspiriert hat?

Chris Tall: Ich habe einen recht jungen Comedian im Fernsehen gesehen und dachte, wenn der das in dem Alter kann, dann probiere ich das auch mal. Er war zu dem Zeitpunkt 18 Jahre alt. Was ich nicht wusste, war, dass er mit 14 Jahren bereits angefangen hatte. Ich habe mich dann überall beworben, aber natürlich voll unterschätzt, wie schwierig der Weg auf die Bühnen sein kann.

Chris Tall verrät, über welche Kollegen er besonders lachen kann

Und über welche Kollegen können Sie besonders lachen?

Chris Tall: Bastian Pastewka, Özcan Cosar, Bodo Bach, Alain Frei, Osan Yaran, Herr Schröder … ich könnte viele aufzählen.

Derzeit jagt eine Krise die andere. Da fällt es vielen schwer, zu lachen und fröhlich zu sein. Glauben Sie, dass Ihr Job gerade jetzt umso wichtiger ist?

Chris Tall: Ich glaube, Lachen und Humor sind immer wichtig. Wenn man sich selbst nicht so ernst nimmt, kann das sehr helfen im Alltag. Aber natürlich freut es uns Comedians auch, wenn wir Menschen ab und zu ihre Sorgen vergessen lassen können und wir einfach zusammen lachen. Das führt Menschen ja auch zusammen.

Und wie gehen Sie mit schlechten Nachrichten um? Wie schaffen Sie es, Ihre lustige Art bei all dem nicht zu verlieren?

Chris Tall: Ich habe ein stabiles Umfeld mit Freunden und Familie. Das hilft sehr, wenn es mir selbst mal nicht so gut geht.

Sie sind jetzt 32 und seit zehn Jahren solide im Geschäft. Was raten Sie Nachwuchs-Comedians?

Chris Tall: Auftreten, auftreten, auftreten.

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Sie haben eine Zeit lang in Köln gelebt, leben jetzt in Hamburg. Vermissen Sie das Rheinland?

Chris Tall: Ich bin durch und durch Hamburger. Ich blute blau. Zum Glück darf ich sehr oft in Köln und Umgebung arbeiten. Das genieße ich immer sehr und fahre dann beseelt nach Hause.

Was schätzen Sie am Rheinland besonders? Und was an Hamburg?

Chris Tall: Ich bin im Rheinland sehr freundlich und fröhlich aufgenommen worden. Ich mag sehr die Offenheit, erst mal auf alles und jeden zuzugehen. Aber Hamburg ist einfach die schönste Stadt Deutschlands mit einem sehr schönen Dialekt. Nur der HSV… na ja, lassen wir das.

Über Hamburger wird oft gesagt, dass sie eher kühl und reserviert sind. Stimmt das?

Chris Tall: Die Hamburger gucken vielleicht einmal mehr, auf wen sie sich einlassen. Aber wenn sie das tun, dann sind sie auch treu. Haben die Nordlichter einen anderen Humor als die Rheinländer? Wird im Hamburg weniger gelacht? Ich glaube nicht. Ich durfte im November 2022 mein Solo vor 10.000 Comedy-Fans in der Barclays Arena spielen und das war ein Hexenkessel der guten Laune.

Chris Tall: Durch und durch ein Hamburger Junge

Chris Tall (bürgerlich Christopher Nast) wurde am 4. Mai 1991 in Hamburg geboren. Nach der Schule machte er eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann. 2013 kam dann der Durchbruch als Comedian nach seinem Sieg beim RTL Comedy Grand Prix. 2016 bekam er den deutschen Comedypreis als Bester Newcomer. 2019 hatte er seine eigene Show „Chris Tall presents“ bei Amazon Prime.

2020 saß er mit Dieter Bohlen, Bruce Darnell und Evelyn Burdecki in der „Supertalent“-Jury. 2021 moderierte er die Show. Chris Tall moderiert „Murmel Mania“ und bis vor Kurzem „Take Me Out XXL“. Mit Özcan Cosar hat er den Podcast „08/17“. Er lebte bis 2014 in Köln, zog dann wieder nach Hamburg.