Frische Zahlen im neuen RTL-“Gehaltsranking“: „Zum ersten Mal sprechen gleich mehrere Mitarbeitende von Aldi Süd im Fernsehen darüber, was sie verdienen“, heißt es im Film mit Steffen Hallaschka. Auch ein Schlagerstar und eine Grünen-Ministerin geben Auskunft über ihre Einkünfte.
„Was verdient Deutschland?“Aldi-Mitarbeiter verraten erstmals im TV ihr Gehalt – Grünen-Ministerin toppt das Ranking

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RTL-Reporter Stefan Uhl (links) hört sich in einer Aldi-Filiale um, was dort die Angestellten verdienen.
Am Ende der Doku „Was verdient Deutschland? Das große Gehaltsranking“ gönnen sich die Filmemacher ein kleines Experiment. Ein Facility Coordinator (sprich: Hausmeister-Koordinator), eine Fitnessstudio-Betreiberin, ein Buchhändler, eine Malermeisterin und ein Pharma-Mitarbeiter sollen gegenseitig ihre Gehälter schätzen. Wie beabsichtigt, birgt das Ganze manche Überraschung.
Seine 5000 Euro hätte dem Facilty Coordinator keiner zugetraut („Was ein Hausmeister alles verdient!“). Als die Fitnessstudio-Betreiberin ihr Täfelchen mit 2400 Euro umdreht, geht ein Raunen durch die Halle: „Du musst nicht so mitleidig gucken“, sagt sie zum Nebenmann. Auch der Buchhändler sorgt mit schmalen 3000 Euro für betroffenes Staunen – er will sich nicht mehr auszahlen als seinen 18 Angestellten in drei Filialen.
Die Malermeisterin kommt auf 4500 Euro brutto, der promovierte Pharma-Qualitätsmanager steht wie von den anderen vermutet ganz oben. Das aber mit weitem Abstand. 8580 Euro hat er aufgeschrieben. „Stolz darauf bin ich nicht“, kommentiert er das Gehaltsgefälle. „Ich fühle mich schlecht, wenn ich sehe, was andere Leute leisten und dass das Gehalt in keinem Verhältnis steht.“
Am Hamburger Hafen „kann man gut Geld verdienen“
Bereits vergangenes Jahr hatten die RTL-Reporter Steffen Hallaschka und Stefan Uhl in zwei Reportagen den Deutschen mit unschuldiger Neugier auf die Lohnzettel geschaut – haarscharf an der Neiddebatte vorbei. Warum die Einkommensverteilung im Land ein Tabu sein soll, lässt sich auch schlecht begründen.
Erneut haben Hallaschka, Uhl und das RTL-Team dem Drang nachgegeben, vor allem Mitglieder solcher Berufsgruppen zu befragen, deren Tagwerk gewisse Doku-Schauwerte garantiert. So hörten sich die beiden ausgiebig vor der Kulisse des Hamburger Hafens um.
Hier trifft man offenbar auf laute glückliche Angestellte. „Im Hafen kann man gut Geld verdienen“, versichert der Geräteführer auf dem Schwimmbagger, der 4892 Euro monatlich bezieht. Auch der Schiffsmechaniker auf dem Schlepper findet 5480 Euro ein „Top-Gehalt“. Der Schiffsführer kriegt inklusive diverser Zulagen sogar 6100 Euro. Der Decksmann nennt 5.600 Euro. „Das ist sehr ordentlich“, findet er. Und krisensicher obendrein: „Solange es den Hamburger Hafen gibt, wird hier gebaggert.“
In Berlin geht es unter die Erde. Der Kanalmaurer, der mit den Hinterlassenschaften der Hauptstadtbewohner sein Geld verdient, bezieht 4800 Euro brutto – inklusive „Schmutzzulage“. Der Vorarbeiter im Reinigungsteam für unterirdische Abwasseranlagen verdient an einem „bestialisch“ stinkenden Arbeitsplatz 4300 Euro. In andere Regionen kommt man am Pampers-Werk in Euskirchen. Der Industrie-Mechatroniker informiert den staunenden Azubi und das TV-Publikum über sein Monatsgehalt: 5985 Euro.

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Schlagerstar Klaus Baumgart verdient heute am meisten an Auftrittsgagen.
Die hohen Gehälter bei vielen technischen Berufen habe er „so nicht erwartet“, wundert sich Steffen Hallaschka. Birgitta Kubsch-von Harten, Geschäftsführerin der Bundesagentur für Arbeit in Düsseldorf, hingegen schon, wie sie im Interview erklärt: Es sei nicht überraschend, „dass Qualifizierung und Spezialisierung zu einem hohen Gehalt führen“.
Was die Statistik sagt: Das deutsche Durchschnittsgehalt liegt derzeit bei 4691 Euro – allerdings verdienen zwei Drittel der Deutschen weniger als diesen Brutto-Lohn. Aussagekräftiger ist also das sogenannte Median-Einkommen, der Wert in der Mitte der Einkommensverteilung: Er liegt aktuell bei 4063 Euro.
Beim Discounter Aldi Süd finden sich Gehälter sowohl deutlich darüber als auch deutlich darunter. Der Azubi liegt bei 1500 Euro, der von RTL befragte Teilzeit-Kassierer (auf Vollzeit hochgerechnet) bei 2600 Euro. Andere Gehaltsklassen werden im Management bedient. Der Regionalverkaufsleiter-Trainee nennt dem TV-Team 5583 Euro, die Filialleiterin verdient nach eigenen Angaben 5732 Euro brutto.
Apropos brutto: Beamte werden im Film sofort nach dem Netto-Verdienst gefragt. Dem Gerichtsvollzieher bleiben von 4464 Euro nach Abzügen rund 3500 Euro. Auch zwei Zollbeamte im mittleren (3880 Euro brutto, 3180 Euro netto) und gehobenen Dienst (4100 Euro brutto, 3300 Euro netto) stehen im RTL-Brutto-Ranking schlechter da als in der Wirklichkeit. Reporter Uhl pfeift fröhlich: „Das ist das Schöne am Beamtenleben: Die Abzüge halten sich wirklich in Grenzen.“
Auf Brutto-Spitzengehälter kommen andere. Zum Beispiel die fünffache Tankstellenpächterin, die sich selbst 10.917 Euro pro Monat auszahlt. Oder Schlagersänger Klaus Baumgart (Klaus und Klaus). An seinem größten Hit „An der Nordseeküste“ habe er „leider zu wenig“ Geld verdient, da die Melodie auf einem irischen Volkslied basiert. Heute verdient er vor allem an Gagen. Pro Auftritt seien es zwischen 2500 und 3500 Euro. Im Monat kommen laut seiner Auskunft circa 7000 Euro zusammen. „Davon kann man sich Brötchen kaufen.“
Grünen-Politikerin Katrin Eder: „Meine Herausforderung ist der Hass geworden“
Keine finanziellen Sorgen muss sich auch die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder machen. Die Grünen-Politikerin verdient 16.300 Euro brutto im Monat und belegt im Ranking der Doku Platz eins. Alles behalten darf sie nicht: „Es ist bei den Grünen üblich, dass man sein Gehalt nicht in vollem Umfang behalten darf. Ich gebe ungefähr 2000 Euro im Monat ab.“ Zu meckern gibt es über das Einkommen dennoch nichts: „Ich finde, das ist sehr, sehr viel Geld. Es wäre vermessen, zu sagen, das müsste mehr sein.“
Kummer bereiten der Politikerin auch nicht die 60 bis 70 Wochenstunden und die nur selten arbeitsfreien Wochenenden. „Meine Herausforderung ist der Hass geworden“, klagt Katrin Eder. Den bekomme sie in alltäglichen Situationen wie beim Bäcker zu spüren. Vor dem Hintergrund ist ihre Offenheit im RTL-“Gehaltsranking“ durchaus mutig.
Teil zwei von „Was verdient Deutschland?“ folgt eine Woche nach dem ersten, am Donnerstag, 22. Mai, um 20.15 Uhr bei RTL. (tsch)