TV-Richterin zeigt ihren größten FallLeiche am Rheinufer – „Ich kann mir keinen juristischen Fehler leisten“

Barbara Salesch, Juristin und ehemalige Richterin, posiert für den Fotografen.

Die ehemalige Richterin Barbara Salesch urteilt bald in einem abendfüllenden Spielfilm.

Sie ist die Erfinderin der TV-Gerichtsshows. RTL lässt die scharfsinnige Richterin Barbara Salesch nun zur besten Sendezeit auf den Bildschirm. Gedreht wurde der Krimi in Köln und Umgebung.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Ende der 90er Jahre löste sie den Boom der Gerichtsshows im deutschen Fernsehen aus. Barbara Salesch (75) leitete zwölf Jahre lang bei Sat.1 Verhandlungen. Nach zehnjähriger Pause kehrte sie 2022 bei RTL auf den Bildschirm zurück.

„Barbara Salesch – Das Strafgericht“ liefert im Nachmittagsprogramm Gerichtsverhandlungen mit mal mehr und mal weniger talentierten Schauspielerinnen und Schauspielern. Doch nun erwartet das Publikum ein ganz neues Format mit der erfahrenen Juristin und anderen bekannten Gesichtern.

Barbara Salesch: Krimi mit Gerichtsverhandlung bei RTL

Passend zu ihrem vor wenigen Tagen stattgefundenen 75. Geburtstag wird die Grande Dame der deutschen Gerichtsshows in einem Primetime-Film zu erleben sein. „Barbara Salesch – Der größte Prozess ihres Lebens: Die Tote im Rhein“ bietet am 10. Juni 2025 um 20.15 Uhr bei RTL einen 90-minütigen Fall.

Alles zum Thema RTL

Die Story: Acht Jahre nach dem Verschwinden einer verheirateten Frau, die auf einer Dating-App aktiv war, wird deren Leiche im Rhein entdeckt. Offensichtlich wurde bewusst ihr Aussehen stark verändert und alles deutet auf ein langjähriges Martyrium hin. Die Ermittlungen führen in ein verstecktes Verlies, das jahrelang verborgen blieb.

Salesch rekonstruiert in der Verhandlung die Leidensgeschichte des Opfers, die schon lange vor der eigentlichen Tat im engsten Umfeld der Toten beginnt. Neue Zeugen und Beweismittel werfen Fragen und Zweifel auf – bis ein kleines, vorher übersehenes Detail die Aufklärung des Mordfalls einleitet.

„Das wird total anders als die normalen Folgen. Wir haben einen abendfüllenden Spielfilm produziert. Zu sehen gibt es eine sechstägige Hauptverhandlung vor Gericht. Es ist inszeniert wie ein Krimi, aber aus der Sicht der Vorsitzenden Richterin – das bin ich“, sagt Salesch im EXPRESS.de-Gespräch.

Filmfoto des Barbara Salesch-Krimis.

„Barbara Salesch – Der größte Prozess ihres Lebens: Die Tote im Rhein“ heißt der Film, der im Juni bei RTL zu sehen sein wird.

Die Produktion sei viel aufwändiger als bei den Nachmittagsformaten gewesen. „Normalerweise produzieren wir an einem Tag drei Sendungen, teilweise auch schon mal so salopp aus der Hosentasche, das ging hier gar nicht“. Für die Szenen habe sie allein einen Tag nur mit verschiedenen Gesichtsausdrücken im Taxi gesessen. Im Gerichtssaal sei sogar ein Kamerakran aufgebaut gewesen.

Der wesentliche Unterschied: Für den Primetime-Film gab es auch zahlreiche Außendrehs. „Den Fund der Leiche haben wir am Rhein Richtung Bonn gedreht, weil es dort ein paar verwunschene Ecken gibt. Ein Spaziergänger hat beim Dreh sogar angemerkt, dass an der Stelle öfter etwas angeschwemmt würde.“

Das Oberlandesgericht am Reichenspergerplatz wird im Film zum Amts- und Landgericht umfunktioniert. Salesch fährt mit dem Taxi vor und sieht bereits die wartende Presse auf der Treppe. Anwälte tauschen sich auf den Fluren aus. „Die eigentlichen Vernehmungen haben wir auf das Wesentliche zusammengeschnitten, weil wir die Begleitumstände eines Prozesses mehr zeigen wollten.“

Es habe sie ungemein viel Zeit gekostet, das Drehbuch zu überarbeiten, damit man am Ende auch etwas präsentiert, was überhaupt realistisch ist. „Durch meine Erfahrungen habe ich auch eine gewisse kriminelle Fantasie“, sagt sie lachend. „Der Spagat zwischen Unterhaltung und juristisch korrekter Arbeit muss gelingen. Denn ich bin Deutschlands best beobachtete Richterin. Ich kann mir keinen juristischen Fehler leisten.“

Reporter Marcel Schwamborn mit Richterin Barbara Salesch.

EXPRESS.de-Reporter Marcel Schwamborn traf Barbara Salesch in Köln, um mit ihr über ihre Karriere zu sprechen.

Der Alltag in der Justiz sehe anders aus: „Wir rennen Zeugen und Beweismitteln hinterher, im Film ist alles da. Im Fernsehen kommt am Ende die Wahrheit ans Licht, im wirklichen Leben höchst selten. Mit Mitteln der Unterhaltung kann die Justiz aber den Bürgern nähergebracht werden. Ich mache keine Fortbildung für Volljuristen. Aber wenn man das Wissen aus den Sendungen hat, ist man schon sehr gut aufgestellt.“

Gericht am Reichenspergerplatz wird im Film umfunktioniert

Daher bekomme sie auch viel Lob aus der Branche. „Vor mir sahen Richter so aus: grauhaarig, männlich, mit Bart und unverständlicher Sprache. Dann kam plötzlich jemand daher mit einer Sprache, die alle verstehen, mit roten Haaren. Das hat das Richterbild sehr positiv befördert. Durch meine Art habe ich schon früher am Landgericht Hamburg viel mehr aus den Angeklagten rausbekommen.“

Nun ist die 75-Jährige gespannt, wie das Primetime-Spezial ankommt. „Es ist eine neue Sicht auf einen Krimi und aus meiner Sicht ein extrem guter Film geworden. Wenn das beim Publikum ankommt, dann könnte es gut sein, dass im kommenden Jahr noch einmal ein Fall nachgelegt wird.“