+++ EILMELDUNG +++ Große Trauer um Musiker „Rock 'n' Roll“-Legende Duane Eddy ist tot

+++ EILMELDUNG +++ Große Trauer um Musiker „Rock 'n' Roll“-Legende Duane Eddy ist tot

„Es ist vollbracht“Neonazi und einstiger FC-Ultra blamiert Putin mit brutaler Aktion in Russland

Der bekannte Rechtsextremist Denis Kapustin (Nikitin) kämpft gegen Putin. Das Foto zeigt ihn auf seinem Telegram-Account "White powder"

Der bekannte Rechtsextremist Denis Kapustin (Nikitin) kämpft gegen Putin. Das Foto zeigt ihn auf dem Telegram-Account „White powder“.

Putin hat behauptet, dass ukrainische Saboteure in der russischen Oblast Brjansk zwei Menschen ermordet hätten. Doch mutmaßlich steckt ein ganz anderer hinter der Blitzaktion: Ein russischer Neonazi und seine fragwürdige Truppe – ärgste Feinde Putins.

von Martin Gätke (mg)

Sein kurzes Video auf Telegram dürfte für so einigen Schock im Moskauer Kreml gesorgt haben. Bewaffnet mit einer Kalaschnikow und in voller Montur steht Denis Kapustin, der meist unter den Pseudonymen Nikitin oder White Rex auftritt, vor einem Ärztehaus im russischen Dorf Ljubetschane. 

Er wirkt zufrieden, erklärt: „Meine Freunde, es ist vollbracht, wir haben die Grenze der Russischen Föderation überquert.“ Wie zum Beweis tippt er hinter sich auf ein Metallschild, der Eingang einer Sanitätsstation. „Wir kämpfen nicht mit Zivilisten, töten niemanden, der waffenlos ist.“ Dann teilte er seine Botschaft an die russische Bevölkerung: „Beweist, dass ihr keine Sklaven seid.“ Es sei die Zeit für den Aufstand gekommen.

Russland: Neonazi dringt mit Truppe in Grenzdorf ein

Kapustin sorgte mit dem Telegram-Video für einigen Wirbel in Russland, die russischen Nachrichtenagenturen und Propagandasender überschlugen sich, schickten die Meldung raus, eine ukrainische Sabotageeinheit sei verantwortlich für eine Geiselnahme. Nach offiziellen russischen Angaben wurden zwei Menschen getötet, ein Junge verletzt. Auch seien zwei Dörfer, Suschani und Ljubetschane, angegriffen worden. Angaben, die nicht unabhängig verifiziert werden können.

Alles zum Thema Wladimir Putin

Hier bei unserer Umfrage zum Krieg in der Ukraine mitmachen:

Präsident Putin selbst sprach in einem Fernsehauftritt von einem „Akt des Terrorismus“.

Das russische Außenministerium machte am Freitag gar den Westen verantwortlich: „Die Morde im Gebiet Brjansk wurden aus NATO-Waffen verübt.“ Putin berief den nationalen Sicherheitsrat ein. Die Ukraine wiederum bezeichnet den Vorfall auf Twitter als „klassische, bewusste Provokation“ Russlands.

Russland: FSB zeigt von Kugeln durchsiebten Lada

In russischen Medien kamen angebliche Augenzeugen zu Wort. Ein Anwohner aus Ljubetschane erklärte, dass eine bewaffnete Gruppe aus „ukrainischer Richtung“ ins Grenzdorf eingedrungen sei. Zwei Männer wurden in ihren Autos erschossen, erklärte er.

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB zeigte später in einem Video den von Kugeln durchsiebten Lada und seinen toten Fahrer.

Mutmaßlich steckt Nikitin und seine Truppe hinter der Aktion: Russische unabhängige Exilmedien und Journalistinnen und Journalisten haben im Video auf dem Telegram-Account des sogenannten „Russischen Freiwilligenkorps“ schon früh den bewaffneten Mann als Denis Kapustin ausmachen können, einen über die Grenzen hinweg bekannten Rechtsextremisten.

Er hat sich im Krieg auf die Seite der Ukraine gestellt, ist auch in Deutschland ein bekannter russischer Neonazi, der vor allen Dingen in der Hooliganszene Bekanntheit erlangte.

Denis Kapustin: 2001 war er bei den Ultras des 1. FC Köln

Laut „Zeit“ zog Nikitin 2001 als damals 17-Jähriger mit seiner Familie nach Köln, wuchs dort auf, schloss sich den Ultras des 1. FC Köln an. Später kehrte er in seine Heimat Russland zurück, fungierte in der Szene als Mittelsmann zu westlichen Rechtsradikalen.

2008 gründete er ein Modelabel: „White Rex“, veranstaltete MMA-Turniere und Kampfsport-Events, nahm auch in Deutschland an Rechtsrock-Festivals teil. Er schloss Kontakte zu den Neonazis, nicht nur zu bekannten Namen hierzulande, sondern auch in der Ukraine – und so auch zum ukrainischen Asow-Regiment. Er wurde einer ihrer Befürworter.

Russischer Neonazi kämpft gegen Putin und seine Armee

Nach eigenen Aussagen war Nikitin 2014 während der Revolution auf dem Majdan in Kyjiw, seit etwa 2017 lebt er endgültig in der Ukraine. Auch, weil deutsche Behörden gegen ihn eine europäische Einreisesperre erwirkt hatten. Und als Putin dann die Ukraine überfiel, hat auch Nikitin im August 2022 klargemacht, dass er einen bewaffneten Kampf gegen ihn führen will.

Im Sommer vergangenen Jahres hatte er auch das „Russische Freiwilligenkorps“ gegründet, Nikitin behauptet, das Korps nehme in Koordination mit den ukrainischen Streitkräften an Kämpfen gegen Putins Armee teil. Eine Bestätigung dafür gibt es vonseiten der Ukraine nicht. Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR hat sich zumindest von der Aktion der proukrainischen Russen nicht distanziert.

Viele Fragen zu der Aktion sind noch offen, die Lage im russischen Grenzgebiet Brjansk bleibt noch unübersichtlich. Allerdings muss sich der Kreml schon jetzt von Militärbloggern und russischen Patrioten die Frage gefallen lassen, warum Grenztruppen Nikitin und sein Korps nicht verhindern konnten. Putin hatte den Sicherheitsdienst angewiesen, die Kontrollen an der Grenze zur Ukraine zu verschärfen. Russland könnte den Vorfall außerdem dazu nutzen, seine Angriffe in der Ukraine zu verschärfen.

Nikitin rühmt sich derweil auf Telegram weiter mit seiner Aktion – und verspricht sogar eine umfangreiche Filmreportage. Innerhalb von wenigen Stunden hat sich die Followerzahl des „Freiwilligenkorps“ auf Telegram verdoppelt.