Abo

„Sie behandeln ihn nicht“Elfjährige stellt Putin im Staats-TV bloß

Kremlchef Wladimir Putin

Kremlchef Wladimir Putin musste auf die Frage eines elfjährigen Mädchens reagieren (Archivfoto)

Ein Moment, der dem Kreml gar nicht schmecken dürfte: Ein elfjähriges Mädchen konfrontiert Wladimir Putin live im TV mit einer heiklen Frage, die die brutale Realität seiner Armee enthüllt.

Kindermund tut Wahrheit kund – diese alte Weisheit wurde für Kremlchef Wladimir Putin plötzlich zur bitteren Realität.

Bei einem perfekt inszenierten TV-Auftritt am Dienstag (4. November) plauderte er mit Kindern von Soldaten und Soldatinnen. Doch dann durchbrach ein Mädchen die Propaganda-Fassade und sprach die grausame Wahrheit über Putins Armee an.

Weil ein Sender die Szene live übertrug, rutschte der peinliche Moment durch die Zensur und sorgt jetzt für riesiges Aufsehen. „Mein Onkel ist gerade an der Front“, sagte die elfjährige Kira Pimenowa mutig zum russischen Präsidenten, wie die unabhängige Nachrichtenagentur Agentsvo berichtet.

Dann legte die Kleine nach und schilderte die schockierende Situation ihres Onkels: „Er wurde am Arm verwundet – er liegt im Krankenhaus, aber sie behandeln ihn nicht. Jetzt schicken sie ihn wieder zu einem Einsatz“, so das Mädchen. Ihre flehentliche Bitte an Putin: „Ich würde mir wünschen, dass er in ein gutes Krankenhaus in Russland verlegt wird.“

Putin, sichtlich überrascht, versuchte die Situation zu retten. „Wir werden ihn finden, okay?“, antwortete er. Das Mädchen ließ aber nicht locker und nannte sogar den Namen ihres Onkels, Anton Fisjura. Putins knappe Antwort, um das Thema schnell zu beenden: „Danke, dass du an ihn denkst, gut gemacht.“

Danach beendete der Kremlchef das Gespräch schnell. Doch die Geschichte hinter der mutigen Frage ist noch tragischer. Wie Recherchen zeigen, hat die Elfjährige bereits ihren Vater im Ukraine-Krieg verloren. Nun bangt sie auch noch um das Leben ihres Onkels.

Der Vorfall entlarvt eine grausame Praxis in Putins Armee, die sonst totgeschwiegen wird. „Die Rückkehr von Soldaten an die Front ohne angemessene medizinische Versorgung“ sei eine „weit verbreitete Praxis, über die im Staatsfernsehen nicht berichtet wird“, so die vom Kreml verbotene Nachrichtenagentur. Kein Wunder, dass die Staatsmedien über die für Putin „peinliche Szene“ schweigen.

Der Vertuschungsversuch lief sofort an. „Das Video ist schnell von den Propagandakanälen verschwunden“, meldete Belsat TV, ein polnischer Sender, auf der Plattform X. Moskau will die unbequeme Wahrheit um jeden Preis unter den Teppich kehren.

Und tatsächlich: Eine Suche bei staatlichen und kremlnahen russischen Medien bleibt ergebnislos. Kein Wort über das brisante Gespräch zwischen dem Mädchen und dem Kremlchef auf dem Roten Platz.

Brutalität in Putins Armee durch zahlreiche Recherchen belegt

Dabei ist die Brutalität in Putins Armee durch zahlreiche Recherchen und Aussagen von Zeugen und Zeuginnen belegt. Berichte über Folter und sogar Exekutionen zeichnen ein düsteres Bild. Erst Ende Oktober deckte das unabhängige Medium Verstka die Gewalt innerhalb der russischen Truppen auf.

Demnach schicken russische Kommandeure ungehorsame Soldaten und Soldatinnen regelmäßig auf „Todesmissionen“. Zeugen und Zeuginnen berichten von tagelangen Misshandlungen. Besonders grausam: In Ungnade gefallene Truppenmitglieder sollen sogar gezwungen worden sein, in „Gladiatorenkämpfen bis zum Tod“ gegeneinander anzutreten. (red)