Ein deutsches Reporter-Team ist in der Ukraine nur knapp dem Tod entronnen. Bei einem russischen Drohnenangriff wurden zwei Journalisten verletzt, ein ukrainischer Soldat starb.
Ein Toter, zwei VerletzteDeutsche von Kamikaze-Drohnen angegriffen

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Das Foto zeigt einen ukrainischen Soldaten in einer Drohnenkommandozentrale an einem unbekannten Ort in der Ukraine Mitte Oktober (Symbolibild).
Aktualisiert
Ein plötzliches, unheilvolles Surren aus dem Nichts, gefolgt von einer ohrenbetäubenden Explosion.
Für ein deutsches Reporter-Team der „Welt“ wurde dieser Albtraum in der Ukraine zur brutalen Realität. Sie begleiteten gerade eine mobile Drohnenabwehreinheit des ukrainischen Militärs, als der Angriff geschah.
In der Nacht zum 13. Oktober schlug eine russische Lancet-Drohne direkt in den Militärlaster der Einheit ein, die sich in der Region Dnipro befand, nur etwa 20 Kilometer von der Frontlinie entfernt.
Chefreporter Ibrahim Naber blieb wie durch ein Wunder unverletzt, doch sein Kameramann Viktor Lysenko und der Producer Ivan Z. erlitten Splitterverletzungen. Für einen ukrainischen Soldaten, den 48-jährigen Konstantin, kam jede Hilfe zu spät, wie „Welt“ berichtet.
Team befand sich in „Todeszone“
Das Team war sich der Gefahr bewusst. Sie befanden sich in einer sogenannten „Todeszone“, einem Gebiet, das regelmäßig von russischen Kamikaze-Drohnen überflogen wird. Das charakteristische Surren dieser günstigen und in Massen eingesetzten Fluggeräte ist für die Soldatinnen und Soldaten vor Ort zum Synonym für die ständige, tödliche Bedrohung geworden.
In einem emotionalen Bericht schildert Chefreporter Naber die dramatischen Sekunden nach dem Einschlag. Er beschreibt die gewaltige Druckwelle, die ihn zu Boden warf, die Schreie seiner Kollegen und den verzweifelten Versuch, den schwer verletzten Ivan Z. aus der Gefahrenzone zu ziehen.
„Ist das gerade wirklich passiert? Lebe ich?“
Diese Gedanken schossen Naber durch den Kopf, wie er wiedergibt. Gemeinsam mit Kameramann Lysenko zog er den an beiden Beinen getroffenen und stark blutenden Kollegen in eine Baumreihe. Dort leisteten sie mit einer Abbindeschlinge lebensrettende Erste Hilfe.
Nach bangen Minuten des Wartens wurden sie von Soldatinnen und Soldaten der Brigade abgeholt und in ein Lazarett gebracht. Dort folgte die erlösende Nachricht für Ivan Z.: Aus seinem Bein konnte ein Schrapnell entfernt werden, eine Amputation war nicht notwendig. In einigen Wochen, so die Prognose, wird er voraussichtlich wieder laufen können.
Für den getöteten Soldaten Konstantin kam jede Hilfe zu spät. Nur wenige Minuten vor dem tödlichen Angriff hatte er dem Team noch ein Interview gegeben. Er erklärte, wie seine Einheit russische Drohnen bekämpft – und lachte noch, als er eine vermeintliche ukrainische Drohne am Himmel entdeckte. Es war die russische Lancet-Drohne, die ihn Minuten später das Leben kostete.
Die „Welt“ hat inzwischen bestätigt, sich nicht nur um den eigenen Reporter, sondern auch um den frei beauftragten Kameramann Viktor Lysenko und den Producer Ivan Z. zu kümmern, um ihnen die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. (red)
