Putins Kinderrechtskommissarin beschreibt schamlos die Entführung eines ukrainischen Kindes. Ihre Aussagen sind kaum zu ertragen.
Aussagen sind kaum zu ertragenPutins Politikerin gibt alles schamlos zu

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Putins Kinderrechtskommissarin Maria Lwowa-Belowa (hier im Juni 2025 im Kreml): Sie sprach offen über die Entführung eines Jungen aus Mariupol.
Aktualisiert
Es ist ein Geständnis, das an Zynismus kaum zu überbieten ist. Maria Lwowa-Belowa, Russlands Kommissarin für Kinderrechte, wird vom Internationalen Strafgerichtshof per Haftbefehl gesucht. Der Vorwurf: die Verschleppung ukrainischer Kinder.
In der russischen Talkshow „Smotri i Dumai“ („Schau und denke nach“) hat sie nun selbst offen zugegeben, einen Jungen aus Mariupol entführt und „umerzogen“ zu haben.
Der 15-jährige Filip habe „nicht nach Russland“ gehen wollen und sei „genervt von Moskau und Russland“ gewesen, so die Putin-Vertraute. Doch sie habe es geschafft, ihn auf Linie zu bringen. Das berichtet „The Kyiv Independent“.
Bereits im März 2023 erließ der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag Haftbefehle gegen Lwowa-Belowa und den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Ihnen wird die unrechtmäßige Deportation und der Transfer von Kindern aus den besetzten Gebieten der Ukraine nach Russland vorgeworfen. Der Kreml weist die Anschuldigungen als politisch motiviert zurück.
„Er hat die ganze Zeit ukrainische Lieder gesungen“
Mit der Erzählung über die Entführung von Filip bestätigt Lwowa-Belowa praktisch genau die Tat, die sie zu einer gesuchten Kriegsverbrecherin macht: ein Kind aus einem besetzten Gebiet zu nehmen und seine Identität an das russische Narrativ anzupassen.
Sie beschrieb, wie der Junge die „familiäre Atmosphäre ernsthaft verkomplizierte“, da er unter posttraumatischem Stress litt und eine negative Haltung gegenüber Russland hatte. „Er hat die ganze Zeit ukrainische Lieder gesungen. Ich sagte ihm: ‚Versuchst du, mich zu provozieren, indem du auf Ukrainisch singst? Wir sind Brudervölker‘“, erzählte sie.
Als der Junge in Moskau weiterhin pro-ukrainische Webseiten las, habe sie ihn zur Rede gestellt: „Hör zu, du bist jetzt in Russland, du musst deine Einstellung ändern.“
Auf die Frage, warum sie ihn mitgenommen habe, wenn er nicht in Russland leben wollte, antwortete Lwowa-Belowa lapidar: „Das ist nur so ein Teenager-Ding.“
Auf den Haftbefehl aus Den Haag angesprochen, tat Lwowa-Belowa die Vorwürfe als Fiktion ab. „Sie verbreiten immer wieder ihren Mythos, dass wir Kinder gewaltsam entfernen, ihre Identität ändern, sie im russischen Patriotismus umerziehen oder sie an die Front schicken“, sagte sie.
Auf die Frage, wie viele Kinder Russland aufgenommen habe, antwortete Lwowa-Belowa, die Zahl liege bei etwa 20.000. Laut der offiziellen ukrainischen Datenbank „Children of War“ wurden seit Beginn der groß angelegten Invasion mindestens 19.500 ukrainische Kinder von Russland entführt. (red)