Wertschätzen auf RheinischNeue Amtssprache: So will die Stadt Köln jetzt gendern

Gender

Mit diesem Schaubild will die Stadt Köln den Unterschied zwischen biologischem und sozialen Geschlecht veranschaulichen.

von Chris Merting (mert)

Köln – Die Stadt Köln hat eine neue Amtssprache eingeführt. „Als Hauptstadt des bunten und vielfältigen Lebens möchte Köln all ihre Einwohner*innen, Gäste, Kund*innen sowie Mitarbeitende gleichermaßen wertschätzen und sichtbar ansprechen“, teilt die Verwaltung dazu mit. Das bedeutet – wie Sie hier sehen – dass das Gender-Sternchen, der Asterisk, verwendet wird.

  • Stadt Köln führt genderneutrale Amtssprache ein
  • Leitfaden zu Gender-Sternchen und Co.
  • Maßnahmen sollen Diskriminierung vermeiden

Für die gendergerechte, einheitliche Sprache hat die Stadt einen 65 Seiten dicken Leitfaden erstellt.

Stadt Köln: Leitfaden für gendergerechte Sprache

„In unserer täglichen Arbeit sind wir Expert*innen“, führt Oberbürgermeisterin Henriette Reker dort aus. „Allerdings stehen wir immer vor gesellschaftlichen Veränderungen, die wir sowohl inhaltlich als auch sprachlich neu angehen müssen.“

Alles zum Thema Henriette Reker

Dafür gibt es jetzt den Leitfaden, der folgendes für die Kommunikation regelt: Es werden Formulierungen verwendet, die alle Geschlechter einbeziehen (etwa Zufußgehende), statt wie bisher die „vorgeschriebene binäre Nennung“ (Fußgängerinnen und Fußgänger).

Diskriminierungsfreie Sprache: Stadt Köln setzt auf Gender-Sternchen

Wo diese geschlechterumfassende Formulierung nicht möglich ist, wird der Gender-Stern, verwendet (etwa Bürger*innen).

Warum? Es gehe um längst überholte Vorstellungen und (Macht-) Verhältnisse. „Deutlich zeigt sich dies in der Verwendung des »generischen Maskulinums«“, heißt es im Leitfaden – wie Bürger, Studenten oder Kölner.

Psychologische Studien zeigten, dass die Verwendung der ausschließlich männlichen Form zwar Frauen „mit meint“, sie jedoch selten mitgedacht würden.

Gender-Stern: Stadt Köln will alle Menschen ansprechen

Der Gender-Stern: Alle Menschen sollen angesprochen werden. Der Gender-Stern mache nicht nur Frauen und Männer sichtbar, sondern auch die vielen unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten zwischen männlich und weiblich, die nicht dem biologischen Geschlecht entsprechen müssen– etwa divers, Inter*, Transgender und und ...

Zur Anrede von Personengruppen sei etwa „sehr geehrte Teilnehmer*innen“ oder „Anwesende“ dem bisherigen „sehr geehrte Damen und Herren“ zu bevorzugen.

Rollenklischees und Stereotypen sind zu vermeiden, so die Stadt und führt als Beispiele an: „Mutter- und Kind Parkplatz“, „Not am Mann“ und „Milchmädchenrechnung“.

Diskriminierung: Stadt Köln führt Leitfaden für Amtssprache ein

Zu einer wertschätzenden Kommunikation zähle auch, dass „Sonderzeichen“ bei Eigen- und Familiennamen – wie sie im türkischen oder ungarischen oft vorkommen – ebenfalls verwendet werden. Etwa: Nataša É. oder I. Çetinğlu.

Hat Köln nichts Wichtigeres zu tun? „Die Stadt Köln nimmt eine Vielzahl von wichtigen Aufgaben wahr“, heißt es dazu: „Als Dienstleisterin und Partnerin ist es uns wichtig, in unserer Kommunikation möglichst alle Menschen in Köln anzusprechen.“

Darüber hinaus wolle sie „unbewusste Zuschreibungen, Ausgrenzungen und Diskriminierungen vermeiden“.

Die Umsetzung erfolge ab sofort für das gesprochene Wort und im Schrift- und Bildverkehr. Vorhandene Materialien (Beschilderungen, Broschüren) würden zuerst aufgebraucht und dann ersetzt, analoge und digitale Formulare würden bis Ende 2022 sukzessive neu gestaltet.