Risiko verschärft?Nächste Attacke: Kölner Professor feuert gegen Corona-Politik

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Sportprofessor Dr. Ingo Froböse, hier ein Foto aus dem Jahr 2019, sieht die Ausgangssperre kritisch und fürchtet wegen des andauernden Lockdowns fatale gesundheitliche Folgen für viele.

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Je mehr Corona-Einschränkungen, desto fauler werden wir? So sieht es zumindest Sportprofessor Ingo Froböse (64). Der verschärfte Lockdown und die Ausgangssperre treibe viele Kölner vermehrt in ihre Wohnungen und in die Trägheit vor Bildschirmen. Auf Dauer ein übles Gesundheitsrisiko? Im EXPRESS-Interview erklärt Ingo Froböse, warum gerade alles danach aussieht.

  • Kölner Sportprofessor kritisiert Ausgangssperre
  • Digitale Sportangebote werden seltener genutzt als Freizeitangebote
  • Sportwissenschaftler sieht gesundheitliche Probleme auf viele Kölner zukommen, wenn sie nicht dagegen angehen

Kölner Sportprofessor kritisiert Ausgangssperre: „An Schichtdienstarbeitende wurde kaum gedacht“

„Die Ausgangssperre hat das bestehende Gesundheitsrisiko durch den Lockdown noch weiter verschärft. Denn durch die Ausgangssperre wurde noch mehr Menschen die Bewegungsmöglichkeit genommen. An viele Menschen wurde vor dem Beschluss der Ausgangssperre wohl kaum gedacht. Zum Beispiel an die Kölner, die im Schichtdienst arbeiten und überhaupt keinen 'Nine to Five-Job' haben“, kritisiert Ingo Froböse.

„Wenn wir eine Ausgangssperre haben, dann haben wir auch ein Sportverbot. Denn 21 Uhr ist eine Zeit, zu der einige Menschen nach Feierabend durchaus noch Sport treiben würden – wenn sie es denn dürften“, sagt der Sportprofessor weiter.

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Köln: „Menschen nutzen mehr digitale Angebote, aber nicht mehr digitale Sportangebote“

„Wenn wir Kontakte vermeiden wollen, dann hätte man das auch anders lösen können“, findet Froböse. Wer jedoch Ausgangsbeschränkungen als Mittel der Wahl sehe, der müsste in Kauf nehmen, dass die Bewegungsfreiheit noch weiter eingeschränkt und daher auch weniger Sport möglich sei.

Doch verschärft sich dadurch das Risiko, gesundheitliche Probleme zu bekommen? Nach Ansicht des forschenden Sportwissenschaftlers leider schon.

„Wir sind an der Deutschen Sporthochschule ständig dabei, Menschen zu ihrem Verhalten zu befragen. Das Freizeitverhalten der Menschen, hat sich im digitalen Bereich seit der Corona-Krise um eine Stunde erhöht – jedoch nicht der Zugriff auf digitale Sportangebote“, weiß der Sportprofessor.

Köln: Mehr Bildschirmzeit, gerade für Homeoffice-Arbeitende gesundheitlich fatal

Diese Entwicklung würde sich durch Ausgangsbeschränkungen aller Voraussicht nach weiter verschärfen, glaubt der Sportwissenschaftler.

„Die Menschen sitzen in ihrer Freizeit mehr, manche sitzen laut unseren Befragungen noch weitere 60 bis 90 Minuten zusätzlich vor den Medien – sei es, dass sie mehr Fernsehen schauen oder vor dem Rechner sitzen“, beschreibt Froböse.

Das sei vor allem für Homeoffice-Arbeitende zusätzliche Sitz-Zeit, die das Risiko an Diabetes, Bluthochdruck oder dem metabolischen Syndrom zu erkranken, weiter erhöhen würde.

Kölner Sportprofessor: „Nur fortgeschrittene Sportler nutzen digitale Angebote dauerhaft“

Doch warum werden die digitalen Sportangebote in dieser zusätzlichen PC-Zeit nicht genutzt?

Den dauerhaften Umstieg und die Inanspruchnahme von digitalen Sportangeboten von Vereinen oder Fitnessstudios traut der Sportprofessor tendenziell eher fortgeschrittenen Sportlern zu.

„Für weniger erfahrene Sportler ist das digitale Angebot wohl nicht so einfach in den Alltag zu integrieren und wird daher nicht häufig genug wahrgenommen“, vermutet Froböse.

Kölner Professor kritisiert Sportverein-Abmeldungen

Schlimm findet der Sportwissenschaftler auch die Entwicklung, dass sich immer mehr Kölner längst von ihren Sportvereinen oder Fitnessstudios abgemeldet haben.

„Auch 17 Prozent der Kinder wurden von ihrem Sportverein abgemeldet, bei den Erwachsenen haben sich auch die meisten abgemeldet. Sowohl bei ehrenamtlichen Vereinen, als auch bei Fitnessstudios will man sich die Beiträge sparen, was ich verstehen kann, aber auf Dauer kann diese Entwicklung dazu führen, dass es nach der Pandemie nicht mehr so viele Sportangebote gibt“, gibt Froböse zu Bedenken.

Kölner Professor mit klarem Appell: „Bleibe bitte dem Sportverein treu!“

Und appelliert: „Wer es kann, dem sage ich: Bleibe bitte deinem Sportverein oder deinem Fitnessstudio treu!“ Es könne nicht sein, dass die Infrastruktur für den Sport derart wegbreche.

Froböse rät weiter: „Versuche dich selbst eigenverantwortlich fit zu halten und den Spaß am Sport nicht zu verlieren. Wer sich jetzt fit hält, profitiert später davon. Wir dürfen uns nicht in ein tiefes Tal des Nichtstuns fallen lassen. Mein Rat: Einfach mit dem Sport weitermachen, den man mal gelernt oder im Verein vor Corona ausgeübt hat.“

Wer zum Beispiel noch nie Ausdauersport betrieben habe, solle die Zeit nun dazu nutzen.

„Die Sportmuster zu durchbrechen, die man kannte, das kann viel Spaß machen und der Spaß an der Bewegung, der darf nicht aufhören“, wünscht sich Froböse.