„Disease X“WHO-Chef warnt: Der Menschheit könnte die nächste Pandemie drohen – „20-mal tödlicher“

Der Chef der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, auf dem World Governments Summit 2024 in Dubai am 12. Februar.

Der Chef der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, auf dem World Governments Summit 2024 in Dubai am 12. Februar.

Kaum noch jemand trägt Masken, der Lockdown ist längst Vergangenheit, das Wort „Corona“ ist für viele zu einer unschönen Erinnerung verblasst. Doch der WHO-Chef warnt nun davor, diese Pandemie leichtfertig zu vergessen. Die Welt könnte unvorbereitet sein auf die nächste Krankheit: „Disease X“.

von Martin Gätke (mg)

Die meisten Menschen haben den Corona-Albtraum hinter sich gelassen: Die Wirtschaft hat sich erholt, Menschen reisen wieder, Restaurants sind geöffnet, es herrscht wieder Normalität.

Längst vergessen die Zeiten der Lockdowns und Corona-Regeln. Doch was passiert, wenn erneut eine Pandemie auf die Welt zukommt – vielleicht eine noch schlimmere? Der Chef der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, hat auf dem World Governments Summit 2024 eindringlich davor gewarnt, dass die Welt auf eine solche bislang noch unbekannte Krankheit X, ein „Disease X“, womöglich „unvorbereitet“ sein könnte. Die Folgen könnten schwerwiegend sein. 

„Die schmerzhaften Lektionen drohen nun, vergessen zu werden“

„Obwohl Fortschritte erzielt wurden, wie Verbesserungen bei der Überwachung, beim Pandemiefonds, beim Aufbau von Kapazitäten in der Impfstoffproduktion und bei der von uns begonnenen regelmäßigen Überprüfung, ist die Welt immer noch nicht auf eine Pandemie vorbereitet“, so Ghebreyesus.

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Die Ignoranz vor dieser Gefahr scheine sich zu wiederholen – wie auch bereits vor Covid-19. Bereits 2018 warnte der WHO-Chef auf derselben Veranstaltung vor einem Virusausbruch. Zwei Jahre später, im Dezember 2019, ging Covid um die Welt.

„Die schmerzhaften Lektionen, die wir gelernt haben, drohen nun, vergessen zu werden, wenn sich die Aufmerksamkeit den vielen anderen Krisen zuwendet, mit denen unsere Welt konfrontiert ist.“

Es wird weitere „Krankheit X“ geben: „20-mal tödlicher als Covid“

Doch wenn es nicht gelinge, diese Lektionen ernst zu nehmen, warnt der WHO-Chef, „werden wir das nächste Mal teuer dafür bezahlen. Und es wird ein nächstes Mal geben.“ Die Geschichte lehre, dass es nicht die Frage ist, ob eine neue Pandemie kommt – sondern wann. „Es wird eine weitere Krankheit X geben, oder eine Krankheit Y oder eine Krankheit Z.“

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Sie könne durch ein Influenzavirus oder ein neuartiges Coronavirus verursacht werden, „oder sie kann durch einen ganz neuen Krankheitserreger verursacht werden, von dem wir noch nicht einmal wissen.“

Bereits auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos Anfang des Jahres war „Krankheit X“ ein Thema: Die Staats- und Regierungschefinnen und -chefs der Welt trafen sich auch, um über das hypothetische Virus zu diskutieren, das „20-mal tödlicher“ sein könnte als Covid-19.

WHO-Chef beklagt „Litanei aus Lügen und Verschwörungstheorien“

Die Möglichkeit einer weiteren Pandemie, verursacht durch ein Influenzavirus, ein neues Coronavirus oder einen völlig unbekannten Erreger, ist laut Fachleuten real. Forschende der Universität von Edinburgh haben in einer Studie Hinweise dafür geliefert, welche Arten von Viren potenziell epidemisches Potenzial haben, indem sie sich auf solche konzentrieren, die mit bereits bekannten menschlichen Viren verwandt sind.

Bereits 2021 wurde in Genf ein internationales Abkommen geplant. Damit soll ein „ein rechtsverbindlicher Pakt“ entstehen, „um zusammenzuarbeiten und sich und andere zu schützen“, sagte der WHO-Chef. „Die Länder haben sich selbst eine Frist gesetzt, um das Abkommen rechtzeitig zur Verabschiedung durch die Weltgesundheitsversammlung im Mai dieses Jahres fertigzustellen.“

Er mahnt: „Bis dahin sind es nur noch 15 Wochen.“ Aktuell gebe es aber noch Hindernisse, die Pläne umzusetzen. Eines davon: „Die Litanei aus Lügen und Verschwörungstheorien über das Abkommen“, etwa dass die WHO die Leben der Menschen kontrollieren wolle. „Wenn sie nicht so gefährlich wären, wären diese Lügen lustig. Aber sie gefährden die Gesundheit der Menschen auf der Welt. Und das ist nicht zum Lachen.“