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RiesenschadenAuch in Köln: Bande plündert Briefkästen

Einer der Angeklagten mit seinen Verteidigern im Landgericht

Einer der Angeklagten mit seinen Verteidigern im Landgericht

Eine unfassbar dreiste Masche, ein riesiger Schaden und eine aufmerksame Zeugin! Am Landgericht Köln hat der Prozess gegen eine Bande begonnen, die im großen Stil die Ablagekästen der Deutschen Post geplündert haben soll.

Die Methode war ebenso neu wie effektiv. Seit Donnerstag (21. November) müssen sich die Angeklagten wegen gewerbsmäßigen Vorgehens vor Gericht verantworten. Laut Anklage hatten sie es gezielt auf die unscheinbaren Postablagekästen abgesehen, um an die wertvolle Bankpost zu gelangen.

Der Plan der Bande war perfide: Zuerst sollen die Angeklagten die Auslieferungsfahrer und -fahrerinnen für Briefe beschattet haben. So fanden sie die Standorte der Postablagekästen heraus, die oft wie normale Stromkästen aussehen. Betroffen waren laut den Ermittlungen die Stadtteile Ehrenfeld, Kalk, Porz und die Stadt Leverkusen.

Mit nachgemachten Schlüsseln, die möglicherweise aus früheren Taten stammten, sollen sie die Kästen dann nach der morgendlichen Anlieferung geöffnet haben. Dann begann ein Wettlauf gegen die Zeit: Die mutmaßliche Bande schnappte sich die frisch deponierten Briefe und brachte sie zu einem bereitgestellten Fluchtauto. Zur Tarnung soll einer von ihnen sogar eine DHL-Jacke getragen haben. Das berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Im Wagen durchwühlten sie die Sendungen fieberhaft nach Bankunterlagen – immer mit der Angst im Nacken, dass die zuständige Postbotin oder der Postbote jeden Moment auftauchen und den Diebstahl bemerken könnte. Die restliche Post legten sie einfach in die Kästen zurück.

Einer der Angeklagten mit seinen Verteidigern Bernhard Scholz und Carsten Meyers beim Prozessauftakt im Landgericht.

Einer der Angeklagten mit seinen Verteidigern Bernhard Scholz und Carsten Meyers beim Prozessauftakt im Landgericht

Doch die Täter wurden beobachtet! Eine Anwohnerin aus Poll meldete den Ermittlerinnen und Ermittlern, wie ein Mann in Postkleidung eine Kiste mit Briefen aus einem Ablagekasten nahm.

„Der Mann war nervös und hat sich mehrfach umgedreht“, gab sie zu Protokoll. Wenig später sei er mit einem weißen Kastenwagen zurückgekommen, habe die Briefe wieder eingelegt und sei dann rasant davongefahren. Geistesgegenwärtig notierte die Frau das Kennzeichen des Mietwagens – ein entscheidender Hinweis!

Mit den erbeuteten EC-Karten und den dazugehörigen PIN-Nummern, die sie teils auch noch aus privaten Briefkästen fischten, hoben die Täter an Geldautomaten und in Supermärkten Geld ab. Die Staatsanwaltschaft spricht von 46 Opfern und einem Gesamtschaden von rund 146.000 Euro. Als Beweise dienen unter anderem Aufnahmen aus Überwachungskameras der Banken.

Die Ermittlungen kamen ins Rollen, nachdem immer mehr Bankkundinnen und Bankkunden nicht autorisierte Abhebungen von ihren Konten meldeten. Die nun angeklagten Taten sind offenbar eine Weiterentwicklung einer früheren Methode aus Bergisch Gladbach. Dort soll ein Fahrer eines Subunternehmens seinen Komplizen und Komplizinnen Zugang zu den Briefen verschafft haben, noch bevor diese in die Ablagekästen kamen.

Betrug mit iPhones: Paketbote bereits verurteilt

Bereits verurteilt wurde in dieser Woche ein Paketbote, der für einen Subunternehmer von Hermes Pakete auslieferte. Der Mann hatte laut Anklage mit einem Komplizen zusammengearbeitet, der teure Apple-Smartphones in Onlineshops auf Fantasienamen bestellte. Der Paketbote fischte die iPhones aus seinem Zustellfahrzeug, markierte sie im System als zugestellt und übergab sie seinem Partner. Wegen Unterschlagung in 29 Fällen verurteilte das Amtsgericht den geständigen Paketboten zu zehn Monaten Haft auf Bewährung.

Im Prozess um die geplünderten Postkästen schwiegen die Angeklagten zum Auftakt zu den Vorwürfen. Ihre Anwälte beantragten zunächst weitere Akteneinsicht. Ein Urteil in dem Fall wird erst im kommenden Jahr erwartet. (red)

Dieser Inhalt wurde mit Hilfe von KI erstellt.