Nicht CoronaDer eigentliche Grund, warum Kinder aus Kölns Stadtbild verschwanden

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Stress lass nach: Kinder-Idylle in Köln in schulfreien Zeiten.

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – Werden Kitas und Schulen bald wieder öffnen? Eine persönliche Sicht auf die Dinge von EXPRESS-Redakteur Ayhan Demirci (51), selbst Vater von zwei schulpflichtigen Kindern.

Die Spannung stieg, in Hunderttausenden Familien, die die Herausforderungen der Corona-Krise zu meistern suchen, schalten die Systeme auf Bereitschaft: Wie entscheiden die Regierungen in der Schulfrage? Die Dänen wagen bereits die Öffnung der Kindergärten und Grundschulen. 

Die Sommerferien beginnen diesmal schon im Juni

Kann das Vorbild für Deutschland bzw. die NRW-Landesregierung sein? Was ist, wenn sich nur ein Kind oder ein Lehrer infiziert und schwer erkrankt? Muss man das Risiko nehmen? Oder ist es sinnvoller, den Schul-Shutdown mindestens zu den Sommerferien zu verlängern – die zudem diesmal zwei Wochen früher beginnen als in den vergangenen Jahren (Start: 29. Juni).

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Die Tendenz Laschet: Es kann wieder losgehen. Nach den Osterferien sollen die Schulen in NRW wieder schrittweise den Betrieb aufnehmen (hier lesen Sie mehr).

Ziehen wir jeder für sich eine Bilanz: Was hat uns diese spezielle Zeit genommen, und was gegeben? Plusminus. Um offen zu sein: Ich befinde mich im gefühlten Plus. Wolkig bis heiter, kein Regen. Und ich denke: das gilt auch für die Kinder. Sie gehen in die erste und vierte Klasse.

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Als Corona nur ein Bier war, also vor wenigen Monaten erst, kauften wir ihnen eine Playmobilschule. Nichts ahnend, wofür sie mal gut sein sollte!

Denn als das Virus kam und die Grundschule schloss, platzierte ich das Traummodell (mit allen Schikanen, WCs tipptopp, sogar mit Pausengong...) ins Zentrum der Wohnung, den großen Küchentisch. „Wenn ihr die Schule vermisst, hier ist eine. Und wenn der Gong läutet, ist Schulzeit – für eure Hausaufgaben.“ 

Die geliebten Klassenkameraden und Lehrer

Einige besondere Momente gehen in die Familienchronik ein. Der Morgen, als der Klassenlehrer die Aufgaben persönlich im Briefkasten in Ehrenfeld einschmiss. Der Tag, als die Klassenlehrerin persönlich anrief, um sich nach ihrem Schützling zu erkundigen. Und die immer mal wieder aufflackernde Sehnsucht der Kinder nach ihren kleinen Kameraden (und fabelhaften Lehrern). Wissend: Wir werden uns schon noch wiedersehen!

Die friedlichen Corona-Wochen (mildernde Umstände: die Mama, selbst Lehrerin, konnte zu Hause bleiben), haben mir nochmal vor Augen geführt, dass wir unseren Kindern in normalen Zeiten recht viel abverlangen. Von acht Uhr morgens bis 17 Uhr in den frühen Abend zieht sich so ein Ganztags-Tag.

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Was übrigens auch zur Folge hat, dass Kinder aus dem Stadtbild verschwunden sind. Oder haben Sie zuletzt mal eine Rasselbande durch die Straßen ziehen sehen? Oder unbetreute Pänz auf dem Spielplatz? Als ich klein war, liefen in unserer Siedlung so viel Kinder rum, dass wir eigene Olympische Spiele veranstaltet haben: Laufen, Springen, Ringen. Das alles gehört auch zu meiner persönlichen (Ab)rechnung.   

Und noch was: Wo keine Schule, da auch keine Kinderuni, kein Schauspielkurs, kein Chor, kein Kindergeburtstag – alles Sachen, die wir gerne machen, aber dann fand ich mich auf einem anderen Stern, wo man sich plötzlich selbst genügte. Und die anderen waren ja gottlob nicht aus der Welt. So geht es vielleicht in Utopia zu, dachte ich. Aber vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet.