Seit 1998 wird jährlich in der Adventszeit die „Night of the Proms“ in Köln gefeiert. Erneut waren echte Legenden auf der Bühne. Das Publikum feierte jedoch zwei andere Programmpunkte besonders frenetisch.
Star-Auflauf in KölnFan-Lieblinge stellen Legenden in den Schatten

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Frisch aus der Rocker-Gruft entstiegen, ab auf die Bühne der Kölner Lanxess-Arena: Alice Cooper bei der „Night of the Proms“ am Freitagabend (19. Dezember 2025).
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Dieses Konzerterlebnis gehört für viele zur Vorweihnachtszeit zwingend dazu. Vor 40 Jahren, am 19. Oktober 1985, wurde die „Night of the Proms“ in Belgien aus der Taufe gehoben.
Seit 1998 begeistert die Mischung aus Klassik und populärer Musik auch das Publikum in Köln. Am Freitagabend (19. Dezember 2025) gastierte der Musik-Zirkus wieder in der Riesenschüssel. Am Samstagabend steigt der Crossover-Mix gleich noch einmal. 24.000 Menschen wollen an diesem Wochenende das Format erleben.
„Night of the Proms“: 600.000 Gäste in Köln seit 1998
Das Konzept der Show gleicht einem Weihnachtsessen: Es gibt viel und reichlich. Da mischt sich Rock und Pop von Stargästen mit sinfonischem und orchestralem Pomp. Die große Show wechselt sich mit leisen Momenten ab.
Auch wenn das Prinzip der „Night of the Proms“ seit vier Jahrzehnten immer gleich ist, entwickelt doch jede Zusammenstellung ihre eigene Dynamik. Die Revue von Pop-Klassikern und Klassik-Pop ist bei diesem Jahrgang besonders gut gelungen.
Schon mit dem Anfang wird die Messlatte ganz hochgelegt. Rob de Nijs verspricht „The Greatest Show“, als er zum Musical-Hit durch die Halle marschiert. Es folgt in der Tat eine über dreistündige Show mit 30 Programmpunkten, von denen nur ganz wenige verzichtbar sind.
Die britische Soul-Sängerin Joss Stone muss zu „You Had Me“ das Eis brechen. Die vierfache Mutter hat ihre erst im Juni geborene Tochter mit auf der „Proms“-Tournee. Familie wird bei dem Projekt ohnehin großgeschrieben. Sängerin Michelle Oudeman steht hochschwanger auf der Bühne. Vater des Kindes ist Rogier van Wegberg, Bassist der Begleitband Backbone.

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Die britische Soul-Sängerin Joss Stone war auch bei der diesjährigen Show dabei.
Für das perfekte 80er-Jahre-Feeling sorgt Midge Ure. Der 77-Jährige hatte im August noch seine Konzerte wegen Krankheit absagen müssen, ist nun aber wieder voll auf der Höhe. „Dancing With Tears in My Eyes“ beginnt ganz reduziert.
Bei „Vienna“ erinnert sich der Ultravox-Frontmann, dass er den Mega-Hit wenige Kilometer von der Halle entfernt aufgenommen habe. Es war in Wolperath, bei Produzent Conny Plank. „Breathe“ krönt seinen zeitlosen Pop, der durch die Begleitung des 80-köpfigen Antwerp Philharmonic Orchestra noch wuchtiger wirkt.

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Midge Ure kehrte nach seiner Krankheit auf die große Bühne zurück.
Als Lieblinge des Abends stellen sich zwei Dänen heraus. Morten Friis und Uffe Savery bewiesen vor einem Vierteljahrhundert, dass auch ein Instrumental-Hit zum Mega-Erfolg werden kann. Als sie die ersten Töne von „Played Alive (The Bongo Song)“ anspielen, springt das komplette Publikum von den Stühlen. „‚Wenn et Trömmelche jeht‘ in der Dänen-Version“, kommentiert Moderator Marcus Fahn das Spektakel.
Ähnlich frenetisch wird die Australierin Vanessa Amorosi gefeiert. Die war schon im Vorjahr bei der Tour, damals als Sängerin der Eurythmics. Diesmal beginnt sie mit dem Doors-Cover „Light My Fire“, ehe sie ihren 25 Jahre alten Hit „Absolutely Everybody“ nur mit dem Chor Fine Fleur und Cajon präsentiert.

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Vanessa Amorosi wurde besonders begeistert gefeiert. Sie sang den „Proms“-Klassiker „Music“.
Kurz vor der Pause wird es dann magisch. Die 44-Jährige darf die Hymne „Music“ von John Miles singen. Dies hatte er bis zu seinem Tod immer bei der Veranstaltung getan. „Das ist so eine große Ehre für mich“, sagt sie. „Ich weiß, wie viel das Lied allen im Publikum, in der Band und der Crew bedeutet“. Die Version präsentiert sie so zauberhaft, dass sie nun eigentlich fester Bestandteil der „Proms“ werden sollte.
Mit Singer-Songwriter Michael Schulte ist auch ein deutscher Künstler im Programm. „Das ist eine unfassbar geile Show“, schwärmt er. „Ich bin so stolz darauf, bei so etwas dabei sein zu dürfen“. 2018 schaffte er es beim ESC auf den vierten Platz mit „You Let Me Walk Alone“. Als bei dem Lied in der Arena alle Lichter leuchten, kämpft er mit den Emotionen.

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Michael Schulte schaffte das beste deutsche ESC-Ergebnis der vergangenen 15 Jahre. In Köln zeigte er sein Können bei vier Titeln.
Die „Promser“, die Gäste, die sich auch gern in die feine Abendgarderobe werfen, legen zwischendurch auch mal ein Tänzchen zwischen den Stuhlreihen hin. Von Mozarts „Lacrimosa“ über Offenbachs „Barcarole“, Verdis Gefangenenchor bis zu Tschaikowskys „Romeo & Julia“ reicht die Klassik-Palette. 600.000 Besucherinnen und Besucher waren in Summe schon bei den Kölner Shows.
Zum großen Finale fährt Schockrock-Gruftie Alice Cooper (77) mit Zylinder, Frack, Totenkopfgürtel und Reitgerte in der Hand aus der Bühne empor. Mit „Poison“ gibt der Amerikaner mit dem stark geschminkten Gesicht direkt Vollgas. Bei „Only Women Bleed“ wird der Rock-Dinosaurier von seiner Frau Sheryl Goddard umtanzt.

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Echtes dänisches Dynamit. Das Safri Duo riss alle mit dem Mega-Hit „Played Alive (The Bongo Song)“ von den Stühlen.
Dann verrät er, warum er an diesem bunten Genremix mitmacht. „Ich habe 350 Songs geschrieben. Aber einen habe ich nie live gespielt, weil mir Chor, Orchester und die brasilianische Vampirdirigentin fehlte.“ Gemeint ist die stets in Schwarz gekleidete Alexandra Arrieche. Zusammen kann der Song „Might As Well Be On Mars“ aus dem Jahr 1991 seine ganze Wucht entfalten.
„School’s Out“ reißt schließlich noch einmal alle mit. „Come Together“ von den Beatles erklingt zum Finale. Viele der Gäste hatten zu dem Zeitpunkt schon wieder Karten für das kommende Jahr geordert. Am 4. und 5. Dezember 2026 ist wieder „Proms“-Zeit in Köln.

