Zum neunten Mal dabei: Der „Maximiser“ ist der deutsche Rekordteilnehmer im „Ally Pally“. Das Schiffs-Interview mit Darts-Star Max Hopp.
„Man darf auch träumen“Der Maximiser zurück auf der großen Darts-Bühne

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Max Hopp feiert sein Comeback bei der Darts-WM.
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Der deutsche Profi Max Hopp (29) feiert sein Comeback im „Ally Pally“, trifft in seinem Auftaktmatch bei der Darts-WM in London auf den Engländer Martin Lukeman (Montag, 20 Uhr, Sport1 & DAZN).
EXPRESS traf Hopp, der zuletzt 2021 bei der WM dabei war, vor der Abreise nach London auf einer Darts-Kreuzfahrt auf der MS Alisa von Köln nach Amsterdam.
Max Hopp: „Da kannst du nicht eine Currywurst essen“
Wenige Tage vor ihrem WM-Auftakt im Alexandra Palace waren Sie noch auf einer Darts-Kreuzfahrt mit dem Phoenix-Flussschiff „MS Alisa“. Ist das die richtige Vorbereitung auf eine WM?
Hopp: Ich bin nur für eine Nacht auf dem Schiff. Es ist ein kleines Warm-up für die WM. Die Kreuzfahrt ging in Köln los, da bin ich aus Idstein im Taunus in 1:15 Stunden. Nach Köln komme ich immer sehr gerne, ich bin regelmäßig da, ob bei den Konzerten am Tanzbrunnen oder zum Handball in der Lanxess-Arena.
Mit welcher Zielsetzung fliegen Sie nach London?
Hopp: Nur Spiel eins zählt. Ich treffe auf Martin Lukeman, die Nr. 38 der Welt. Ich bin die 83 im Liveranking. Von der Form her aber mindestens ebenbürtig. Es wird meine neunte WM-Teilnahme, damit bin ich alleiniger deutscher Rekordinhaber.
War der „Ally Pally“ in London in ihren Anfangsjahren als Darts-Spieler ein Traum?
Hopp: Der „Ally Pally“ ist für jeden Dartsspieler der Traum. Das Gute ist: Die PDC bleibt bis 2031 da. Es gab ja Gerüchte, man würde sich nach Saudi-Arabien verändern. Das ist erst einmal nicht der Fall. Nur geht man jetzt von der kleinen in die große Halle, um mehr Tickets zu verkaufen.
Wenn für Sie nur das erste Match zählt: Denken Sie bei der WM nur von Spiel zu Spiel?
Hopp: Bei einer WM können tolle Dinge entstehen. Ich war ja schon mal im Achtelfinale. Ich weiß, dass da was geht. Man darf auch träumen: Ich träume schon vom Viertelfinale. Da könnte schließlich Titelverteidiger Luke Littler mein Gegner sein. Das wäre ein Traum für den 1. Januar. Das ist aber nicht von vornherein meine Zielsetzung, sondern nur ein Traum. Erst einmal freue ich mich aufs erste Match, auf die Rückkehr in den Ally Pally.
Und auf die besondere Atmosphäre da. Stört sie der Krach in der Halle nicht in der Konzentration?
Hopp: Insgesamt wurden 125.000 Tickets in zwölf Minuten verkauft. Das ist schon stark! Das Publikum pusht schon. Es ist halt abhängig vom Spielertyp. Mich spornt das an, wenn alle am Klatschen, am Singen sind. Mir gibt das Energie. Ich liebe ja auch den Karneval. Ich war auch schon bei „Bonn steht Kopf“.
Ist der „Walk on“ durch die Halle zur Bühne etwas ganz Besonderes?
Hopp: Ich marschiere bei den Klängen von „Hey Baby“ von DJ Ötzi ein. Das kennt jeder, es kriegt mit Mitsingen auch der hin, der schon einige Kaltgetränke intus hat. Beim Einmarsch bin ich noch recht locker, klatsche die Fans ab. Man muss dann auf der Bühne schnell den Schalter umlegen. Wir haben nur neun Probedarts auf der Bühne. Im Vorbereitungsraum spielen wir uns aber schon zwei Stunden warm.

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Darts-Profi Max Hopp (r.) im Gespräch mit EXPRESS-Redakteur Uwe Fibelkorn auf dem Flusskreuzfahrtschiff MS Alisa von Phoenixreisen.
Können Sie diese Konzentration bei der Lautstärke in der Halle trainieren?
Hopp: Wir trainieren in der Tat Atemtechniken, um den Puls runterkriegen, ähnlich wie beim Biathlon oder beim Schießsport. Mit Atmung kann man den Puls regulieren.
Stört es Sie nicht, dass Darts immer noch so ein Image vom Kneipenspiel hat?
Hopp: Ich nehme es niemandem übel, wenn er Darts noch mit der Kneipe in Verbindung bringt. Da hat dieses Spiel seinen Ursprung. Aber auf unserem Niveau ist das Hochleistungssport. Wir müssen im Kopf fit sein, da kannst du nicht eine Currywurst essen wie beim Darts in der Kneipe und dich dann ans Board stellen. Das ist richtiger Leistungssport.
Dennoch gibt es in der Weltspitze Darts-Profis, die von der Figur nicht unbedingt wie Leistungssportler aussehen ...
Hopp: Bei uns brauchst du nicht den Sixpack, die athletische Figur. Das macht unseren Sport auch nahbar für die Fans. Ich darf einen Bauchansatz haben – und kann trotzdem sagen, ich bin Profi. Es kommt wirklich auf die Fähigkeit im Kopf an. Und auf die Fähigkeit im Arm. Ob du dick, dünn, groß oder klein bist, spielt gar keine Rolle. Aber natürlich: Wenn du ein langes Reisejahr hast, macht es auch Sinn, dass du körperlich fit bist. Ein fitter Körper hält einfach mehr aus.
Warum gibt’s besonders unter den Briten viele übergewichtige Profis?
Hopp: Das kann ich Ihnen sagen: Wir haben ja viele Veranstaltungen in England. Ich bereise das Land gern, aber die Engländer haben keine Esskultur. Die hauen sich morgens zum Frühstück einfach Bohnen, Würstchen und Speck rein. Wenn ich abends vor einem Wettkampf esse, bin ich träge und müde und habe nicht die Energie für den Wettkampf. Und nach dem Wettkampf, meist spät am Abend, kriegt man in England nur noch Fast Food.
Was macht einen so jungen Profi wie Weltmeister Luke Littler so stark?
Hopp: Luke Littler ist das Beispiel eines jungen Athleten, der durch die englischen Leistungszentren gegangen ist. Bei uns gibt’s diese Zentren nicht. Das Image ist immer: Kneipen, Alkohol, dicke Leute. Ich finde das schade. Littler ist 18 Jahre alt und der Beste der Welt. In England gibt's noch einen 15-Jährigen, der schon alles in Grund und Boden spielt. In den nächsten Jahren werden alle, die einen Bauch haben, verschwinden. Schnelligkeit im Kopf, Neuroathletik-Trainer, Mentaltrainer, Hypnose – all das haben die weltbesten Spieler. Nur um fit zu sein. Man darf ruhig einen Bauch haben, aber man muss im Kopf fit sein. Wie ein Schachprofi. Oder Golfspieler. Du musst die Rechenspiele kennen.
Bekommen Sie das auf der Bühne nicht angezeigt, wie im Fernsehen – damit man weiß, was man werfen muss?
Hopp: Uns wird der Weg nicht angezeigt, sondern nur die Punktzahl. Das musst du alles in Sekundenschnelle errechnen. Du brauchst Nervenstärke vor Publikum auf der Bühne. Das alles trainieren wir, und das schaffst du auch nur, wenn du einen guten Trainer hast.
Wie können Sie du mit dem Druck im Ally Pally umgehen?
Hopp: Ich freue mich einfach darauf, bei der WM mein Land zu vertreten als einer von acht Deutschen. Das macht mich megastolz, das erfüllt mich.

