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„So geht es nicht weiter“Drogenhölle in Köln: IG Neumarkt verfasst Brandbrief an OB Reker

Einsatzkräfte der Polizei legen einem Mann am Neumarkt Handschellen an.

Einsatzkräfte von der Polizei und vom städtischen Ordnungsdienst haben auf dem Neumarkt immer viel zu tun. Das Foto entstand am 18. Oktober 2023.

Die Anwohnerinnen und Anwohner am Kölner Neumarkt haben es satt: Die Verwahrlosung rund um den zentralen Kölner Platz schreitet stetig voran, die klare Aussage: So kann es nicht weiter gehen!

von Chris Merting (mert)

Der Neumarkt im Herzen der Stadt gilt als der Drogen-Hotspot in Köln. Stadt und Polizei haben schon einiges unternommen, um die Lage halbwegs in den Griff zu bekommen.

Doch die Interessengemeinschaft Neumarkt hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Stadtdirektorin Andrea Blome jetzt einen Brandbrief geschrieben. Die Anwohnerinnen und Anwohner sind verzweifelt und viele können einfach nicht mehr: „Die Situation am Neumarkt ist nach wie vor unerträglich und abschreckend!“

Drogenumschlagplatz Neumarkt: „So geht es nicht weiter“

Die Anwohnerinnen und Anwohner schreiben weiter: „Auf dem Neumarkt, in der HUGO-Passage und auf den Treppenabgängen, vor den Fahrstühlen und rund um den Josef-Haubrich-Hof, nahezu überall sitzen Abhängige und konsumieren Drogen. Die neuen Hilfsangebote am Platz scheinen nicht nachhaltig zu greifen. Oder es sind es einfach immer mehr Abhängige, die kommen? Eins steht fest, so geht es nicht weiter! An jeder Ecke wird unverhohlen gedealt. Überall Müll und Dreck. Das Sicherheitsgefühl ist für viele am Boden. Viele meiden das Neumarktgebiet so weit es irgendwie möglich ist.“

Alles zum Thema Henriette Reker

Am Parkplatz der Cäcilien-Kirche ist der Boden mit Alufolie, Fäkalien und Spritzen übersät. Es stinkt bestialisch. Über die Zustände auf dem Neumarkt klagen Anwohnerinnen und Anwohner sowie Geschäftsleute seit Jahren.

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Im Schichtdienst sind im Wechsel 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ordnungsamtes fast rund um die Uhr hier unterwegs. Gemeinsam mit Streetworkern, Obdachlosenorganisationen und der Polizei versuchen sie, die Situation am Drogen-Hotspot für alle Beteiligten zumindest etwas erträglicher zu machen.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat den Problem-Platz zur Chefinnensache erklärt. Sie will den stillgelegten Brunnen auf dem Platz im kommenden Jahr wieder sprudeln lassen, damit sich in Zukunft vielleicht auch wieder Familien dort aufhalten. In diesem Jahr sollte der „Kultursommer“ für Publikum und damit für soziale Kontrolle sorgen. Gelbe Holzpavillons wurden dafür aufgebaut.

IG Neumarkt kritisiert Maßnahmen der Stadt

„Mit Sperrholzkulissen lassen sich die Probleme dort nicht lösen. Dies ist typisch Köln – und lächerlich und hilflos“, lautete von Anfang an die Kritik von einigen Anwohnerinnen und Anwohnern.

Die IG Neumarkt kritisiert jetzt: „Dringend benötigte kostenfreie öffentliche WC-Anlagen mit permanenter Reinigung und Sicherheit vor Ort in Verbindung mit einer ganzjährigen Gastronomie auf der Ostseite des Platzes lassen weiter auf sich warten. Und dies, obwohl wir der Stadt vorgeschlagen haben, wie wir sie dabei unterstützen können, dies in nur acht Wochen ab Genehmigung zu realisieren.“

Eine Mitarbeiterin des Ordnungsdienstes zeigt die gefundenen Heroin-Spritzen, die sie täglich einsammelt.

Eine Mitarbeiterin des Ordnungsdienstes zeigt am 18. Oktober 2023 die gefundenen Heroin-Spritzen, die sie täglich einsammelt.

Die von der Stadt geplante neue Infrastruktur, sich mit Toiletten und Gastro ausschließlich auf die Westseite zu fokussieren, hält die IG für nicht ausreichend. „Es ist aus unserer Sicht einfach auch nicht zumutbar, dass Menschen zur Verrichtung ihrer Notdurft 8600 Quadratmeter Platzfläche queren müssen.“

Was die engagierten Anwohnerinnen und Anwohner fassungslos macht, ist, dass sie von der Verwaltung kaum eine Reaktion auf ihre Angebote zur Mitarbeit erhalten würden. Und wenn doch, dann nur abblockende Statements, was alles nicht ginge.

Die IG appelliert an OB Reker und Stadtdirektorin Blome, dass sich etwas ändern müsse. Viele Menschen in Köln haben bei der zunehmenden Verwahrlosung der Stadt das Gefühl, das gilt nicht nur für den Neumarkt.