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Müllproblem explodiertEkel-Szenen am Kölner Großmarkt

Der letzte Vorhang für den Kölner Großmarkt fällt. Für viele Händlerinnen und Händler bedeutet das nicht nur einen Umzug, sondern das bittere Ende ihrer Existenz. Derweil verkommt das Gelände zur Müllkippe.

Drama auf dem Kölner Großmarkt!

Bald ist hier für immer Schluss, doch der Betrieb läuft auf den letzten Metern weiter. Von den rund 80 verbliebenen Händlerinnen und Händlern haben nur wenige eine neue Heimat gefunden.

Während die einen unter Hochdruck neue Standorte aufbauen, stehen andere vor dem Nichts. Michael Rieke, Sprecher der Interessengemeinschaft (IG) Großmarkt, bringt die bittere Wahrheit im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf den Punkt: „Es wird einige Insolvenzen geben“.

Der Todesstoß kam von der Politik: Die Schließung zum Jahresende 2025 wurde am 1. Oktober 2024 besiegelt. Der Grund: Auf dem Gelände soll die schicke „Parkstadt Süd“ entstehen. Obwohl das Aus seit 20 Jahren feststeht, klammerten sich die Händlerinnen und Händler an die Hoffnung auf einen gemeinsamen neuen Standort und einen reibungslosen Übergang. Ein Traum, der jetzt endgültig geplatzt ist.

Es geht um gewaltige Summen und hunderte Schicksale: Der Gesamtumsatz auf dem Großmarkt lag 2022 bei geschätzten 150 Millionen Euro, mit rund 80.000 Tonnen verkauftem Obst und Gemüse. Wie viele Menschen genau ihren Job verlieren, ist unklar – es dürften aber mehrere Hundert sein.

Nur wenige Händlerinnen und Händler haben überhaupt einen neuen Standort gefunden. Norbert Heep, Vorsitzender der IG Großmarkt, ist einer der Glücklichen. Für sein Unternehmen „Früchte Heep“ hat er nach zähen Verhandlungen eine Fläche beim Blumengroßmarkt in Niehl ergattert. Zwar ist der Platz mit 1200 Quadratmetern knapp, aber er kann seine 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter behalten. „Das war eine Bedingung für mich“, betont er. Der Umzug ist ausgerechnet für die stressige Zeit zwei Wochen vor dem Weihnachtsgeschäft geplant.

Abschied vom Großmarkt wird für viele richtig teuer

Eine weitere kleine Gruppe von 14 Händlerinnen und Händlern hat in Gremberghoven eine neue 8500-Quadratmeter-Halle angemietet. Nevzat Taskiran, einer der Köpfe des neuen „ABA Frischecentrum“, hofft, dass sie dort zumindest in kleinerem Rahmen als Gemeinschaft weitermachen können. Ihr Umzug ist für die Zeit nach Weihnachten angesetzt.

Doch der Abschied wird für viele richtig teuer! Wer seinen Stand umgebaut hat, muss für den Abriss tief in die Tasche greifen. Für Taskiran allein sind das satte 178.000 Euro. „Die tun weh“, gibt er zu. Er hat dafür Geld zurückgelegt, aber längst nicht alle haben vorgesorgt. Die Stadt Köln hält sich bedeckt und erklärt, die Kosten seien „individuell stark schwankend“ und eine Schätzung nicht möglich.

IG-Sprecher Rieke berichtet von Händlerinnen und Händlern, die das Ende einfach nicht wahrhaben wollen. Er rechnet damit, dass selbst am 31. Dezember, dem allerletzten Tag, noch Waren verkauft werden. Die Stadtverwaltung stellt klar, dass es nach der Schließung nur eine kurze Frist für den Auszug gibt und droht bereits: Es sei nicht auszuschließen, dass Verpflichtungen von Mieterinnen, Mietern, Pächterinnen und Pächtern „gerichtlich durchzusetzen sein werde“.

Immer mehr Müll auf dem Großmarkt-Gelände in Köln

Und als wäre die Lage nicht schon schlimm genug, eskaliert auf den letzten Metern auch noch das Müll-Chaos (siehe Video oben)!

Das Müllproblem, das Anwohnerinnen, Anwohner, die Stadt und Händlerinnen und Händler seit Jahren nervt, explodiert förmlich. Seit die Abfallannahmestelle vor zwei Wochen dichtgemacht hat, wird es immer schlimmer. Die Stadt schiebt die Verantwortung auf die Händlerinnen und Händler. Doch nicht nur Fremde, sondern auch einige „schwarze Schafe“ unter den Händlerinnen und Händlern laden ihren Müll einfach illegal ab. IG-Sprecher Rieke wirft der Stadt vor, den Markt schon lange aufgegeben zu haben, obwohl der Betrieb offiziell noch läuft.

Die Stadtverwaltung weiß von dem Chaos. Eine Sprecherin erklärt, dass gegen Verursacherinnen und Verursacher, wenn sie denn erwischt werden, ein Ordnungsgeld verhängt wird. Außerdem müsse die AWB immer wieder zu Sonderreinigungen anrücken – die Kosten dafür trägt am Ende die Stadt Köln. (red)