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Haube gegen GeruchMüllzug rollt durch Kölner Hauptbahnhof

Ein Zug mit AWB-Containern im Kölner Hauptbahnhof.

Ungewohntes Bild: Ein AWB-Zug fährt durch den Kölner Hauptbahnhof.

Die Müllabfuhr kommt und holt den Hausmüll ab, klar. Und dann? Nehmen täglich Hunderte Tonnen Müll Wege, die die meisten Kölner nicht kennen. Und plötzlich taucht ein Mega-Müllzug sogar im Hauptbahnhof auf.  

Thomas Becker, Triebfahrzeugführer bei der Kölner RheinCargo, fährt eine Lok Mak DE 1002 mit 1320 KW (1794 PS). Bis zu 40 Waggons schleppt die Maschine hinter sich her.

Becker schwärmt von den schönen Momenten: „Wenn man auf der Deutzer Seite auf den Dom zufährt, dann müsste eigentlich jeder Zug andachtsweise vor dem Dom stehenbleiben.“ Das gelte für jeden Zug, ob es nun ein ICE ist oder der Zug, den er selbst fährt, und der hat es in sich: Der Kölner Müll-Zug.

Der erledigt täglich einen bedeutenden Job, und fällt dabei in der Regel nicht auf. Doch dann gibt es Tage wie diesen: Inmitten des gewohnten Eisenbahnverkehrs im Kölner Hauptbahnhof rollen mit etwa 20 km/h die zylinderförmigen Container mit dem Logo der Kölner Abfallwirtschaftsbetriebe durch die ehrwürdige Halle.

„In den Waggons befindet sich der gesamte Restmüll, den wir rechtsrheinisch sammeln und in unsere Müllumladestation in Kalk bringen. Im Schnitt sind das alleine hier 600 bis 800 Tonnen täglich. Dort wird er über Trichter in die Waggons gepresst und per Schiene in die Restmüllverbrennungsanlage in Niehl gebracht“, erklärt AWB-Sprecherin Cordula Becker.

Normalerweise überquert der Müllzug den Rhein über die Südbrücke, „doch aufgrund von Sperrungen oder wegen der Trassenbestellung fahren die Züge teilweise auch über die Hohenzollernbrücke“, erzählt Lokführer Becker.

Kölner Müllzug steht in keinem Fahrplan

Da machen die Menschen im Hauptbahnhof nicht nur große Augen, manchmal rümpfen sie auch die Nase. Der Müllzug steht in keinem Fahrplan, aber es kann passieren, dass er am Bahnsteig minutenlang halten muss und dabei ausnahmsweise unmittelbar auf Menschen trifft: „Im Sommer, wenn die Sonne auf die Wagen knallt, heizt sich der Müll richtig auf“, sagt Becker. An Extremtagen kann es also schon mal müffeln.

Ein Müllwagen wird im AWB-Betriebshof entleert.

Ein Müllfahrzeug wird am AWB-Betriebshof am Maarweg entleert. In der Anlage wird der Abfall hinterher in Container gepresst, die auf Güterwaggons gehievt werden.

Vorbeugend verfügen die AWB-Container über eine spezielle Vorrichtung: „Das Besondere an unseren Containern ist die geruchsmildernde Haube, die verhindert, dass beim Transport durch die Stadt unangenehme Gerüche freigesetzt werden“, erläutert AWB-Sprecherin Cordula Becker.

Neben der Müllumladestation im Bezirk Kalk gibt es das rechtsrheinische Pendant am Betriebshof am Maarweg im Bezirk Ehrenfeld. Hier werden täglich etwa 40 Müllfahrzeuge – jeweils zwei- bis dreimal die Schicht – sowie die Container mit dem Straßenkehricht der Stadtreinigung entleert.

Pro Tag werden in der Anlage durchschnittlich 360 Tonnen umgeschlagen. Die Route im Linksrheinischen führt von Ehrenfeld über Bickendorf und Ossendorf nach Niehl. An der Seite des Triebfahrzeugführers ist stets ein Rangierbegleiter dabei, der die Waggons ver- bzw. entkuppelt.

Ein Lokführer sitzt im Führerstand.

Thomas Becker (RheinCargo) fährt den Müllzug durch Köln.

An der Restmüllverbrennungsanlage werden die Container mit einem Portalkran zu einer Abkippstelle gehoben, der Deckel wird geöffnet und dann mit Hilfe der hinteren Containerwand rausgepresst.

AWB-Sprecherin Beckmann betont den ökologischen Nutzen des Transportsystems: „Durch dieses Müllumschlagsystem werden rund 80 Prozent des Kölner Restmülls auf der Schiene transportiert. Das hat einen dreifachen Vorteil: Zum einen wird durch den geringeren Dieselverbrauch CO2 eingespart. Zweitens entlasten wir den Kölner Straßenverkehr und insbesondere die Brücken. Drittens sind die Wege innerhalb des Reviers kürzer und wir können effizienter arbeiten. Die restlichen 20 Prozent sind Restmüllreviere im Kölner Norden. Hier fahren unsere Müllfahrzeuge die RMVA direkt an.“

Ein Zug steht auf den Gleisen.

Der Müll-Zug steht bereit zur Abfahrt in die Restmüllverbrennungsanlage in Niehl.

Die Kölner Restmüllverbrennungsanlage (RMVA, Geestemünder Straße in Niehl) nahm nach knapp zweijähriger Bauzeit 1998 ihren Betrieb auf. Nach Angaben des Betreibers AVG (Abfallentsorgungs- und Verwertungsgesellschaft Köln) zählt die Anlage zu den effizientesten und umweltfreundlichsten Müllverbrennungsanlagen weltweit.

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Auf Anfrage teilte eine Sprecherin mit, dass die RMVA „im Rahmen ihrer Möglichkeiten neben den AWB-Abfallzügen auch Abfallzüge aus Italien“ übernimmt. Dies geschehe derzeit „über eine genehmigte Notifizierung und in Zusammenarbeit mit der Anlage MVA Leverkusen aus der Region Kampanien (Italien).“

Die Abfälle werden im Niehler Hafen umgeschlagen und per LKW zur RMVA Köln transportiert. Ein kompletter Zug umfasst eine Gesamtmenge von rund 850 bis 900 Tonnen. Diese Abfallzüge verkehren aktuell monatlich.