Drei obdachlose Menschen hatten ihr Winterlager am Niehler Hafen errichtet. Jetzt wurde das Camp geräumt. Georgia Stoinski vom Verein Straßenwächter ist fassungslos.
Camp in Köln geräumt„Es ist unendlich grausam“

Copyright: Georgia Stoinski
Dieses Schild hatte Georgia Stoinski an dem Winterlager von drei Obdachlosen am Niehler Hafen befestigt. Am 20./21. November 2025 wurde das Lager geräumt.
Es herrschen Minusgrade und Graupelkörner schlagen auf die Plastikplanen, die auf den drei Zelten liegen, um sie etwas vor der Kälte zu schützen. An einem Baum neben dem Lager hängt ein Schild, darauf steht: „Bitte nicht abreißen! Hier (über-)leben obdachlose Menschen.“
Die Bitte hatte Georgia Stoinski (67) vom Verein Straßenwächter, der sich um obdachlose Menschen in Köln kümmert, aufgehängt. „Hat leider nichts gebracht“, sagt sie enttäuscht. Die AWB sind jetzt angerückt und haben das Winterlager am Niehler Hafen im Auftrag des Ordnungsamtes geräumt.
„Es ist unendlich grausam, Menschen, die draußen überleben müssen, das unter dem Ar... wegzunehmen“, sagt Georgia Stoinski fassungslos. „Einer der Betroffenen befindet sich im Krankenhaus. All seine Habseligkeiten sind vernichtet, inklusive wichtiger Dokumente.“
Die drei Menschen, eine Frau und zwei Männer, hätten sich dort eingerichtet, niemanden belästigt oder gestört. „Sie hatten sich als Notgemeinschaft zusammengefunden, auch, um sich gegenseitig zu schützen“, erklärt die Straßenwächterin. Denn das Leben auf der Straße ist gefährlich. „Einer der Betroffenen hat mir erzählt, dass ihm schon mal das Zelt über dem Kopf zusammengetreten und er verletzt worden sei.“

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Am Niehler Hafen hatten sich drei obdachlose Menschen ein Winterlager eingerichtet. Dies wurde am Donnerstag (20. November 2025) geräumt.
Seit mehreren Wochen lebten die zwei Deutschen und die Deutsche gemeinsam am Niehler Hafen. „Ein sehr sauberes, kleines Lager“, beschreibt Georgia Stoinski, die sich seit drei Jahren ehrenamtlich beim Verein Straßenwächter engagiert, die drei Zelte. Dennoch war das Winterlager ganz offensichtlich jemandem ein Dorn im Auge.
Bürgerbeschwerde: Obdachlosen-Camp in Köln muss weg
Auslöser der Räumung: eine Bürgerbeschwerde! Aufgrund dessen habe das Ordnungsamt den Bereich am Montag, 17. November, aufgesucht, erklärt Robert Baumanns vom städtischen Presseamt am Dienstag (25. November) auf EXPRESS.de-Nachfrage.
„Die Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen fanden mehrere Zelte vor. Sie konnten mit einer betroffenen Person persönlich sprechen und haben ihr die Sachlage erklären“, so Baumanns. Es sei dann eine Frist bis Mittwoch, 19. November, 10 Uhr, gesetzt worden.
Baumanns: „Der Person wurde ein Handzettel mit allen wichtigen Informationen zu Hilfsangeboten ausgehändigt. Die Person war kooperativ und teilte mit, die anderen betroffenen wohnungslosen Personen davon in Kenntnis zusetzen.“ Am Donnerstag, 20. November, sei das weiterhin vorhandene Lager schließlich bei einem gemeinsamen Termin mit der AWB geräumt worden.
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Laut AWB sei es zunächst nur eine Teilräumung gewesen, weil noch persönliche Gegenstände vor Ort gewesen seien. Daher sei die endgültige Räumung auf den nächsten Tag verschoben worden. „Die AWB handelt in solchen Fällen ausschließlich auf Grundlage der Weisungen des Ordnungssamtes. Die Entsorgung erfolgt nur nach entsprechender Freigabe“, so AWB-Sprecher Jörg Daniel.
Robert Baumanns weist darauf, dass das Zelten und Nächtigen in öffentlichen Grünflächen untersagt ist. „Um gegen die Verwahrlosung im öffentlichen Raum – vor allem bei akuten und berechtigten Bürgerbeschwerden – vorgehen zu können, ist ein ordnungsbehördliches Einschreiten erforderlich“, stellt Robert Baumanns klar.
„Was für Beschwerden?“, fragt Straßenwächterin Georgia Stoinski fassungslos. „Dort sind gar keine Bürger und Bürgerinnen in der Nähe. Da halten höchstens Lkw-Fahrer an, um sich im Gebüsch zu erleichtern. Sonst ist da nichts.“
Die drei Betroffenen seien clean und wollten Abstand zu Drogenabhängigen. „In Notschlafstellen wird man zudem häufig beklaut und es gibt viel Gewalt. Die meisten gehen dort nur hin, wenn sie absolut nicht wissen, wohin. Das wissen auch die Fachleute, wie Sozialarbeiter“, erzählt die engagierte Straßenwächterin.
Es sei zwar wichtig, dass es solche Angebote gebe. Georgia Stoinski: „Aber man kann die Leute nicht zwingen, das anzunehmen.“ Die drei Betroffenen hätten ihre Eigenständigkeit behalten wollen. Durch die Räumung seien sie erst wirklich obdachlos geworden.

