Ein Jobangebot, das wie „Weihnachten und Geburtstag zusammen“ klang, wurde für einen 18-jährigen Niederländer zum Albtraum. Jetzt steht er in Köln vor Gericht.
Jugendlicher (18) legt Bombe in Köln„Wie Weihnachten und Geburtstag zusammen“

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Der angeklagte 18-Jährige wird von einem Wachtmeister in den Gerichtssaal gebracht. Links seine Verteidigerin.
Ein ohrenbetäubender Knall zerreißt in der Nacht zum 18. September 2024 die Ruhe in der Kölner Ehrenstraße. Flammen schlagen aus einem Modegeschäft, das Erdgeschoss wird verwüstet.
Mitten im Chaos riskiert ein mutiger Radfahrer sein Leben, um Schlimmeres zu verhindern. Der Verursacher: Ein 18-jähriger Niederländer, angeheuert für einen Spottpreis. Seit Donnerstag (4. Dezember 2025) steht er vor dem Kölner Amtsgericht.
Zum Prozessauftakt packt der junge Mann über seine Verteidigerin aus. Er habe in Amsterdam nur einen Job als Kellner gesucht, um Verkehrsstrafen zu bezahlen.
Doch stattdessen geriet er in die Fänge skrupelloser Krimineller, wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet.

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Scherben und Kleidungsstücke liegen nach der Explosion vor dem Geschäft in der Ehrenstraße in Köln.
Über den Social-Media-Dienst Snapchat kam das verlockende Angebot: 2000 Euro für einen „Job“. „Das klang wie Weihnachten und Geburtstag zusammen“, lässt der Angeklagte ausrichten. Doch schnell wurde aus dem Traum ein Albtraum. Als er Bedenken äußerte, sei er massiv bedroht worden. Aus Angst um seine Mutter und Schwester machte er mit.
Statt wie besprochen in Nijmegen nur ein Fenster einzuwerfen, karrten ihn die Drahtzieher nach Köln. Hier drückten sie ihm eine Plastiktüte mit einer Benzin-Vorrichtung und einen Sprengsatz in die Hand. Er warf die Scheibe des Modegeschäfts ein, platzierte die Bombe und zündete sie. Als „Beweis“ für seine Tat musste er alles mit dem Handy filmen. Seine Komplizen ließen ihn einfach stehen und fuhren davon.
Das versprochene Geld sah er nie. Der Auftraggeber blockierte ihn sofort und meldete sich nie wieder. Wer genau dahintersteckt, wisse er nicht, behauptet der 18-Jährige. Er flüchtete mit dem Zug zurück in die Heimat.
Der Inhaber des Geschäfts zeigte sich im Zeugenstand ratlos, geht aber von einem gezielten Anschlag aus. Schon zwei Monate zuvor gab es einen Brandanschlag auf seine Filiale in Amsterdam. Der Schaden allein in Köln: gigantische 600.000 Euro.
Neues Phänomen: „Violence as a Service“
Die Ermittlerinnen und Ermittler nennen dieses eiskalte Geschäft „Violence as a Service“ – Gewalt auf Bestellung. Ein Phänomen, bei dem Kriminelle gezielt Jugendliche für ihre schmutzigen Machenschaften anheuern. Im Verdacht, den Auftrag für den Anschlag in Köln gegeben zu haben: der mutmaßliche Drogenboss Sermet A. Die Staatsanwaltschaft vermutet eine offene Rechnung mit einem früheren Mitarbeiter der Modekette.
Gegen Sermet A. beginnt am Montag ein Mammut-Prozess wegen Drogenhandels, Geiselnahmen und weiterer Explosionen. Die Behörden werfen ihm eine besondere Empathielosigkeit vor. Er soll gewusst haben, dass nur wenige Monate zuvor ein 17-Jähriger bei einem ähnlichen Auftrag in Solingen ums Leben kam.
Diese Skrupellosigkeit ist es, was die Behörden alarmiert. „Die Auftraggeber aus kriminellen Netzwerken der Organisierten Kriminalität nutzen junge Menschen auf diese Weise aus, um Anschläge, Einschüchterungen oder andere Straftaten zu begehen. Sie werden für Einzeltaten rekrutiert und sind dabei hohen Risiken ausgesetzt“, warnen sie.
Der Prozess gegen den 18-Jährigen wurde vertagt, da noch weitere Polizisten und Polizistinnen als Zeugen und Zeuginnen gehört werden müssen. Identifiziert wurde der Angeklagte, weil er nach der Tat gefilmt wurde und ihn Zeugen und Zeuginnen wiedererkannten. (red)
Dieser Inhalt wurde mit Hilfe von KI erstellt.

