Crack-KriseKöln will mit 17-Millionen-Plan gegen Drogen-Elend kämpfen

Die Drogenszene am Neumarkt. Am Durchgang vom Haubrich-Hof zur Lungengasse ein Junkie gibt sich ein Schuss.

Die Drogenszene am Neumarkt. Am Durchgang vom Haubrich-Hof zur Lungengasse ein Junkie gibt sich ein Schuss. 

Die Drogenszene eskaliert, die Verwahrlosung nimmt zu. Jetzt legt die Stadt Köln einen neuen Plan vor: Drei riesige Suchthilfezentren sollen her. Doch das Ganze hat einen Haken – die Kosten von 17 Millionen Euro sind bisher nicht gedeckt.

Kölns Drogenszene spitzt sich dramatisch zu, die Stadt spricht selbst von der Notwendigkeit für „intensivierte Maßnahmen“. Der Hauptgrund für die Eskalation: Seit 2023 konsumieren suchtkranke Menschen immer häufiger das hochgefährliche Crack statt Heroin.

Dieser Teufelskreis führt laut Verwaltung zu einer „schweren Verelendung“.

Bis zu zehnmal am Tag brauchen die Menschen Nachschub. Plätze wie der Neumarkt, der Rudolfplatz oder der Friesenplatz verwandeln sich in sogenannte „Lost Places“. Die Stadt beschreibt ein Bild des Schreckens: Drogen-Deals, Diebstähle, Gewalt, überall liegen benutzte Spritzen, Crack-Pfeifen, Müll, Fäkalien.

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Jetzt hat Gesundheits- und Sozialdezernent Harald Rau dem Hauptausschuss am Montag (11. August 2025) einen neuen Plan gegen das Elend vorgelegt. Sein Vorschlag orientiert sich stark am „Zürcher Modell“.

Harald Rau, Dezernent für unter anderem Soziales und Gesundheit.

Harald Rau, Dezernent für unter anderem Soziales und Gesundheit.

Konkret sollen drei neue Suchthilfezentren entstehen, wie er bereits dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesagt hatte: zwei linksrheinisch und eines rechtsrheinisch. Ein großes Zentrum am Neumarkt mit 180 Plätzen soll rund um die Uhr geöffnet sein und neben Konsumplätzen auch Duschen, Essen und Ruhemöglichkeiten bieten.

Ein weiteres Zentrum mit 60 Plätzen soll am Hauptbahnhof für 16 Stunden täglich öffnen. Das dritte ist in Kalk geplant, ebenfalls mit 16 Stunden Öffnungszeit und Arbeitsangeboten für die suchtkranken Menschen. In den Einrichtungen soll der Kleinhandel mit Drogen toleriert, außerhalb aber strengstens verboten werden.

Der gewaltige Haken an der Sache: die Kosten. Rau geht von 17,17 Millionen Euro jährlich aus. Zum Vergleich: Bisher gibt die Stadt dafür nur gut drei Millionen Euro aus.

Woher die zusätzlichen 14 Millionen Euro pro Jahr kommen sollen, ist völlig unklar. Rau gab selbst zu, dass ein „seriöser Vorschlag zur Refinanzierung“ fehle. Er sei ratlos. Es haben wegen der Dimension des Problems Unternehmen und Institutionen ihre Unterstützung zugesagt, sie sind „wesentlicher Bestandteil“ der Umsetzung.


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Der Hauptausschuss hat das Konzept daher erstmal nur zur Kenntnis genommen. Ein Beschluss wurde aber gefasst: Für den bestehenden Drogenkonsumraum am Neumarkt muss ein alternativer, größerer Standort gefunden werden, der „fußläufig“ erreichbar ist.

Der Vorschlag von Grünen, SPD, Linke, Volt und der Ratsgruppe Klima Freunde und Gut, die frühere Kaufhof-Zentrale zu nutzen, zerschlug sich schnell. Stadtentwicklungsdezernent Andree Haack stellte klar, dass der Eigentümer dem nicht zustimmen werde.

Da die Umsetzung der großen Pläne lange dauern wird, forderte Rau „unverzüglich Interimslösungen“, um die Notlage für die suchtkranken Menschen sowie die Anwohner und Anwohnerinnen zu lindern. So könnte nach Dortmunder Vorbild eine Aufenthaltsfläche mit Sitzmöglichkeiten und Toiletten in der Nähe des Neumarkts entstehen. (red)