Drogenkonsumraum am NeumarktKölner Polizeipräsident schlägt Alarm! „Funktioniert so nicht“

Das Parkhaus Cäcilienstraße wird von Drogensüchtigen als Rückzugsort genutzt. Die hygienischen Zustände zwingen den Betreiber, eine Parkebene zu schließen.

Das Parkhaus Cäcilienstraße wird von Drogensüchtigen als Rückzugsort genutzt. Die hygienischen Zustände zwingen den Betreiber, eine Parkebene zu schließen.

Kölns Polizeipräsident Johannes Hermanns schlägt Alarm! Der Drogenkonsumraum am Neumarkt sei gescheitert und ein „Eldorado für Dealer“. Er fordert ein radikales Umdenken und bringt sogar eine ärztliche Abgabe von Kokain an Schwerstabhängige ins Spiel.

Die Lage rund um den Neumarkt ist außer Kontrolle! Kölns Polizeipräsident Johannes Hermanns findet deutliche Worte für die Zustände am Drogen-Hotspot.

Der Drogenkonsumraum ziehe Dealer und Süchtige an wie „die Bienen einen Bienenstock“, sagte er im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Dealer wissen genau, wo sie ihre potenziellen Kunden und Kundinnen finden

Das Problem: Dealer wissen genau, wo sie ihre potenziellen Kunden und Kundinnen finden. Und die kommen nicht nur, um den Konsumraum zu nutzen. Viele wissen einfach, dass sie am Neumarkt sicher an ihre Drogen kommen. „Die Umgebung ist damit ein wahres Eldorado für Dealer und auch für die Konsumenten, die Ladendiebstahl auch noch schnell vor Ort erledigen können“, so Hermanns.

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Sein knallhartes Urteil: Der Drogenkonsumraum am Neumarkt ist gescheitert. „In seiner jetzigen Konfiguration: ja, ganz klar“, stellt der Polizeichef fest. Zwar sollen solche Räume das Überleben von Schwerstabhängigen sichern, doch ein ebenso wichtiges Ziel sei es, die Belastung für die Öffentlichkeit zu reduzieren. „Dieses Ziel wird am Neumarkt aber nicht erreicht.“

Kölns Polizeipräsident Johannes Hermanns findet deutliche Worte.

Kölns Polizeipräsident Johannes Hermanns findet deutliche Worte.

Die Folgen sind in der ganzen Stadt spürbar. Seit Herbst 2024 häufen sich auch in Ehrenfeld Beschwerden über Belästigungen durch Gruppen aus der Trinker- und Drogenszene. Eine reine Verdrängung vom Neumarkt sei das aber nicht, so Hermanns. Denn die Szene am Neumarkt werde nicht kleiner, sondern wachse sogar.

Was also tun? „Ein Drogenkonsumraum gehört nach meiner Überzeugung nicht an den Neumarkt“, sagt Hermanns. Ein solcher zentraler Ort verstärke das Problem nur. Er schlägt einen Standort etwas außerhalb vor. Der ideale Konsumraum müsse den Suchtkranken rund um die Uhr eine Aufenthaltsmöglichkeit, ärztliche Hilfe und einen Rückzugsort bieten.

Doch der Polizeipräsident geht noch einen Schritt weiter und spricht einen Tabu-Thema an: die legale Abgabe von Drogen an Süchtige. „Wenn Suchtkranke sich ihre Drogen nicht legal beschaffen können, die sie im Drogenkonsumraum aber legal konsumieren dürfen, ist das schon ein deutlicher Widerspruch in der gesetzlichen Regelungslage.“ Crack-Abhängige bräuchten bis zu 200 Euro am Tag und finanzierten ihre Sucht oft durch Betteln und Straftaten.

Deshalb regt er an, über eine ärztlich verordnete Abgabe von Drogen wie Kokain an Schwerstabhängige nachzudenken, bei denen es kaum Hoffnung auf Heilung gibt. Welche Substanzen genau, müssten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen klären. Damit könne man den Süchtigen ein menschenwürdiges Leben ermöglichen und gleichzeitig den Nährboden für die organisierte Kriminalität austrocknen.

Hermanns fordert zudem, dass Polizei, Ordnungsamt, Streetworker und Streetworkerinnen sowie Rettungsdienste besser und sichtbarer als „verschweißte Einheit“ auftreten. Er ist überzeugt: „Ein funktionierender Drogenkonsumraum mit Aufenthalts- und Unterstützungsmöglichkeiten, das ist meine persönliche Überzeugung, wäre ein sehr gutes Investment.“ (red)