„Proud op Kölle“Kölner hängt Fahnen an Balkon – Hausverwaltung schickt bösen Brief

Fahnen mit der Aufschrift „Proud op Kölle“ hängen an einem Balkon in Köln-Nippes.

Dirk von Schledorn hat an seinem Balkon zwei „Proud op Kölle“-Fahnen angebracht. Die müssen nun weg.

Ein Fahnen-Streit sorgt in Köln-Nippes derzeit für Diskussionen. Die Hausverwaltung Pandion setzte einem Mieter eine Frist – und rudert jetzt zurück.

von Matthias Trzeciak (mt)

Dirk von Schledorn wohnt seit 2018 im Clouth Quartier in Köln-Nippes. „In der Zeit gab es nie Probleme mit der Hausverwaltung“, erzählt der 50-Jährige im EXPRESS.de-Gespräch. Doch seit Montag (19. Juni 2023) hat sich die Situation geändert.

Stein des Anstoßes: Fahnen, die an seinem Balkon hängen. Offenbar verstößt das gegen die Hausordnung.

„Proud op Kölle“-Fahnen sorgen für Stress mit Kölner Hausverwaltung

Bei den Fahnen mit der Aufschrift „Proud op Kölle“ handelt es sich um Regenbogenfahnen, mit denen die queere Jugendeinrichtung Anyway in Köln unterstützt wird. Die Baumarktkette OBI bittet als Urheber der Aktion um Spenden für das Anyway.

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Jetzt erhielt von Schledorn Post – der Inhalt sorgt bei dem Berufsschullehrer nur für Unverständnis.

Ein Foto von Dirk von Schledorn. Der Kölner hat Stress mit der Hausverwaltung, weil Regenbogenfahnen an seinem Balkon hängen.

Dirk von Schledorn wohnt im Clouth Quartier in Köln-Nippes und hat Stress mit der Hausverwaltung. Es geht um Fahnen an seinem Balkon.

Fahnen mit der Aufschrift „Proud op Kölle“ hängen an einem Balkon in Köln-Nippes.

Dirk von Schledorn hat an seinem Balkon zwei „Proud op Kölle“-Fahnen angebracht. Die müssen nun weg.

In dem Schreiben der Kölner Hausverwaltung Pandion, das der 50-Jährige auch bei Facebook veröffentlichte, heißt es: Bei einer Begehung des Objektes sei festgestellt worden, „dass Herr von Schledorn zwei Fahnen mit einer weitgehend politisch/sozialen Absicht am Balkon angebracht hat.“

Weiter erklärt die Hausverwaltung: „Dies stellt eine Veränderung des äußeren Erscheinungsbilds dar, die in dieser Form bisher nicht vorkam. Diese Darstellung fällt auch nicht unter den Aspekt einer Brauchtumspflege wie zum Beispiel Maibaum, Oster- oder Weihnachtsschmuck, Neujahr (asiatisch) oder Chanuka oder ähnliches.“

Kölner Mieter wird Frist gesetzt – Regenbogenfahnen müssen weg

In dem Schreiben wird von Schledorn nun eine Frist gesetzt. Bis zum 22. Juni 2023, 12 Uhr, müssen die Fahnen entfernt werden. Ansonsten sei die Hausverwaltung gezwungen, die Fahnen kostenpflichtig zu entfernen.

Die Wohnanlage solle nicht Schauplatz eines Potpourris politischer Statements werden. „Sonst hängen dort bald weitere Fahnen von Fußballvereinen, politischen Parteien wie der AfD oder anderer, ‚Schützt die Wale‘ und der ‚Letzten Generation‘, versucht die Hausverwaltung das strenge Durchgreifen zu erklären.

Bei Nationalflaggen während der EM oder einer WM sei man dagegen großzügig, zumal es sich um ein multinationales und vornehmlich unpolitisches Ereignis handeln würde.

Mieter von Schledorn versichert gegenüber EXPRESS.de: „Ich will keinen weiteren Ärger verursachen, deshalb werde ich dieRegenbogenfahnen abhängen.“ Ins Fenster hängen könne er sie leider auch nicht, „die gehen nach hinten raus, da sind die Fahnen gar nicht sichtbar.“

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Allerdings kann er die Erklärung der Hausverwaltung Pandion nicht verstehen. Der habe er in einer Mail mitgeteilt, dass die Fahnen nach der Cologne Pride, die noch bis zum 9. Juli geht, wieder abgehängt würden. Zudem sei die Veranstaltung ja auch ein multinationales Ereignis.

Kölns irre Fahnen-Posse – etwas mehr Toleranz hätte man sich bei dem LGBTQI+-Thema sicher gewünscht. Zumal von Schledorn in den letzten fünf Jahren immer eine Regenbogenfahne während der Cologne Pride am Balkon hatte: „Da hat sich nie jemand beschwert.“

Kölner Hausverwaltung rudert wegen Fahne zurück

EXPRESS.de konfrontierte die Hausverwaltung am Mittwoch (21. Juni) mit dem Vorfall. Pandion rudert nun zurück:

„Wir sehen, dass die Wortwahl und insbesondere die genannten Vergleiche sehr unglücklich sind und einen Mangel in der richtigen Einschätzung der individuellen Situation erkennen lassen“, stellt die Unternehmenssprecherin klar.

„Wir werden uns vor diesem Hintergrund der Eigentümer- und Eigentümerinnen-Gemeinschaft gegenüber dafür aussprechen, in diesem Fall eine Ausnahme zu machen. Letztendlich obliegt die Entscheidung jedoch den Eigentümer und Eigentümerinnen, ob die Fahnen bis zum Ende des Pride Month hängenbleiben dürfen.“

Der Vorgang stehe in keinem Zusammenhang mit den Werten und Überzeugungen der Hausverwaltung, darauf weist Pandion hin.

„Wir sind fest davon überzeugt, dass Toleranz, Vielfalt und demokratische Werte grundlegende Säulen einer gerechten und inklusiven Gesellschaft sind. Als langjähriges Kölner Unternehmen fühlen wir uns mit der Toleranz und Offenheit, für die diese Stadt und ihre Bewohner und Bewohnerinnen stehen, eng verbunden“, erklärt die Sprecherin.