Plastik-Schande in Kölner VeedelRätsel um Müll-Skandal – jetzt macht die Stadt ernst

Hier pflücken drei städ­ti­sche Mit­ar­bei­ter Plas­tik­müll aus den Sträu­chern in Köln-Me­sche­nich.

Hier pflücken drei städ­ti­sche Mit­ar­bei­ter Plas­tik­müll aus den Sträu­chern in Köln-Me­sche­nich.

Die riesigen Plastikberge sorgen in einem Kölner Veedel weiter für Ärger. Jetzt reagiert die Stadt Köln auf den Müll-Skandal.

von Oliver Meyer (mey)

Zwei Tage nach dem EXPRESS.de-Report über die Müll-Schande auf einem Feld an der Brühler Landstraße in Köln-Meschenich rückten am Mittwochvormittag (8. März 2023) drei Mitarbeiter des Umweltamtes der Stadt Köln an. Sie schauten sich die herumliegenden Plastikmüll-Berge an und waren sich schnell klar: Was dort passiert ist, muss umgehend beseitigt werden.

Die drei städtischen Mitarbeiter sammelten einige Müllfetzen ein und begutachteten sie. „Das Plastik ist offenbar beim Rückschnitt der Büsche entlang der B51 von Straßen.NRW geschreddert worden“, stellten sie fest. Der oder die Arbeiter hätten vermutlich nicht die Sorgfalt walten lassen und zuvor das Buschwerk nach Müll abgesucht, wie das laut Straßen.NRW sonst angeblich übliche Vorgehensweise ist.

Köln-Meschenich: Massive Beschwerden wegen Müll-Mysterium

Warum die Arbeiten dann durchgeführt oder nicht zumindest beim Auftauchen der Hunderten Plastikmüll-Teile abgebrochen wurden, will die Stadt Köln nun von Straßen.NRW wissen. Man werde Gespräche führen und den Verursacher auffordern, umgehend diesen Zustand zu beseitigen, hieß es.

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Bedeutet: Die Stadt Köln räumt knallhart auf. Offenbar gab es kurz unmittelbar nach der Besichtigung durch die Mitarbeiter des Umweltamtes ein ernstes Gespräch. Denn Straßen.NRW-Sprecher Torsten Gaber hatte erst am Montag EXPRESS.de mitgeteilt: „Die AWB Köln müssen sich noch um die Entfernung des Mülls kümmern. Wir stehen hier bereits seit Mittwoch im Kontakt mit der Stadt Köln und haben darum gebeten, den restlichen Müll auch noch zu entfernen.“

Merkwürdig: Bei der Stadt wusste niemand etwas von einem „Kontakt“. Das zuständige Umweltamt wurde erst am Mittwochmorgen informiert und reagierte sofort.

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Am Mittwochnachmittag ruderte Straßen.NRW dann komplett zurück und meinte: „Straßen.NRW plant kurzfristig für Donnerstag im Bereich der Bundesstraße B51 (Brühler Landstraße) in Meschenich eine Müllsammelaktion. Wir werden mit einer Kolonne von Arbeitskräften sowie mehreren Fahrzeugen vor Ort sein.“

Plastikberge in Köln: Wer ist dafür verantwortlich?

Auslöser dafür dürften auch Beschwerden von Anwohnern und Anwohnerinnen sein. Wie Christa Limbach, die entsetzt ist. „Wir haben am Samstag im Rahmen von Kölle putzmunter eine Müllsammelaktion durchgeführt. Im Bereich der Brühler Landstraße haben wir die völlig zerfetzten Büsche und Sträucher gesehen, dazu die Müllberge. Die konnten wir gar nicht entfernen, weil das alles in dem Buschwerk durch das Schreddern verschlungen ist.“

Sie rief sofort bei Straßen.NRW an und beschwerte sich: „Kleinlaut räumte man ein, dass da was schiefgelaufen ist und man schnell dort aufräumen wolle“, so Christa Limbach gegenüber EXPRESS.de.

Sie engagiert sich gemeinsam mit anderen Anwohnern und Anwohnerinnen seit Jahre ehrenamtlich in der Gruppe „Aktiv für Meschenich“. Doch es handelt sich nicht um den Müll, den die Gruppe am vergangenen Samstag gesammelt und am Straßenrand abgestellt hatte. „Denn unsere Plastiksäcke waren orange, nicht blau wie die geschredderten Säcke.“

Inzwischen wurde auch der Bund für Umwelt- und Naturschutz eingeschaltet. Der BUND will nun den Verursacher finden. Denn durch das Schreddern ist die Umwelt durch Mikroplastik geschädigt worden. Demnächst will dort der Pächter auf dem Feld wieder Gemüse anpflanzen. Bis dahin muss klar sein, dass kein Plastik mehr im Boden ist.