Das Käsehaus Wingenfeld ist Kölns ältestes Käse-Spezialitätengeschäft. Viele kennen es von der Ehrenstraße. Jetzt hat Inhaberin Barbara Wilke eine neue Filiale eröffnet.
Kölner TraditionsgeschäftHier ist alles Käse – und einer ist aus gutem Grund der Renner
von Adnan Akyüz (aa)
Köln. Das schafft nicht jedes Geschäft. Das Käsehaus Wingenfeld mit Sitz an der Ehrenstraße ist 125 Jahre alt geworden und damit Kölns ältestes Käsefachgeschäft. Zeit für einen Besuch bei Inhaberin Barbara Wilke (61). Sie hat am Freitag (1. Oktober 2021) eine weitere Filiale an der Severinstraße eröffnet und spricht nicht nur über Molkereiprodukte, sondern auch über andere Sachen in Köln, die „Käse sind“.
Das Käse-Spezialitätengeschäft hat eine lange Tradition. Gegründet 1896 in Köln ist es bis heute eine der ersten Adressen für Käseliebhaber aus Köln und der Region. Nun ist mit Severinstraße eine neue dazugekommen. „Das Käsehaus Wingenfeld hat es vor 90 Jahren schon mal auf der Severinstraße gegeben. Das ist einer der zwei Gründe, warum ich mich für diesen Standort entschieden habe“, schildert die gelernte Groß- und Einzelhandelskauffrau, die das Geschäft mit zehn Angestellten auf der Ehrenstraße vor 21 Jahren übernommen hatte, im Gespräch mit EXPRESS.de.
Köln: Käsehaus Wingenfeld feiert 125. Geburtstag
Und der andere Grund? „Auf lange Sicht will ich das Geschäft in die Südstadt verlagern. Auf der Severinstraße gibt es viele inhabergeführte Geschäfte. Auf der Ehrenstraße leider nur noch eine Hand voll. Es kommen immer mehr Filialisten, die ich sehr austauschbar finde. Das war vor 15 Jahren noch anders“, erklärt sie.
Dann holt sie aus und schimpft auf die Stadt, weil die Ehrenstraße für den Autoverkehr gesperrt werden soll. „Die Autos sollen raus, aber es wird keine Alternative wie ein Parkhaus aufgezeigt. Zu uns kommen viele Kunden von weiter weg. Daran will niemand denken. Da wurde der dritte Schritt vor dem ersten gemacht“, kritisiert sie. Aus ihrer Sicht großer Käse, wie sich die Ehrenstraße entwickelt hat.
Doch zurück zum richtigen Käse. Davon hat Barbara Wilke in ihren beiden Geschäften über 300 Sorten. Mit einer Empfehlung hält sie sich zurück: „Das ist immer von Kunde zu Kunde anders zu beurteilen. Würzig und würzig ist für viele ein Unterschied.“ Die Qualität und das Fachwissen des Personals, von dem sie am Anfang viel über Käse und Aufbewahrung sowie Pflege gelernt habe, mache den Unterschied. Auch setzt sie auf regionale Produkte wie Schnaps aus dem Bergischen oder Honig von einem Imker aus der Südstadt.
„Wir bekommen von unserem Großhändler oder der Käserei in der Schweiz, die uns beliefert, Käse, den es in Supermärkten nicht gibt“, erklärt sie. Die Produkte des Käsehauses Wingenfeld liegen unverpackt und naturbelassen in der Theke. Ein „Brie de Meaux“ schmeckt im Fachgeschäft eben anders als der aus dem Supermarkt. „Das sagen uns auch unsere Kunden und das ist für uns eine große Motivation“, so die Chefin.
Barbara Wilke hat noch einen Serviervorschlag für diejenigen, die sich nicht so gut auskennen. Sie erklärt: „Zu gereiftem Käse mit Kristallen wie einem Schlossberger keine Weine mit Tannin, also Rotweine, servieren. Sonst schmecken der Käse nur nach Salz und der Wein nur nach Alkohol. Lieber einen fruchtigen Weißwein. Wer auf Rotwein nicht verzichten möchte, kann dazu einen Camembert oder Brie de Meaux nehmen. Passend dazu den Feigen-Apfelsenf aus der Schweiz.“
Übrigens: Bundesweit ist der beliebteste Käse laut der Kölner Expertin junger Gouda. In Köln sei dafür der Mittelalte schon seit jeher der Renner, weil damit der kölsche Evergreen Halve Hahn belegt wird.