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Kölner HundeflüsterMasih Samin und sein Leben im „Rudel“

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Hundetherapeut Masih Samin beim Rudel-Spaziergang im Stadtwald. Acht Hunde hält er gleichzeitig an der Leine.

von Markus Krücken (krue)

Köln – „Ruhig, Mädchen!“ Masih Samin (29) hat alles im Griff. Buchstäblich – an acht Leinen. Die Begegnung seines Rudels mit einer leinenlosen Labrador-Hündin im Stadtwald endet nach anfänglichem Abtasten im Beschnuppern und Weiterziehen: „Man muss in solchen Situationen ruhig bleiben und entschieden auftreten“, sagt der Kölner Hundeflüsterer.

In Lindenthal und über die Grenzen des Veedels hinaus ist der gebürtige Afghane, der 1994 im Alter von sechs Jahren nach Deutschland kam, als Kölns wohl bekanntester Hundeverhaltenstherapeut beliebt und bereits TV-bekannt.

Samin ist sehr gefragt

Er gibt Privatstunden, hält Vorlesungen und Seminare, und fünfmal wöchentlich zieht er die Blicke in Lindenthal auf sich. Dann, wenn er vormittags mit verschiedenen Gruppen von Hunden seine Runden durchs Grüne zieht, 17 bis 22 Kilometer kommen so täglich zusammen.

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„Routine? Irgendwie sind diese Spaziergänge auch immer noch jedes Mal ein Abenteuer. Denn es sind immer unterschiedliche Gruppen, unterschiedliche Fälle. Es muss auch immer eine neue Route sein, es muss spannend bleiben. Momentan kümmere ich mich in der Woche um 28 Hunde“, erklärt er.

Tierliebe begann im Kindesalter

Immer mehr Hundehalter, die Probleme mit ihren Tieren haben, wenden sich hilfe- und ratsuchend an den charismatischen Experten.

Mit seiner Freundin hält er selbst daheim drei Hunde. Von klein auf war er mit den Tieren in Kontakt. „Mir hat als es kleinem Jungen weh getan, als ich einmal gesehen habe, wie andere Kids eine Hundemama und ihre Jungen mit Steinen beschmissen haben.“

In Deutschland angekommen, wurde der Bezug zu Hunden beim kleinen Masih noch verstärkt: „Ich sah im TV den Film «Mein Partner mit der kalten Schnauze» – er hat mich zu Tränen gerührt.“

Das Fernstudium von einst hat sich heute bezahlt gemacht: Der Kölner ist ein anerkannter Experte und Ratgeber für viele verzweifelte Hundehalter geworden. „Warum haben so viele Tiere so viele Probleme? Es liegt an der Kommunikation“, erklärt er.

Aufklärung ist die größte Arbeit

„Wir Menschen verfälschen sie. Meine Arbeit sehe ich deshalb darin, einfach aufzuklären. Damit habe ich das Rad nicht neu erfunden. Doch in meinem Metier gibt es unglaublich viel Unwissen. Obwohl wir mit diesen Tieren seit tausenden Jahren zusammenleben, haben wir kaum eine Ahnung von ihnen. Mit einer Ausbildung von einem halben Jahr kann man sich hierzulande schon Hundetrainer nennen. Die Leute gehen davon aus, dass die Hunde uns verstehen. Wie irrsinnig und ignorant ist das?“

Bei den Runde durch den Stadtwald ist auch „Mädchen“ dabei. Der Kangal, eine aus Anatolien stammende Rasse, gehört dem Hundeflüsterer selbst.

So sind Samins Erfahrungen

„Sie“, schmunzelt er, „war vielleicht mein größter Pflegefall. Sie war so unfassbar aggressiv Menschen und Hunden gegenüber. Ein Jahr habe ich fast jeden Tag mit ihr trainiert, bis ich sie hinbekam und sie nicht mehr so widerspenstig war.“

Privat zu Hause kann er Gewaltvideos gegen Hunde, die es in den sozialen Netzwerken zu sehen gibt, nicht ansehen. Negatives Denken blendet er aus. Auf seinen Runden durch den Stadtwald erlebt er fast ausschließlich positive Begegnungen, berichtet er:

„Die Leute sind verständnisvoll und positiv, geben viel Freiraum, zum Beispiel an der Ampel. Ich habe so gut wie noch nie negative Erfahrungen gemacht.“ Und das soll auch weiterhin so bleiben.