Ein Monat ohne HeizungKölner Wohnsiedlung friert – Mieterverein erklärt Rechte

Eine Frau sitzt auf ihrem Sofa vor einem Heizstrahler.

Die Mieterin Büsra Ibis, hier am 13. Oktober 2022, heizt ihre Wohnung seit Mitte September mit einem Heizstrahler, weil die Heizung ausgefallen ist. 

Welche Rechte Mieterinnen und Mieter bei einem längeren Ausfall von Heizung und Warmwasser haben, erklärt der Kölner Mieterverein bei EXPRESS.de.

von Adnan Akyüz (aa)

Großes Ärgernis für Mieterinnen und Mieter an der Amsterdamer Straße in Köln-Niehl. In mehreren Mehrfamilienhäusern ist seit einem Monat die Heizung defekt. Zudem fließt seit einigen Tagen auch das Warmwasser nicht richtig.

Mieterin Büsra Ibis (32) etwa behilft sich mit einem elektrischen Heizstrahler. Welche Rechte Mieterinnen und Mieter in so einem Fall haben, erklärt der Kölner Mieterverein bei EXPRESS.de

Köln: Wohnhäuser in Niehl einen Monat ohne Heizung

Mieterin Büsra Ibis ist sauer auf ihre Vermieterin, die GAG. Die 32-jährige Kölnerin lebt mit ihrer Familie in einem Wohnhaus an der Amsterdamer Straße, wo seit dem 15. September die Heizung ausgefallen ist.

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„Seit Dienstag (11. Oktober) haben wir auch kein Warmwasser mehr. Ich habe eine einjährige Tochter, um die ich mich kümmern muss. Wir duschen kalt. Wir behelfen uns mit einem Heizstrahler, um die Wohnung zu heizen. Warum die GAG so lange braucht, um die Heizung zu reparieren, verstehen wir nicht“, sagt sie im Gespräch mit EXPRESS.de.

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Sie war eigenen Angaben nach beim GAG-Kundencenter. „Da wollte oder konnte mir aber niemand sagen, wann unsere Heizungen wieder laufen werden. Auch in den Nachbarhäusern ist es dasselbe. Wie wir erfahren haben, fehlt ein Ersatzteil. Mehr wissen wir nicht“, so die gelernte Kauffrau Büromanagement, die gerade in Elternzeit ist.

Dicke Socken und Pulli reichten nicht aus, um sich und ihr Kind nachts bei Temperaturen unter zehn Grad warmzuhalten. „Den Heizstrahler stelle ich vor dem Schlafengehen erst in das Zimmer meines Kindes, dann in unser Zimmer. Mein Kind wacht nachts auf und sagt mir, dass es friert. Zudem geht das auf die Stromkosten. Das kann so nicht weitergehen“, ärgert sie sich.

EXPRESS.de fragte bei der GAG nach. Sprecherin Katrin Heinecke bestätigt, „dass es bedauerlicherweise zu temporären Heizungsausfällen kommt“. Die Ausfälle träten insbesondere in den inzwischen kühleren Nachtzeiten auf.

GAG-Sprecherin: Ausfälle vor allem in den Nachtzeiten

Grund sei ein kompliziertes Problem mit den Erd-Solepumpen. Die Fehlersuche in den hochkomplexen Anlagen und die Terminfindung bei der Spezialfirma, habe laut der Sprecherin „leider mehr Zeit in Anspruch genommen, als unsere Kundinnen und Kunden dies normalerweise von uns gewohnt sind.“

Weiter erklärt sie, dass tagsüber die Heizungsanlage funktioniere, aber unregelmäßig technisch bedingt die Saugpumpe ausfällt. Diese müsse manuell wieder gestartet werden, „was sich vor allem nachts leider nicht immer voraussehen und sicherstellen lässt.“

Immerhin: Die beauftragte Spezialfirma soll am Freitag (14. Oktober) die Pumpenanlage ausbauen und den Fehler beseitigen können, sagt die Sprecherin.

Probleme mit „Schluckleistung“ der Erdwärmepumpen

An einer anderen Stelle der Siedlung wurde die GAG laut der Sprecherin von der Unteren Wasserbehörde angewiesen, die „Schluckleistung“ der Erdwärmepumpen zu verringern.

Was das genau ist, erklärt die Sprecherin: „Vereinfacht gesagt, soll die Pumpe weniger Wasser/Wärme aus der Erde in den Wärmekreislauf geben. Dies hat zu kurzzeitigen Temperaturabfällen in den Wohnungen geführt, da die Heizung – vereinfacht – deshalb neu justiert werden muss.“

Bis die richtige Einstelltemperatur gefunden wird, dauere es etwas Zeit. Die gewohnten Temperaturen in den Wohnungen sollten sich „noch im Laufe der Woche“ wieder normalisiert haben, so die Sprecherin.

Die Gebäude rund um den Monika-Plomka-Platz in Niehl sind laut GAG moderne Bauten aus Mitte der 2000er Jahre, die bereits über einen sehr guten Kälteschutz verfügen. Die Sprecherin fügt noch hinzu: „Von dem Gebrauch von elektrischen Heizlüftern raten wir aus Kosten- und Brandschutzgründen ab.“

EXPRESS.de frage beim Kölner Mieterverein nach, welche Rechte Mieterinnen und Mieter, auch losgelöst von dem Niehler Fall, bei einem Heizungs- und Warmwasserausfall haben.

Kölner Mieterverein erklärt die Rechte: Von Mietminderung bis Hotel

Sprecher Jörg Depel erklärt, dass die GAG einen guten Ruf als faire Vermieterin hat. „Mieterinnen und Mieter können bei den jetzigen Temperaturen bei einem vollen Monat Heizungs- und Warmwasserausfall, also wenn nicht geduscht und geheizt werden kann, die Miete um 50 Prozent mindern“, erklärt er.

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Mehrkosten, wie etwa die Anschaffung eines Heizstrahlers, könnten den Vermietern in Rechnung gestellt werden. „Am besten ist es, wenn eine Anschaffung vorher dem Vermieter oder der Vermieterin schriftlich angekündigt wird“, so Depel.

Im Härtefall, also wenn eine Wohnung im tiefsten Winter aufgrund von Heizungs- und Warmwasserausfall unbewohnbar ist, könnten Mieterinnen und Mieter eine Ersatzwohnung verlangen oder sogar ein günstiges Hotelzimmer nehmen, das die Vermieter dann zahlen müssten. Das gehe aber nur über den Weg einer einstweiligen Verfügung.