Jobs in KölnBahn & Co. werben um neue Fachkräfte – mit krasser Prämien-Methode

Lokführer_Symbolfoto

Ein Lokführer fährt im Führerstand eines ICE.

von Adnan Akyüz (aa)

Köln – Wer in Köln Lokführer werden will, könnte richtig absahnen: Durch den anhaltenden Fachkräftemangel bei Eisenbahnern greifen Bahnunternehmen jetzt tief in die Tasche. Mitarbeiter, die neue Kollegen anwerben, bekommen ein saftiges Handgeld. Nach EXPRESS-Informationen sind die Prämien auf bis zu 5000 Euro angestiegen! Allein in NRW sind über 500 Stellen unbesetzt.

Deutsche Bahn zahlt 1500 Euro

Die Deutsche Bahn hat das konzerneigene Programm „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“ ins Leben gerufen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Lotst ein Bahn-Mitarbeiter einen neuen Kollegen mit Berufserfahrung ins Unternehmen, winkt eine Prämie in Höhe von 1500 Euro.

Für neue Azubis gibt es immerhin 500 Euro. Diese Methode ist in der Belegschaft offenbar beliebt. Laut eines Bahnsprechers wurden zehn Prozent der Einstellungen so generiert. Meist aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis.

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National Express zahlt bis zu 5000 Euro

Die Konkurrenz, etwa die Firma National Express mit Sitz in Köln, zahlt weitaus mehr. „Bei uns in der Firma wird mehr gezahlt. Ich weiß von Kollegen, die 5000 Euro extra bekommen haben“, sagt ein Lokführer dieser Firma aus Köln. Auf Anfrage des EXPRESS wollte sich das Unternehmen dazu nicht äußern.

Bahn sucht 220 Lokführer in NRW

National Express sucht aktuell etwa Lokführer für die Strecke des RE 5 RRX und wirbt mit einem sicheren und unbefristeten Arbeitsverhältnis sowie einem Tarifvertrag. Die Bahn sucht auch eifrig weiter: Laut des Sprechers plane der Konzern bundesweit 2000 Lokführer einzustellen. Davon 220 in NRW. Insgesamt soll es dieses Jahr 22.000 Neueinstellungen geben. Zum Vergleich: 2018 hatte die DB schon 1600 Lokführer eingestellt.

Gewerkschaft der Lokführer: „Bundesweit sind 4000 Lokführer-Stellen unbesetzt“

Das ist auch laut dem NRW-Vorsitzenden der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Sven Schmitte (39), dringend nötig. Er erklärt: „Bundesweit sind 4000 Lokführer-Stellen unbesetzt. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. In den nächsten acht Jahren werden 25 Prozent der Lokführer in Rente gehen.“

Daher sei es „eine sportliche Aufgabe“ für alle Unternehmen, ausreichend Nachwuchs auszubilden. Zu wenig Personal bedeute, dass Züge nicht abfahren.

Sven Schmitte: „Das Loch hätte früher gestopft werden müssen“

Dass Bahnunternehmen jetzt massenhaft einstellen, liege laut Schmitte, der seit 1996 Lokführer ist, an den Versäumnissen in der Vergangenheit. „Alle Unternehmen haben nicht vorausschauend gehandelt. Dieses Loch hätte früher gestopft werden müssen“, so Schmitte.

Einstiegsgehalt in Höhe von 3050 Euro

Die Lokführer-Streiks, an die sich viele Pendler sicher noch erinnern, hätten aber laut Schmitte Früchte getragen. „Wir haben das Einstiegsgehalt von 2100 Euro brutto auf 3050 Euro anheben können und so den Beruf aufgewertet“.