Keine Band, nicht RekerKommentar: Kölns wichtigster Auftritt am 11.11. war ein ganz anderer

Der Karneval zeigt Haltung! Der EXPRESS.de-Kommentar zum Auftritt von Aaron Knappstein am 11.11. in Köln.

von Thomas Werner (tw)

Die Weltlage ist schwierig, trotzdem feiern zehntausende Menschen am Samstag (11. November) den Sessionsauftakt in Köln. Und zwischen Saufgelagen, Nazi-Eklats oder Organisationsfehlern tut ein bisschen Realität erstaunlich gut, findet unser Autor. Der EXPRESS.de-Kommentar zum Auftritt von Aaron Knappstein am 11.11. in Köln.

Der „echte“ Kölner Karneval grenzt sich gerne klar ab: Das, was da auf Zülpicher Straße und Co. zelebriert wird, gehört nicht zum Karneval, heißt es. „Echter“ Karneval, das bedeutet auch Haltung, Miteinander, Frieden.

Aaron Knappstein mit bewegenden Worten im Kölner Rathaus

Dass das keine leeren Phrasen sind, zeigte sich auch am 11.11.: Aaron Knappstein, Präsident des jüdischen Karnevalsvereins Kölsche Kippa Köpp, hielt im Rathaus an der Seite von OB Henriette Reker eine Rede – betretenes, fast andächtiges Schweigen in der Runde.

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Köln zeigt Geschlossenheit in schwierigen Zeiten – was für eine starke Verbindung, die der Karneval schaffen kann.

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Knappstein sagte bei dem Empfang, die Jüdinnen und Juden in Köln seien in Not – Hilfe wird benötigt. „Wir haben immer mehr Menschen auch in Köln, die uns absprechen, Kölnerinnen und Kölner zu sein. Die uns sagen, dass wir nicht mehr hierhingehören.“

Knappstein hatte sich im Vorfeld bewusst für einen offensiven Umgang mit der eigenen Situation entschieden, nahm deshalb die Einladung ins Rathaus an.

Die goldrichtige Entscheidung! Denn die Botschaft, die sein Auftritt an höchster Kölner Stelle in sich trägt, geht weit über den Karneval hinaus. Ja, die kölschen Jüdinnen und Juden sind mittendrin, sind Teil von Köln, gehören wie alle anderen dazu – ob im jecken Treiben, in der KVB, beim Bäcker oder im Zoo!

Präsident der Kölschen Kippa Köpp: „Immer mehr, die uns absprechen, Kölnerinnen und Kölner zu sein“

Umso wichtiger, wenn man diese Botschaft in die Welt trägt, auch wenn der Sinn eigentlich nicht nach Frohsinn im Karneval steht. „Ich werde am Samstag nicht in die Kneipe gehen, schunkeln und Lieder singen“, hatte Knappstein im Vorfeld gesagt.

Natürlich nicht! Es gibt eben Auftritte, die sind verzichtbar. Der von Knappstein im Kölner Rathaus war es nicht. Mit der Bedeutung seiner Rede für Köln kann an diesem 11.11.2023 kein kölscher Song, keine Heumarkt-Rede mithalten.

Ja, der „echte“ Karneval hat mehr zu bieten als die Zülpicher Straße. Viel mehr. Nur muss die Botschaft von Knappsteins Auftritt auch weit darüber hinaus Gehör finden.