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Schlechtes Gewissen?Diskussion um 11.11. in Köln: „Einige brauchen den Karneval“

Viele Menschen sind in Kostümen auf der Zülpicher Straße zu sehen.

Auf der Zülpicher Straße in Köln war es schon in den Morgenstunden voll. Rund um den 11.11. hat sich eine große Diskussion entzündet.

Frohsinn im Karneval neben Elend in Kriegen – ein Spannungsverhältnis, das auch in Köln am 11.11. für Diskussionen sorgt.

von Thomas Werner (tw)

Köln und sein 11.11. – das bedeutet für die Jecken Frohsinn, Ausgelassenheit, Liebe und Stolz. Doch ganz so einfach ist die Welt 2023 nicht mehr. Rund um die Feierlichkeiten am Samstag (11. November 2023) ist eine große Diskussion entstanden.

Ist überschwängliche Freude überhaupt mit gutem Gewissen zu vereinbaren, wenn beispielsweise in der Ukraine oder im Nahen Osten Menschen im Krieg sterben?

Köln und der 11.11. – darf man als Jeck heute mit gutem Gewissen feiern?

Ein schwieriges, vor allem sehr individuelles Thema, findet Oberbürgermeisterin Henriette Reker (66). „Einige brauchen den Karneval, um in der Gemeinschaft Kraft für eine fordernde Gegenwart zu sammeln“, sagte die OB während ihrer Rede im Rathaus. „Andere können ihre Gedanken an die Opfer von Terror und Krieg nicht abstellen. Jeder Jeck ist eben anders, das hat sich für Köln bewährt.“

Alles zum Thema Henriette Reker

Der Psychologe Stephan Grünewald hält Karnevalsfeiern auch vor dem Hintergrund von Krieg und Krisen für legitim und sogar geboten. „Karneval ist ein Akt der Selbstfürsorge und steigert auch die persönliche Resilienz“, sagte der Buchautor („Wie tickt Deutschland?“) und Chef des Kölner Rheingold-Instituts.

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Denn: Die Alternative wäre, sich grübelnd ins stille Kämmerlein zurückzuziehen. „Ich glaube aber, jemand, der in der Lage ist zu feiern, ist auch zum Mitleid fähig, weil er dann die Ressource dazu hat.“ Es gehe ja nicht ums Durchfeiern, sondern um einen kurzen Lichtblick in einer sich verdunkelnden Welt.

Die Menschen erlebten derzeit Ohnmachtsgefühle, weil die Krisen nicht von der Stelle kämen. „Karneval verschafft dagegen ein Gefühl von Selbstwirksamkeit, Vergemeinschaftung und Sinnlichkeit.“ Er inszeniere ein Gegenbild der Lebendigkeit und des Gemeinschaftssinns.

Verbotene Kostüme – 10.000 Euro Strafe drohen

Kostüme, die an Karneval verboten sind

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„Der am 11.11. beginnende Karneval erinnert immer an die Vergänglichkeit, er ist das Fest der letzten Stunde. Bevor es Zwölf schlägt, bevor die Fastenzeit anbricht, liefert er noch einmal ein Statement für die Lebendigkeit.“

„Der Schunkelnde ist sozusagen das Gegenbild zum Terroristen“

Zudem sei der Karneval aus einer Anti-Kriegs-Attitüde entstanden, das Soldateske und Militärische sei veralbert worden. Grünewald: „Der Schunkelnde, der alle umarmt, ist sozusagen das finale Gegenbild zum Terroristen.“

Auch Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees, hatten sich vorab zu dem Thema geäußert. Sein Tenor ist ganz klar. „Viele Kölner brauchen den Fastelovend als Ausgleich. Gemeinsam mit Freunden und Familie Brauchtum zu leben, tut gut, nachdem die Krisen der letzten Jahre sehr belastend sind und waren. Übrigens schließen sich Feiern und Solidarität zeigen auch nicht aus.“

Zumindest eines lässt sich aus Sicht von Kuckelkorn mit gutem Gewissen behaupten: „Letztlich sollte jeder für sich entscheiden, ob und wie er oder sie feiern möchte.“ (mit dpa)