Henning Krautmacher erlebte eine bewegende Reise in seine Vergangenheit. In Leverkusen besuchte er die Baracke, in der seine Vorfahren nach dem Krieg gewohnt haben.
Henning KrautmacherIn dieser Baracke lebte seine Familie nach dem Krieg

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Ex-Höhner-Sänger Henning Krautmacher besuchte das Industriemuseum Freudenthaler Sensenhammer in seiner alten Heimat in Leverkusen-Schlebusch.
Als Frontmann der Kölner Kultband Höhner hat Henning Krautmacher (68) rund 36 Jahre für Furore gesorgt. Seine Wurzeln vergisst der Sänger aber nie. Die liegen in Leverkusen-Schlebusch.
Dort besuchte er am Samstag (10. Mai 2025) die Veranstaltung „Schmieden für den Frieden“ im Industriemuseum Freudenthaler Sensenhammer. Das internationale Projekt „Friedensnägel“, das seit 2005 von engagierten Schmieden getragen wird, setzt ein kraftvolles Zeichen für den Frieden in der Welt.
Museum unterstützt das internationale Projekt „Friedensnägel“
Gleichzeitig erinnerten die zahlreichen Schmiede aus ganz Deutschland an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren. Nach alter Tradition ist der geschmiedete Nagel ein verbindendes Symbol.
Jeder dieser handgeschmiedeten „Friedensnägel“ mit der eingeschlagenen Friedenstaube ist ein nummeriertes Unikat und wird gegen eine Spende ab 80 Euro verkauft.
Der Erlös der Spendenaktion geht an CARE Deutschland, die schnelle Nothilfe in Kriegs- und Krisen-Gebieten leistet. Gegründet wurde die Hilfsorganisation, um die deutsche und europäische Bevölkerung nach dem Kriegsende vor 80 Jahren zu unterstützen. Heute ist sie weltweit in über 100 Ländern aktiv.
„Ihr alle setzt ein eindrucksvolles Zeichen für den Frieden in diesen so unruhigen Zeiten“, betonte Krautmacher. „Gleichzeitig erinnert ihr mit ‚Schmieden für den Frieden‘ an das Kriegsende vor 80 Jahren.“ In seiner alten Heimat Schlebusch kamen viele Erinnerungen hoch.

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Zusammen mit Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath (l.) schmiedete Henning Krautmacher einen „Friedensnagel“.
„Genau hier bin ich groß geworden. Und genau hier lebten von 1946 bis 1952 in einer Holzbaracke meine Großeltern Helene und Alfred Matthes, meine Urgroßmutter Pauline Matthes und neun Kinder. Das älteste der neun Kinder war meine Mutter Susanne Krautmacher, geborene Matthes. Sie alle wurden damals aus dem sogenannten Riesengebirge, heutiges Polen, vertrieben. Sogar mein verstorbener Bruder Uwe lebte hier noch eine Zeit.“

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Henning Krautmacher mit seiner Schwester Elke vor der Baracke, in der ihre Familie von 1946 bis 1952 gelebt hat.
Hennings Großvater arbeitete auch im Sensenhammer-Werk als Schmied. Seine Mutter arbeitete in den Büroräumen als Reinigungskraft. „Durch meine Schwester Elke habe ich den Museumschef Jürgen Bandsom kennengelernt. Sein Wunsch ist es, die Baracke und deren Geschichte für die Nachwelt zu erhalten. Er will sie nicht nur restaurieren, sondern auch die Lebenssituation der damaligen russischen Zwangsarbeiter und anschließend Vertriebenen wie meine Familie nachbilden.“

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Pauline Matthes (Urgroßmutter, l.), Helene Matthes (Oma) und ganz rechts Opa Alfred Matthes vor der Baracke.
In einem Interview mit Bandsom erzählte Hennings Mutter Susanne Krautmacher, die am 21. Februar 2025 mit fast 98 Jahren verstorben ist, wie das Leben in der damaligen Baracke ablief: „Das war ein Raum, wo meine Familie wohnte und in Stockbetten schlief. Wir hatten zwar einen Holzofen, aber durch die dünnen Holzwände war es immer kalt und feucht. Das war eine furchtbare Zeit. Obwohl mein Vater seinen großen Betrieb mit Mühle, Bäckerei und jede Menge Land verloren hatte, war er zufrieden. Ich habe meinen Vater immer dafür bewundert, wie tapfer er das durchgemacht hat – vom reichen Mann zum einfachen Arbeiter.“

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Henning Krautmacher als Dreijähriger auf dem Firmengelände des Sensenhammers.
Obwohl Henning Krautmacher, der im März 1957 geboren wurde, nie in der Baracke gelebt hat, verbindet er jede Menge Kindheitserinnerungen mit diesem Ort.
„Hier habe ich im Sandkasten gespielt, habe das Schwimmen gelernt und mit meinem Bruder Uwe jede Menge Abenteuer erlebt. Meine Schwester Elke und ich sind total stolz, dass mit dem Erhalt der Baracke die Geschichte unserer Familie und vielen anderen nicht in Vergessenheit gerät“, betont Krautmacher im EXPRESS.de-Gespräch.