11.11. in KölnZülpicher Straße: Polizei setzt vier Drohnen ein – viel Kritik am „bewachten Saufen“

Zum Sessionsauftakt am 11.11. wird wieder mit einem großen Andrang auf das Zülpicher Viertel gerechnet. Polizei und Ordnungsamt fühlen sich gut vorbereitet. Die Kritik an der Stadt Köln wird trotzdem immer lauter.

von Marcel Schwamborn (msw)

Die Zäune stehen, die Platten sind verlegt, der Countdown läuft. Bei einem abschließenden Rundgang über Uniwiese und Zülpicher Straße schauten sich die Verantwortlichen der Polizei, des Ordnungsamtes und der Stadt Köln am Freitag (10. November 2023) noch einmal den Stand der Dinge an.

„Im planerischen Bereich lässt mich alles ruhig sein“, sagte Einsatzleiter Frank Wißbaum anschließend zu EXPRESS.de. Auch Jens Westendorf vom Ordnungsamt war guter Dinge: „Es gab keine Beanstandungen. Die Ampel steht auf Grün.“

11.11.: Polizei und Ordnungsamt im Vorfeld guter Dinge

Die Frage zum Sessionsauftakt wird nur sein, wie lange die Lage im Kwartier Latäng unter Kontrolle bleibt. Das Wetter spielt eine Rolle, niemand kann genau schätzen, wie viele junge Menschen zum Feier-Hotspot pilgern.

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„Auf die Zülpicher Straße passen zwischen 12.000 und 15.000 Menschen. Auf die Entlastungsfläche auf der Uniwiese weitere 50.000. Das wird reichen“, ist sich Wißbaum sicher. Die Polizei wird die Lage mit vier Drohnen aus der Luft kontrollieren. „Damit können wir jederzeit die Personendichte an kritischen Punkten feststellen.“

Situation rund um die Zülpicher Straße.

Die sogenannte Entlastungsfläche auf der Uniwiese ist für den 11.11. vorbereitet.

Sechs Kilometer Bauzaun wurden aufgestellt, 28.000 Bodenplatten verlegt, 32 Lichtmasten installiert. Das Studentenviertel sah am Tag vor dem Elften im Elften mit den zahlreichen Gittern und Zäunen alles andere als einladend aus.

Die Stadt hat 3000 Bewerbungen für den privaten Ordnungsdienst durch Staatsschutz und Ausländeramt prüfen lassen. 120 wurden daraufhin direkt herausgefischt. Über 1000 Personen werden am Samstag im Einsatz sein. Sie erhalten morgens eine Weste und ein Bändchen. 25 Mitarbeitende des Ordnungsamtes werden die Ordner in Zivil überprüfen, damit sich an den Stellen auch wirklich die Menschen befinden, die dort registriert wurden.

Synagoge in Köln an der Roonstraße.

Auch an der Synagoge in der Roonstraße wird noch rechtzeitig ein Sicherheitsbereich für die Menschen geschaffen, die den Gottesdienst besuchen wollen.

Dass sich das Zülpicher Viertel erneut zur Sperr- und Sicherheitszone verwandeln muss, hat im Vorfeld wieder viel Kritik ausgelöst. Die gesamte Vorbereitung läuft nur unter dem Oberbegriff „Gefahrenabwehr“. Kreative Lösungsansätze wurden allesamt abgelehnt. Die IG Kölner Gastro verfasste kurz vor dem Sessionsstart noch einen Brandbrief: „Es ist nie zu spät für Veränderung. Es ist nie zu spät für Wandel.“

Auch beim Köln-Talk „Loss mer schwade“ wurde die Lage am Donnerstagabend im Venus Celler noch einmal diskutiert. „Wir verkaufen Karneval wie eine Heuschreckenplage, das kann es doch nicht sein“, sagte Claudia Wecker, Inhaberin vom Studentenclub „Das Ding“. „Wir wollen was tun, damit es nicht aus dem Ruder läuft. Niemand ist mehr bereit, das hinzunehmen. Man spielt mit unserem Leben, unserer Existenz und unserer Sicherheit. Das geht so nicht mehr weiter.“

Talk „Loss mer schwade“: „Das geht so nicht mehr weiter“

Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn erinnerte daran, dass der „Runde Tisch Karneval“ von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker nach den Exzessen 2017 ins Leben gerufen wurde. „Damals war der 11.11. auch ein Samstag. Nun stehen wir sechs Jahre später wieder vor dem Problem. Die Tausende von Euro, die in Zäune investiert werden, hätte man besser in Veranstaltungen gesteckt.“

Der Ober-Jeck fürchtet, dass der Ruf des Kölner Karnevals erneut Schaden nehmen könnte. „Wir können das als Festkomitee nicht hinnehmen, denn das ist nicht unser Brauchtum. Wir sind Lokalpatrioten und leiden darunter, wenn diese Bilder unsere Stadt prägen. Karneval ist nicht Gefahrenabwehr.“

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Deshalb hatte sich Kuckelkorn beispielsweise für eine Art Zug mit Wagen und moderner Musik starkgemacht, der am Friesenplatz und am Rudolfplatz stehenbleibt, damit sich die Masse verlagert. Auch Deiters-Chef Herbert Geiss hatte im EXPRESS.de-Gespräch schon sein Konzept für vier Bühnen erläutert, damit der Andrang auf der Zülpicher Straße verringert werden könnte. Doch alle Vorschläge wurden bisher abgelehnt.

Festkomitee schlägt einen Zug mit viel Musik auf dem Ring vor

„Wir können die jungen Leute nicht nur einsperren und bewachtes Saufen veranstalten“, klagt Jan Krauthäuser vom Humba e.V.. Auch er sitzt seit Jahren am runden Tisch – ohne Erfolg. „So haben wir uns am Ende verarscht gefühlt. Die Leute waren frustriert, dass nicht mehr umgesetzt wird“, klagte er.

Nun blicken alle einmal mehr auf diesen Samstag. Wenn der 11.11. Geschichte ist, rückt Weiberfastnacht 2024 näher. „Wir brauchen Räume und Konzepte und können die Leute nicht sich selbst überlassen“, erneuerte Kuckelkorn die Kritik. „Bühnen statt Zäune lautet unser Motto.“