„Schallmauer erreicht“Funken-Chef empört über Eintrittspreise im Kölner Karneval

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Gibt sich kämpferisch und freut sich auf das Jubiläum seiner Blauen Funken: Präsident Björn Griesemann

von Bastian Ebel (bas)

  • „Für mich ist mit einem Eintrittspreis von 50 Euro für eine Sitzung die Schallmauer erreicht. Das kann sich doch niemand mehr leisten“, so der Funken-Chef.
  • Frisst der Kommerz den Karneval also auf? Mit uns sprach Greisemann über mögliche Lösungen.
  • Außerdem verrät er, wieviel Macht ein Kölner Karnevalspräsident tatsächlich hat und was er von den Diskussionen über Sauf-Exzesse am 11.11. hält.

Köln – Im kommenden Jahr werden sie 150 Jahre jung, nennen sich das „sympathische Traditionskorps“. Die Blauen Funken haben viel vor in ihrem Geburtstagsjahr 2020. Im EXPRESS-Interview redet Ex-Prinz und Präsident Björn Griesemann Klartext: Über die Kosten-Explosion im Kölner Karneval, über den Überlebenskampf der kleinen Vereine und über den Zauber des Festes.

EXPRESS: Sie feiern mit den Blauen 150-jähriges Jubiläum. Worauf freut man sich als Präsident da am meisten?

Björn Griesemann: Auf Emotionen. Auf das, was das Team erarbeitet hat. Und auf die vielen Überraschungen, die da kommen. Als Verein haben wir jetzt mehrere Jahre darauf hingearbeitet. Das ist Teamwork pur. Eine Eigenschaft, die uns als Verein ja auch ausmacht.

Alles zum Thema Henriette Reker

Sind die Blauen Funken gut aufgestellt?

Wenn man sieht, wie wir in den letzten Jahren gewachsen sind, ist das toll. Die Mitgliederzahlen sind wirklich gut. Wenn man sieht, wie sich das nach dem Krieg alles entwickelt hat, ist das herausragend. Denn wir haben quasi bei null angefangen. Bis auf das Kamellegeschütz und einem Buch ist ja alles während des Krieges verloren gegangen.

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Er weiß, wovon er spricht: Björn Griesemann war in der Session 2014 selbst Kölner Prinz.

Wie sehr hilft es, dass Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn auch ein Blauer Funk ist?

(lacht) Gar nicht. Da bekommt man kein Zückerchen extra. Uns und Christoph Kuckelkorn verbindet aber schon etwas: Ähnlich wie die Blauen Funken versucht er, Traditionen in die Moderne zu tragen. Daran arbeiten wir als Verein auch permanent.

Das klappt im Sitzungskarneval aber derzeit nicht so gut, Stichwort „zu laut“.

Das stimmt. Auch wir haben bereits Sitzungsformate umgewandelt oder reformiert. Denn wir müssen dringend an der Kostenschraube, insbesondere für die kleinen Vereine, drehen. Wir nehmen sonst dem Karneval die Vielfalt und den kleinen Vereinen die Luft zum Atmen. Für mich ist mit einem Eintrittspreis von 50 Euro für eine Sitzung die Schallmauer erreicht. Das kann sich doch niemand mehr leisten.

Frisst der Kommerz den Karneval also auf?

Nein, das gehört zusammen. Wir müssen als Verein ja Geld verdienen, damit wir weiter existieren. Vielmehr müssen wir nach intelligenten Lösungen suchen, wie wir alle miteinander auskommen. Die großen Vereine und besonders die kleinen Gesellschaften. Wir könnten locker zwei Sitzungen mehr machen im Jahr, die wären ausverkauft. Aber geht dann noch jemand auf die vermeintlich kleinere Sitzung eines Vereins im Veedel? Nur wenn wir begreifen, dass diese Vereine die Basis des Karnevals sind und sie überleben müssen, dann haben wir eine Chance.

Welche Lösung könnte das sein?

Konkret kann ich Ihnen da keine nennen. Künstler, die Stadt, Bands, Saalbetreiber und wir Vereine – da müssen viele Menschen aus der Stadtgesellschaft an einen Tisch und das gemeinsam lösen. Die Initiative kann aber nicht nur von einem Verein ausgehen. Und hier vertraue ich auf das Festkomitee, denn die haben das Thema ganz klar im Blick. Sie werden damit in die Offensive gehen, da bin ich mir sicher.

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Eintrittskarten für 50 Euro? „Die Grenze ist erreicht“, sagt Björn Griesemann

In Köln heißt es immer: Ein Karnevalspräsident ist sehr mächtig. Spüren Sie die Macht?

Man sollte die Kirche auch mal im Dorf lassen. Natürlich ist man als Präsident nicht mächtig. Man darf den Karneval in Köln ja auch nicht überbewerten. Er ist ein Identitätspunkt dieser Stadt. Aber da gibt es noch viele weitere Institutionen.

Aber Sie sagen mittlerweile sehr deutlich, wenn Ihnen etwas nicht passt.

Ja, wie zum Beispiel die öffentliche Darstellung des Kölner Karnevals zum Beispiel am 11.11.: Dort wird von immer mehr Saufgelagen und Exzessen geredet. Ich behaupte: Das haben die Generationen vor uns nicht anders gemacht. Deshalb finde ich an dieser Stelle, dass es die falsche Diskussion ist und dieses Thema komplett überbewertet wird.

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 Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn (l.) sollte nicht nur auf OB Henriette Reker und die Politik vertrauen, sich mehr in Sachen Zoch zu engagieren.

Es gibt ja nicht nur Probleme im Karneval: Zum 150. Jubiläum – was macht Ihnen besonders Spaß?

Du spürst die Gemeinschaft im Karneval. Ich erinnere mich noch an Zeiten, da hat kein Korps mit dem anderen gesprochen – aus purem Konkurrenzdenken. Mittlerweile sind diese Eitelkeiten verloren gegangen, man lebt das Fest Karneval als große Gemeinschaft, egal welche Farbe man trägt. Das empfinde ich als wunderschön.

Ab dem 31. Dezember 2019 geht es bei den Blauen Funken los: Dann wird mit einer Silvestergala in das Jubiläumsjahr hinein gefeiert. Den 150. Geburtstag begleiten viele Aktionen.

Die Hauptveranstaltung ist dann „Kölle funkt“ am 16. Februar 2020. Dort will die Gesellschaft den Kölnern im Tanzbrunnen etwas zurückgeben. Für den Eintrittspreis von 150 Cent (auch diese werden gespendet) kommt dann die Creme de la Creme des Kölner Karnevals zum Gratulieren vorbei. Karten gibt es hier.

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