Angst vor KriegFrau von Kölns Höhner-Saxofonist: „Seit Ausbruch keinen Ton gespielt“

Jens Streifling (l.) und Lidia (r.) halten sich lachend im Arm. Wegen des Krieges ist ihr allerdings aktuell nicht zum Lachen zumute.

Jens Streifling (l.) mit seiner Frau Lidia (r.), die aktuell wegen des Krieges in der Ukraine in großer Sorge ist.

Höhner-Saxofonist Jens Streifling weilt derzeit mit seiner Frau Lidia auf Mallorca. Die Musikerin wird aber von großen Sorgen geplagt. Der Grund: Der Krieg in der Ukraine.

von Christof Ernst (che)

So nahe liegen Freude und Drama beieinander: Während sich Höhner-Saxofonist Jens Streifling auf die Geburt seines ersten Enkels freut, hat seine Frau Lidia (39) seit Ausbruch des Ukraine-Krieges keine Note mehr auf ihrer alles geliebten Geige gespielt.

„Es geht einfach nicht“, sagt sie dem EXPRESS.de. „Die Gedanken schweifen immer wieder ab zu meinen Freunden.“

Ukraine-Krieg: Frau von Höhner-Saxophonist bangt um Freunde 

Jens und Lidia sind zurzeit in Portocolom auf Mallorca. Dort betreiben die Söhne des Musikers, Elia und Konstantin, eine Firma, die Business-Filme zum Beispiel für Makler auf der Insel produziert. „Die Geschäfte laufen gut“, sagt Jens.

Alles zum Thema Höhner

Auch privat ist alles bestens: Sohn Elia wird im Sommer zusammen mit seiner Partnerin Hanna Papa. „Und ich zum ersten Mal Opa“, sagt Höhner-Mitglied Jens freudestrahlend. Es ist der einzige positive Aspekt des Gesprächs.

Denn neben ihm sitzt Ehefrau Lidia, die in Minsk (Weißrussland) geboren ist. Sie sagt: „Ich habe viele Freunde in Russland, der Ukraine und natürlich auch in Weißrussland.“ Erst wenige Stunden vor unserem Telefonat hat Lidia erfahren, dass ein guter Bekannter inzwischen von der Ukraine nach Deutschland fliehen konnte. „Er durfte nur raus“, erzählt sie, „weil seine fünf Jahre alte Tochter an Krebs erkrankt ist und hier behandelt werden muss.“

Lidia, die mit ihrer vier Jahre alten Tochter Anastasia, Jens und ihrer Mutter 14 Tage auf Mallorca ist, kann die Zeit auf Deutschlands beliebtester Ferieninsel kein bisschen genießen: „Das ist für mich kein Urlaub, ich höre stündlich die neusten Nachrichten über den Krieg in der Ukraine. Der ist bei unseren Gesprächen fast das einzige Thema.“

Kölner aktuell auf Mallorca: Für Lidia kein Urlaub

Eigentlich ist die Musik für die Profi-Musikerin, die seit ihrem dritten Lebensjahr Geige spielt, ein Lebenselixier, ein Muntermacher. Eigentlich. Aber: „Gerade jetzt geht das nicht. Die Gedanken schweifen immer ab. Ich habe seit Ausbruch des Krieges noch keinen Ton auf der Geige gespielt.“

Noch vor wenigen Wochen hat sie mit Musikern aus Russland, der Ukraine und Belarus gespielt. Das ist vorbei. Aber Lidia weiß, was sie als Erstes spielen wird, wenn des Grauen und die Angst vielleicht einmal vorbei sein sollten: „Oblivion“ von Astor Piazzolla. „Oblivion“ heißt „Vergessen“...