Die Tierschutzorganisation PETA übt heftige Kritik am Einsatz eines Pferdes auf dem „Markt der Engel“ in Köln. Der Betreiber des Weihnachtsmarktes auf dem Neumarkt reagiert verärgert.
Heftige Kritik an Kölner WeihnachtsmarktPETA mit „Qual“-Vorwurf – Betreiber reagiert verärgert

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Seit fünf Jahren ist ein Pferd auf dem „Markt der Engel” in Köln zu sehen. Die Tierschutzorganisation PETA kritisiert das Vorgehen scharf.
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Ein Pferd auf dem Weihnachtsmarkt: Eine besondere Attraktion, die für strahlende Kinderaugen sorgt? Oder ein No-Go, weil Tiere gequält werden?
Auch in diesem Jahr ist auf dem Kölner „Markt der Engel“ regelmäßig ein Pferd im Einsatz. Jeden Dienstag und jeden Donnerstag sitzt ein Engel mit riesigen Flügeln auf dem Tier. Passend zum Motto des Weihnachtsmarktes. An einigen Tagen ist auch ein Nikolaus dabei, dann werden Geschenke für Kinder verlost.
Seit fünf Jahren gehört dieses besondere Highlight zum „Markt der Engel“. Doch Tierschützer üben heftige Kritik an dem Einsatz von Tieren auf derlei Weihnachtsmärkten.
„Qualvolle Attraktionen“ nennt die Tierschutzorganisation das und kritisiert, dass dies für die Tiere Stress und eine erhebliche körperliche und seelische Belastung bedeuten würde. Sie verweist auf „Risiken für Mensch und Tier“. Denn sollten die Pferde versuchen zu fliehen, hätte dies auf einem Weihnachtsmarkt mit hunderten Gästen „katastrophale Folgen“, so die Tierschützer.
Zudem würde der Einsatz des Pferdes eine „problematische Botschaft“ vermitteln: „Sie erweckt den Eindruck, Tiere seien dazu da, uns zu amüsieren“, sagt Mareike Homann, Fachreferentin bei PETA.
PETA kritisiert Kölner Weihnachtsmarkt
Weiter sagt sie: „Besonders Kindern wird damit ein falsches Bild von den Bedürfnissen von Pferden vermittelt – denn es entspricht nicht ihrer Natur, in einer lauten, beengten Umgebung ‚funktionieren‘ zu müssen.“ Man rufe daher die Veranstaltenden auf, „Nächstenliebe für alle Lebewesen zu zeigen und das Leid auf dem Markt der Engel zu beenden“.
EXPRESS.de hat bei den Kölner Veranstaltern nachgefragt: Wie reagiert der „Markt der Engel“ auf die Kritik? Und wird es auch in Zukunft noch Pferde auf dem Weihnachtsmarkt geben?
Es sei bereits die dritte Kritik von PETA innerhalb der letzten fünf Jahre, erklärt Geschäftsführer Herbert Putzmann. „Momentan scheint es so zu sein, dass PETA wohl (an falscher Stelle des Tierschutzes) eine Welle auslösen will“, erklärt er.

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Der „Markt der Engel“ auf dem Neumarkt – inklusive „Engel“ Melina und Cara.
Man werde auf dem „Markt der Engel“ professionell von Pferde-Kennern unterstützt, vor allem vom Ehepaar Ihm, den Betreibern der Gammersbacher Mühle in Lohmar.
Solange es dem Pferd gut gehe, „wovon ich mich immer selbst überzeuge“, so Putzmann, „solange gibt es keinen Grund zur Änderung.“ Der Geschäftsführer weiter: „Es handelt sich nicht um stundenlange Karnevalsumzüge, es handelt sich nicht um Springreiterei (dieser stehe ich heute auch ablehnend gegenüber), dem Pferd auf dem Markt geht es gut.“
„Hat mit der Pferde-Wirklichkeit auf unserem Markt nichts zu tun“
In einer Stellungnahme wendete sich Putzmann direkt an PETA: „Ich weiß nicht, ob Sie selbst von Pferden aus eigener Erfahrung etwas verstehen, denn Ihre Ausführungen sind pauschale Verurteilungen, die mit der Pferde-Wirklichkeit auf unserem Markt der Engel nichts, aber auch gar nichts zu tun haben“, schreibt Putzmann verärgert. „Sie sind herzlich eingeladen, in dieser Woche Dienstag oder Donnerstag den Rundgang mit dem Pferd namens Silva anzuschauen.“
Die Kaltblutstute werde von einer Pferdekennerin geritten, es werde immer von den Eigentümern und Bezugspersonen geführt. Sie sei „ausgesprochen gutmütig“ und die Nähe zu Menschen gewohnt.
Das Ehepaar aus Lohmar führe das Pferd, Herr Ihm gehe immer direkt an den Hinterläufen. „Sollte das Pferd aus einem unerklärlichen Grunde einmal scheuen, dann kann Herr Ihm abwehren und reagieren, was allerdings in all den Jahren des Marktes der Engel noch nicht ein einziges Mal vorgekommen ist.“
Sollte das Pferd gestresst wirken, dann breche man die Veranstaltung auch ab. Das sei bei den Vorgängern „einmal in 14 Jahren vorgekommen“.
„Kinder müssen lernen, was der richtige Umgang mit Tieren bedeutet“
PETA führt an, dass Tiere nicht dazu da seien, Menschen zu amüsieren. Putzmann entgegnet darauf: „Hierbei ist vielleicht ‚amüsieren‘ das falsche Wort, das ich durch ‚faszinieren und bewundern‘ ersetzen würde. Kinder müssen lernen und erfahren, was der richtige Umgang mit Tieren bedeutet.“
Die Tierschützer indes führen an, dass mehrere andere Städte Tiere von den Weihnachtsmärkten verbannt haben. Sie haben dies mit dem Vorrang des im Grundgesetz verankerten Tierschutzes vor dem Unterhaltungsfaktor begründet.
Im April hat der Stuttgarter Gemeinderat für ein Ende der Ausstellung von Tieren auf den städtischen Weihnachtsmärkten gestimmt. Auch der Dresdner „Advent auf dem Neumarkt“ hat sich in diesem Jahr gegen Tierattraktionen entschieden. Die Veranstalter setzen dort nun auf bemalte Tierfiguren.

