Deutzer KirmesKölner Schausteller sauer: „Wir fühlen uns im Stich gelassen“

Ein Schausteller sitzt in seiner Bude auf der Deutzer Kirmes.

Der Kölner Henry Barber, Inhaber des Süßen Orient auf der Deutzer Kirmes, am Mittwoch (27. April) an seinem Stand. Er ist in sechster Generation Schausteller.

Wie ist die Stimmung auf der Deutzer Kirmes nach den Vorfällen und den Maßnahmen der Stadt? EXPRESS.de hörte sich um.

von Adnan Akyüz (aa)

Auf dem bunten Treiben der Deutzer Kirmes liegt dieses Jahr ein Schatten. Schaustellerinnen und Schausteller sind unglücklich mit der Entscheidung der Stadt, das Volksfest täglich eine Stunde früher zu beenden. Gerade nach zwei Jahren Corona-Pause treffe sie der Umsatzverlust ins Mark.

Lachende Kinder auf den Fahrgeschäften, der süße Duft von Zuckerwatte oder der Ansager des Autoscooters: „Eins, zwei, drei, let’s go!“. Die Stimmung auf der Deutzer Kirmes ist am Mittwoch (27. April) tagsüber extrem ausgelassen. Viele Familien mit kleineren Kindern tummeln sich auf der Deutzer Werft, Jugendliche haben sich in Schale geworfen, checken die Lage ab.

Aufgrund des Vorfalls am Mittwochabend (20. April) muss die Kirmes aber eine Stunde früher, also um 21 Uhr schließen. Für Schausteller wie Henry Barber (69) ein Unding. Der Kölner, gebürtig aus Ehrenfeld und Betreiber eines Süßwarenstands, ist schon sein Leben lang im Schaustellergeschäft, „in sechster Generation“, wie er stolz sagt. Er könne sich an die Zeit erinnern, als die Kirmes auf dem Gelände stand, wo heute die Lanxess-Arena steht. Seine Eltern und Großeltern hätten Boxbuden und Ponyreiten angeboten.

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Deutzer Kirmes: Kölner Schausteller kritisieren Entscheidung der Stadt

Den Eingriff der Stadt findet er nicht gut. Was die eine Stunde weniger für ihn und andere Schaustellerinnen und Schausteller ausmacht, erklärt er im Gespräch mit EXPRESS.de so: „Wir werden in eine Ecke gestellt, obwohl wir gar keine Schuld haben. Jetzt, wo wir nach zwei Jahren Geld verdienen können, dürfen wir nicht. Köln ist ja eher Nachtpublikum. Zudem hat die Polizeipräsenz in diesem Jahr deutlich nachgelassen. Zuvor haben sie noch patrouilliert. Dieses Jahr fühlen wir uns von der Polizei im Stich gelassen.“

Der Kölner sagt auch: „Wenn sich Fußballfans kloppen, wird die Spielzeit beim FC, dessen glühender Fan ich bin, aber auch nicht reduziert.“

Ähnlich sieht es Schausteller Otto Weber (46), genannt Otti. Er betreibt mit seiner Familie den Autoscooter, seine Tochter Shirley (24) hat dieses Jahr mit ihrer Bierbude nebenan Premiere. Der erfahrene Schausteller sagt: „Dieses Jahr sind es mit dem Kaiserwetter und dann auch an noch zu den Ferien beste Voraussetzungen für uns Schausteller gewesen. Nach den zwei Jahren ohne Einnahmen hatten wir es uns nicht so gut erhofft. Doch die Maßnahme der Stadt bremst unsere Freude. Weil es die Hauptumsatzzeit trifft. Und die macht 20 Prozent des Tagesgeschäfts aus!“

Die Schaustellerinnen und Schausteller fühlen sich aufgrund eines Vorfalls außerhalb der Kirmes von der Stadt ungerecht behandelt. Was sagen Kirmesgäste? Der Kölner Fiete (36) ist mit seiner Familie gekommen. Seine Tochter (5) hat großen Spaß mit den Fahrgeschäften.

Wie ist die Stimmung? „Ganz gut. Wir haben uns auf die Kirmes gefreut. Bedenken wegen der Sicherheit hatten wir keine. Uns ging es eher darum, ob es zu voll ist. Dann wären wir umgekehrt. Wir ärgern uns eher über den Ausfall des Familientags. Die Ausschreitungen betreffen Familien wie uns ja nicht, da wir nicht abends da sind. Dass das heutzutage solche Ausmaße, nicht nur auf der Kirmes, genommen hat, kann ich mir nur so erklären, dass die Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen zugenommen hat. Zu unserer Zeit hat man keine Messer bei sich gehabt.“

Nach den Vorfällen hat die Bezirksvertretung Innenstadt angekündigt, eine Aktuelle Stunde zu dem Thema abzuhalten. Das Deutzer Volksfest dauert noch bis zum 1. Mai.