Der Politiker über seinen KrebsGuido Westerwelle: In Köln bekam er endlich einen Spender

Westerwelle, gezeichnet von der Chemo-Therapie.

Westerwelle, gezeichnet von der Chemo-Therapie.

Köln – „Entschuldige bitte“, sagte ich zu Angela Merkel (61), „aber da ruft gerade einer der wenigen Menschen an, die ein Mittagessen mit dir stören dürfen.“ – „Na, jetzt bin ich aber mal gespannt.“ – „Michael Hallek, mein Arzt.“

Die Nachricht über die Chance zum Überleben kam, als Guido Westerwelle mit der Kanzlerin bei seinem Lieblingsitaliener „Claudio“ in Köln-Junkersdorf saß. „Wir haben einen neuen Spender“, sagte Professor Hallek, der Krebsspezialist von der Kölner Universitäts-Klinik, am Telefon. Schon am Tag nach dem Essen mit Merkel begannen die Vorbereitungen für die Transplantation der Stammzellen.

Es war der Spätsommer 2014, eine Zeit, in der Westerwelle so viel Rückhalt erhielt, gerade im Rheinland, wohin er sich nach dem Ausscheiden aus der Politik mehr und mehr zurückgezogen hatte. Mit Michael Mronz lebt Westerwelle die meiste Zeit in Köln-Lindenthal, in einer Wohnung mit Blick auf die Baumkronen des Stadtwalds. Hier besuchte ihn auch während der Chemo-Therapie der Star-Tenor José Carreras (69), der vor knapp 20 Jahren ebenfalls an Leukämie erkrankte. „Hier fühle ich mich wohl, denn die Wohnung erinnert mich an gute Zeiten“, sagt Westerwelle.

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„Köln – das heißt Liebe zum Leben“

„Wenn es für die Liebe zum Leben, die Liberalität gegenüber den Stärken und Schwächen des Menschseins, für Bodenständigkeit und Weltoffenheit zugleich nur ein Wort gäbe, dann hieße dieses Wort: Köln. (…) Der Kölner ist verbindlich, und er liebt den Ausgleich – außer, wenn der FC nur unentschieden spielt. Radikales und Extremes ist ihm zuwider, genauso wie der Dünkel und die Obrigkeit.“

Für den Krebspatienten Westerwelle wurde Köln auch die Stadt der Heilung.

Über seinen Spender weiß der FDP-Politiker nur, dass es ein junger Mann aus Nordrhein-Westfalen ist.

Erst im nächsten Jahr könnte die Anonymität aufgehoben werden – wenn beide es denn wollen. In seinem Buch gehört seinem ihm noch unbekannten Lebensretter der letzte Satz: „Ich habe überlebt, weil es irgendwo in Deutschland einen Menschen gibt, der mir von seinem Blut abgegeben und mir damit ein neues Leben geschenkt hat. Mein Dank dafür ist nicht in Worte zu fassen.“