Wegen der Bombenentschärfung wurde auch der gesamte Bereich der Altstadt evakuiert. Einige Brauhäuser öffneten früher, um als Zufluchtsort zu dienen. EXPRESS.de traf ein paar Betroffene, die so den Tag nutzten.
„Wir saufen uns die Bombe schön“Brauhäuser öffneten extra früher – Köln war jedoch verwaist

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Dä Knubbelisch, Rufus Krieger, Julie Voyage und Lola Lametta (v.l.), mal abseits ihrer üblichen Rollen, beim gemütlichen Umtrunk am Mittwochvormittag (4. Juni 2025) im Reissdorf am Hahnentor.
„Der hätt en Bomb jeköpp“. Dieses Motto galt am Mittwoch (4. Juni 2025) gleich im übertragenen Sinn. Was tun, wenn die eigene Wohnung im Evakuierungsbereich liegt? Ab ins Brauhaus!
Dachten sich auch einige Wirte der Stadt und öffneten deshalb extra früh, um allen eine Möglichkeit zu geben, das Homeoffice quasi an die Theke zu verlegen. Die Resonanz in den sozialen Netzwerken war groß. Hunderte Likes gab es für die Ankündigungen, zudem feierten viele in ihren Kommentaren die Idee.
Bombenentschärfung in Köln: Mehrere Brauhäuser öffneten früher
Doch die Kölnerinnen und Kölner hatten offenbar andere Pläne. Als das Gaffel am Dom morgens die Türen öffnete, herrschte gähnende Leere.„Wir wollten ein Angebot machen: ‚Komm vorbei, du hast hier einen sicheren Ort – bleib gerne sechs oder sieben Stunden am Stück'“, sagt Geschäftsführer Dennis Lieske. „Wir sind eine der wenigen Brauereien, die überhaupt geöffnet haben.“
Auch im Reissdorf am Hahnentor blieb die erhoffte Kundschaft zunächst aus. „Die Stadt wirkt wie zu Corona-Zeiten“, stellte die Personal-Crew fest. „So leer ist es auf den Straßen ansonsten nie“.
Offenbar hatten viele den Tag dann doch für einen kleinen Ausflug genutzt oder waren rechtzeitig irgendwo untergekommen. Die KVB-Bahnen waren stellenweise komplett verwaist, die Innenstadt war auch abseits der Evakuierungszone spürbar leiser als sonst.
EXPRESS.de traf aber dann doch noch ein Grüppchen, das die Herausforderung auf kölsche Weise zu nehmen wusste. Ken Reise alias Julie Voyage, Klaus Duch alias Lola Lametta, Ralf Knoblich alias Dä Knubbelisch und Rufus Krieger bildeten einen kleinen „Bomben-Stammtisch“ am Rudolfplatz.

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Geschäftsführer Martin Schlüter hatte das Reissdorf am Hahnentor außerplanmäßig früh geöffnet, um Menschen die Möglichkeit zu geben, dort mit dem Laptop wie im Homeoffice zu arbeiten.
„Wir haben erst mal ausführlich gefrühstückt und nun trinken wir uns die Bombe schön“, lautete das Motto des Quartetts, das ansonsten in der Altstadt zu finden ist. Bei Kölsch und Weißweinschorle wurde gemütlich über anstehende Auftritte, Events und weitere Pläne gefachsimpelt.
Büttenredner Dä Knubbelisch konnte als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr gleich noch ein paar fachmännische Hinweise geben, wie eine Bombe mit Aufschlagzünder entschärft wird. Weitere jecke Freunde meldeten sich zwischendurch telefonisch und kündigten schon mal an, später die Runde zu erweitern.
Redner und Musiker JP Weber erfuhr zu spät von der Idee, den Tag im Brauhaus zu verbringen. Der Nachbar von Ken Reise hatte sich schon morgens auf den Weg an die Ahr gemacht. Mit dabei war auch Zwergkaninchen Emil. „Das muss ich auch versorgen und kann es nicht den ganzen Tag allein in der Wohnung lassen“, sagte er zu EXPRESS.de.

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Geschäftsführer Dennis Lieske hatte das Gaffel am Dom ab 10 Uhr geöffnet und das Brauhaus als Rückzugsort angeboten. Der Andrang blieb zum Start in den Tag dennoch aus.
Ein weiterer Bewohner der Altstadt und damit auch von der Evakuierung betroffen, ist Ralf Nüsser. Beim Koelncongress-Geschäftsführer ging um 6 Uhr morgens der Wecker. Nach einem kurzen Frühstück ging es für ihn schon um 6.30 Uhr in die Kongresszentren der Messe. In den Nordhallen lief die Breitband-Medien-Messe Anga Com mit Tausenden Gästen. Zudem ist die Chemspec, eine Fachmesse für Fein- und Spezialchemie.

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Das Park-Café im Rheinpark hatte auch früh geöffnet und damit geworben, dass auch Haustiere willkommen seien. Auch dort schauten nur wenige von der Evakuierung Betroffene vorbei.
„Wir haben für die Anreise Busshuttles organisiert, die Hallen früher geöffnet“, berichtete Nüsser. „Am Abend gibt es bei beiden Veranstaltungen eine improvisierte Party, bis das ganze Spektakel vorbei ist. Ich gehe dann als Letzter von Bord. Die Familie ist bei Freunden untergebracht, übernachtet auch da und genießt sogar den Tag.“
Auch wenn sich die Resonanz auf die Brauhaus-Öffnungen in Grenzen hielt, lobte Nüsser die Idee. „Da beweist Köln wieder, wie gastfreundlich wir sind und wie wir solche Situationen meistern. Da können wir echt stolz drauf sein“.