Trauer um Mama und PapaBjörn Heuser verarbeitet den Tod: „Habe noch nie so viel geheult“

Björn Heuser steht am Gardasee.

Am Gardasee nahm Björn Heuser Ende Februar 2023 sein neues Weihnachtsalbum mit ganz persönlichen Texten auf.

Kölns Mitsing-Experte Björn Heuser hat pünktlich zum nahenden Weihnachtsfest ein sehr persönliches Album aufgenommen. Darin verarbeitet er den Tod seiner Eltern.

von Marcel Schwamborn (msw)

Die meisten kennen ihn als Kölns Mitsing-König, der jeden Freitag im „Gaffel am Dom“ und einmal jährlich bei „Kölle singt“ die Massen anstimmt. Doch Björn Heuser (41) glänzt auch seit Jahren als Komponist und Liedermacher.

Nachdem er bereits 2015 das Album „Weihnachtsjeföhl“ veröffentlicht hat, folgt nun, acht Jahre später, das zweite ruhige Werk: „Janz besinnlich“. Doch Heuser präsentiert mit seinen zwölf neuen Liedern nicht ein Weihnachtsalbum im herkömmlichen Sinne.

Björn Heuser: „Das ist ein Gefühls- und Abschieds-Album“

„Ich wollte nicht nur von Plätzchen, Glöckchen und Schlittenfahrt singen. Herausgekommen ist ein Gefühls- und Abschieds-Album, mein sicherlich persönlichstes Werk voller autobiografischer Geschichten“, sagt er im EXPRESS.de-Gespräch. Der Anlass für die neue CD ist nämlich äußerst traurig.

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Vor drei Jahren starb Heusers Vater Günter im Alter von 70 Jahren, im Vorjahr, genau am dritten Advent 2022, musste der Sänger auch den Verlust von Mutter Magret im Alter von 73 Jahren hinnehmen. Beide litten an einer schweren Krankheit. „Bei meinen Besuchen sah ich, wie das Leben nach und nach aus ihren Augen geschwunden ist. Die Augen sind die Fenster der Seele“, sagt er ergriffen.

Björn Heuser sitzt auf einer Bank am Gardasee.

In Riva del Garda wurde das Cover für die neue CD „Janz besinnlich“ aufgenommen.

Nachdem der Musiker gemeinsam mit seiner Schwester im Hospiz Abschied genommen hatte, schoss ihm der Titelsong in den Kopf. „Die traurige Atmosphäre am Sterbebett hat bei mir einen Knoten gelöst und einen Impuls gegeben. Auf der Heimfahrt habe ich das Lied in mein Handy eingesungen“. Herausgekommen ist ein hochemotionaler Song: „Leev Mamm, jetzt hätt der Papp dich widder em Ärm. Un es et drusse noch su kalt, ich weiß bei üch es et schön wärm“.

Das erste Weihnachtsfest ohne Eltern stellte für Heuser einen Einschnitt dar. „Diese Leere beispielsweise an Heiligabend war schon krass. Aber gleichzeitig war es die Geburtsstunde für das Album. Der Tod gehört nun mal zum Leben. Und diese Situation zeigt mir, dass man seine Zeit auf der Welt nutzen muss. Ich bin deshalb sehr dankbar für das, was ich schon erlebt habe“.

Gleich mehrere Titel haben einen persönlichen Bezug. In „Zwei Ringe us Jold“ beschreibt der Künstler, wie ihm der Bestatter nach dem Tod die beiden Eheringe seiner Eltern in einem schwarzen Samtsäckchen überreicht hat. „Ich habe noch nie so viel geheult beim Schreiben. Gleichzeitig war es ein Ventil und half, die Trauer von der Seele zu singen“.

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Um die passende Atmosphäre für die Aufnahme zu schaffen, fuhr Heuser nach der vergangenen Session an den Gardasee, ins Lieblings-Urlaubsland seiner Eltern. In drei Tagen wurden die Titel aufgenommen, sämtliche Instrumente von Gitarre, Piano, Ukulele über Bluesharp bis zum Akkordeon spielte er selbst. Nur zwei Bläser-Passagen wurden von Michael Kuhl beigesteuert.

Björn Heuser geht mit „Janz besinnlich“ auf Tour

Neben den Titeln, die den Abschied von den Eltern thematisieren, gibt es auch Mutmach-Lieder wie „Zofredde alt“, eine Liebeserklärung an Katze Stina („Mer fange der Wind“) und auch lustiges wie „Zweite Weihnachtsdaach“, der die Szenen beschreibt, wenn das Haus nach Raclette riecht und alle langsam genug von den Familienbesuchen haben. In „Neues Johr, neues Jlöck“ durften auch Ehefrau Iris und der siebenjährige Sohn Benjamin mitsingen.

Ab dem 3. Dezember geht es mit den neuen Songs auf Weihnachts-Tour. Die Proben stellen schon eine Herausforderung dar. „Beim Üben muss ich doch immer wieder schlucken und habe einen Kloß im Hals.“