Udo Kier, ein Kölner Original und Schauspieler, der in Filmen wie „Armageddon“ oder „Melancholia“ spielte, in einem Musikvideo von Madonna und auch im Tatort auftrat. EXPRESS sprach mit einem Weggefährten über bewegende Köln-Erinnerungen und die letzten Tage der Filmikone.
Abschied von Udo Kier (†81)Kölner Freund über die letzten Tage des Stars

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Schauspieler Udo Kier bei einem Empfang der Stadt Köln.
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Er sang in einer Doku auf arte zu seinen Ehren Ostermanns Kölle-Lied und war ein kölscher Weltbürger: Udo Kier, der mit 81 Jahren am vergangenen Sonntag gestorben ist, war ein Original.
Der Künstler Marcel Odenbach (72), lange Jahre Assistent und Weggefährte des Schauspielers, hat für EXPRESS sein „Fotoalbum“ geöffnet. Er erzählt von den Kölner Momenten seines 1944 in Mülheim als Udo Kierspe geborenen Freundes, dessen Liebe zu seiner Mutter, einem Telefonat mit seinem ferngebliebenen Vater und Udo Kiers Willen, seine letzte Ruhe in Hollywood zu finden.
Udo Kier wollte in Hollywood beerdigt werden
„Es war immer sein Wunsch, auf einem Friedhof in Hollywood beerdigt zu werden“ erzählt Odenbach – Udo Kier habe ihm die Ruhestätte, auf der viele große Schauspieler beerdigt seien, einmal gezeigt. Geboren in Köln, nun gestorben in Rancho Mirage/Kalifornien – das sollte für den kölschen Kosmopoliten stehen, der Udo Kier war.
Odenbach und der aufstrebende Filmstar hatten sich 1976 in Italien kennengelernt, einige Jahre später wohnten sie in Paris eine Zeit lang zusammen – in der Wohnung von Maria Schneider, die als Gespielin von Marlon Brando im Skandalfilm „Der letzte Tango von Paris“ (1972) zu Weltruhm gelangt war.
Kier, der in über 250 Filmen mitwirkte, lebte später rund zehn Jahre lang in Köln-Ostheim, in einer Künstler-WG mit Garten, unter einem Dach mit Marcel Odenbach und dem Künstler Michael Buthe. Was viele nicht wissen: Als Kier Anfang der 1990er Jahre, nach seiner Rolle neben Keanu Reeves und River Phoenix im queeren Drama „My Private Idaho“, nach Hollywood gezogen war, hatte er immer ein Zimmer in Köln – bei seiner Mutter Thekla Pütz, die geheiratet hatte und in Rondorf lebte.
„Er hatte das Zimmer mit Möbeln von Pesch möbliert und war ganz stolz darauf – er hatte einen sehr ausgefeilten Geschmack“, erzählt Odenbach. Wo immer er sonst gelebt habe, habe immer ein Foto seiner Mutter gehangen, mit einer Kerze darunter. Seine markanten Augen habe er von ihr.

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Prominenter Köln-Besucher aus den USA: Udo Kier freute sich im September 2014 über Sauerbraten und Klöße im Brauhaus „Em Kölsche Boor“ am Eigelstein.
Von Udo Kiers Vater war Thekla Kierspe, wie die Mutter hieß, verlassen worden. Der am 14. Oktober 1944 im zertrümmerten Köln geborene Junge galt als uneheliches Kind und wuchs ohne Vater auf.
Marcel Odenbach war dabei, als Udo Kier Jahrzehnte später aus der WG in Ostheim seinen mittlerweile in Hessen lebenden Vater erstmals anrief. „Vater kann ich dich ja wohl nicht nennen“, habe er zu ihm gesagt. Kennengelernt habe er ihn nie.

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Im Filmdrama „Swan Song“ (2021, Regie Todd Stephens) verkörperte Udo Kier einen ehemaligen Lieblingsfriseur der Schönen und Reichen, der jetzt in einer Seniorenwohnanlage lebt, aber noch was vorhat.
In Odenbachs Erzählungen ist Udo Kier ein Mensch, der nicht klagte. Aber zuletzt hätten er und seine Freunde schon gewusst, dass es ihm gesundheitlich nicht gut ging. Die Lungen füllten sich nun mit Wasser. Vor etwa zehn Tagen war Kier kollabiert. Er lag drei Tage im Krankenhaus. Dann blieb sein Herz stehen.
„Es wird eine Urnenbestattung“, sagt Odenbach, der mit Udo Kiers nahem Umfeld in den USA in Kontakt ist. Wohl im kommenden Januar werden sie alle in Hollywood Abschied nehmen vom kölschen Jung, den es in die Welt gezogen hatte.

