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24 Stunden im DomSo tickt das Leben im kölschen Wahrzeichen

Ankleide

06.26 Uhr In der Dom-Sakristei: Küster Ludger Steverding (62, rechts) assistiert Domkapitular Dr. Markus Hofmann, der sich für die Frühmesse um 6.30 Uhr einkleidet.

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – Wir wissen es ganz, ganz genau. Er ist 144 Meter und 58 Zentimeter lang. Er ist im Querschiff 86 Meter und 25 Zentimeter breit. Er ist 157 Meter und 18 Zentimeter hoch (Nordturm). Der Südturm ist noch vier Zentimeter höher. Unermesslich aber ist, was der Kölner Dom den Menschen wirklich bedeutet.

EXPRESS war einen Tag lang zu Gast im Gotteshaus mit der Adresse Domkloster 4, hier, in einer der berühmtesten Kathedralen der Welt, wo man dem Himmel so nah ist. Aber auch, selbstverständlich, regelmäßig vor ganz irdischen Fragen steht, wie etwa: Wer bringt den Müll raus?

Dom wird zum Zwei-Mann-Betrieb

Auf der Suche nach Antworten öffneten uns die Kölner Domherren ihre Pforten, als diese für die Besucher geschlossen wurden: Am Montagabend, um 19.30 Uhr. In der Regel immer um diese Zeit wird der Kirchenkoloss, in dem es tagsüber vor Menschen nur so wuselte, zum Zwei-Mann-Betrieb. Dann übernimmt die Nachtwache die Aufsicht.

Alles zum Thema Kölner Dom

Dirk Wilke (44) und Frank Kästner (56) sind es an diesem Abend, der noch Geschichte schreiben wird. „Ich empfinde es als Privileg, hier arbeiten zu dürfen“, sagt Kästner.

Verantwortung zu tragen für das monumentale Gebäude, für die Kunstschätze, für den Schrein der Heiligen Drei Könige. Deswegen ist es die erste Aufgabe der Nachtwache, die riesigen Portale zu schließen. Es gilt das Vier-Augen-Prinzip. Einer schließt, einer rüttelt.

Dann dauert es nicht lange, und man sieht Kästner, wie er einen mit Kartons voller Kerzen beladenen Hubwagen durch die heiligen Gewölbe zieht. 4000 bis 5000 Kerzen werden in der Weihnachtszeit täglich verbraucht. Es gehört zu den aufwendigeren Aufgaben der Nachtwache, den Nachschub zu deponieren und die Kerzenhalter von Wachsresten zu befreien.

Orgelbauer unterbricht die Stille

Normalerweise wird die Stille in der Kirche nur durch die Schläge der Dom-Uhr unterbrochen, diesmal ist es anders. Ein tiefes, tiefes Brummen ertönt. Jemand ist an der Orgel. Wie ein Schiffshorn dröhnt es durch den Dom.  Ein Orgelbauer der Firma Klais aus Bonn ist „im Hause“ und testet wenige Tage vor der glanzvollen Christmette die Orgelpfeifen.

Gegen 21 Uhr kommt noch Domorganist Winfried Bönig und spielt. Ab 23 Uhr sind Domschweizer Dirk Wilke und Frank Kästner, der Mitarbeiter der Sicherheitsfirma Securitas ist, dann unter sich. Sie machen Kontrollgänge, rücken Sitzbänke zurecht, räumen weg, was liegengeblieben ist.

Berlin-Anschlag trübt die Arbeit

Es ist die Nacht des Anschlags von Berlin. Zwischen ihrem Dienstbeginn um 19.40 Uhr und Dienstschluss um 5.40 Uhr hat sich auch für Wilke und Kästner die Welt ein Stück geändert.

Entgegen seinen Gewohnheiten hat der Dompropst am Dienstagmorgen den Fernseher eingeschaltet, um die Nachrichten zu sehen. Jetzt, um 8.40 Uhr, kommt er aus seiner Dienstwohnung vis a vis des Doms und erklärt uns, dass er seine für die Messe um neun vorgesehene Predigt so nicht halten kann.

„Es sind Terroristen“

Etwa 30 Gläubige sind in die Marienkapelle gekommen. Dompropst Bachner betet nun mit ihnen für die Terroropfer. Er sagt: „Es sind ja nicht die Muslime, es sind ja nicht die Flüchtlinge – es sind Terroristen, die unsere Werteordnung, unseren Glauben mit Füßen treten“. 

Und: „Das Böse kann nicht durch Vergeltung, das Böse kann nur durch das Gute beseitigt werden.“ Jesus Christus sei die Barmherzigkeit und die Liebe – und „der Weg, der ins Leben führt.“

Heiratsantrag ganz weit oben

Nur zwei Stunden später, auf dem Turm, dem Himmel so nah, kommt es zu einem anderen bewegenden Moment.

Der Kölner Software-Entwickler Christian Kursch (35) aus Widdersdorf hat gerade um die Hand seiner russischen Freundin Irina Kamalak (30) angehalten. „Sie hat Ja gesagt!“

Herz, Schmerz, Kölner Dom. Gut, dass wir ihn haben.