Gänsehaut-Moment im Kölner Dom! Wenn die neue Saison des 1. FC Köln beginnt, gibt's emotionale Szenen, weiß Stadtdechant Robert Kleine. Er spricht Klartext über die Krise um Kardinal Woelki, die Segnung queerer Paare und den Zustand der Stadt.
„Tränen im Trikot“FC-Andacht geht unter die Haut

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Gottesdienst für Kölner Karnevalisten im Kölner Dom. Der evangelischen Stadtsuperintendenten Dr. Bernhard Seige und der katholische Dom- und Stadtdechant Msgr. Robert Kleine leiten den ökumenischen Gottesdienst.
Es ist ein Termin, der für viele Fans zum festen Ritual gehört: die FC-Andacht im Dom zum Saisonstart. Und dieses Jahr ist es besonders emotional!
Zum elften Mal findet die Dom-Andacht statt, passend zum doppelten Jubiläum: 77 Jahre 1. FC Köln und 777 Jahre seit der Grundsteinlegung des Doms. Die Tickets waren sofort weg – bei uns seht ihr die Andacht im Livestream ab 12 Uhr. Für Stadtdechant Robert Kleine ein klares Zeichen.
Was im Dom passiert, geht unter die Haut. „Da sieht man gelegentlich wahre Hünen im FC-Trikot, die heimlich eine Träne verdrücken oder vor der Schmuck-Madonna ein Kerzchen anzünden“, verrät Kleine. Gebetet wird aber nicht für einen Sieg. „Wir wünschen uns Gemeinschaftsgeist, Zusammenhalt in guten wie in schweren Zeiten“, so der Stadtdechant. Die Botschaft, inspiriert von der Liverpool-Hymne: „You’ll never walk alone.“ – eine Zusage, die auch für den Glauben stehe: „Du bist nie allein. Gott steht an deiner Seite.“
Klartext-Ansage zu Kardinal Woelki und queeren Paaren
Doch neben der Harmonie im Dom gibt es auch Reibungspunkte in der Kirche. Besonders das Verhältnis zu Kardinal Rainer Maria Woelki ist angespannt. Als das Festkomitee ihn nicht mehr zur Prinzenproklamation einlud und kritisierte, dass Fahnen und Pittermännchen gesegnet würden, aber keine Menschen, die sich lieben, sorgte das für Wirbel.
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Kleine stellt klar: „Es wurden im Dom keine Pittermännchen gesegnet.“ Das Kölschfass sei dem Kardinal 2014 bei seiner Amtseinführung nur als typisches Geschenk überreicht worden.

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Kardinal Woelki mit Kölschfass „Pittermännchen“ beim ökumenischen Gottesdienst der Karnevalisten im Kölner Dom am 10.01.2019.
Die eigentliche Streitfrage ist aber: Dürfen queere Paare gesegnet werden? Papst Franziskus hat die Tür „einen Spalt weit geöffnet“, so Kleine. Für ihn persönlich müsste es aber mehr geben: „Bei uns, finde ich, müsste es Wege geben für eine kirchliche Segensfeier“, sagt er deutlich.
Die Liebe eines Paares im Angesicht Gottes zu segnen – „Was sollte daran verkehrt sein?“ Eine klare Position, auch wenn die offizielle Lehre der Kirche anders lautet.

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Kölns Stadtdechant Robert Kleine spricht Klartext über Emotionen, die Kirche und die Stadt.
Auf die Frage, ob er selbst queere Paare segnen würde, antwortet Kleine diplomatisch: „Ich würde ihnen auf jeden Fall zusagen, dass Gott sie liebt, begleitet und sie unter seinem Segen stehen. Aber an Regeln muss ich mich halten.“ Dass Kardinal Woelki in Köln kaum noch Rückhalt hat und bei Umfragen nur auf 3 Prozent Zustimmung kommt, sieht Kleine, aber verteidigt ihn auch: „Er sagt aber auch: Ich bin vom Papst ernannt und der Lehre der Kirche verpflichtet. Das ist für ihn eine Frage der Loyalität und des Amtes.“
Stadtdechant entsetzt über Zustand von Köln: „Wandelnde Leichen“
Doch nicht nur die Kirchenpolitik treibt den Stadtdechanten um. Er findet deutliche Worte für den Zustand Kölns, der ihn zunehmend besorgt. „Sorgen macht mir vor allem die Drogenszene“, sagt er mit Blick auf den Neumarkt. Die neuen Drogen seien erschreckend: „Die neuen, synthetischen Drogen machen die Menschen in einer Heftigkeit und einem Tempo kaputt – das ist erschreckend. Wandelnde Leichen, denke ich manchmal.“
Eine reine Verdrängung der drogenabhängigen Menschen lehnt er ab: „Wir machen jetzt mal den Neumarkt ‚clean‘, die Menschen sind uns egal. Und das geht nicht.“
Ein weiteres Problem sei der Müll. Er sei ratlos, warum Köln so schmutzig ist, während andere Städte wie München sauber seien. Sein Vorschlag: „Vielleicht braucht es wirklich mehr Härte - dass das Ordnungsamt rigoros durchgreift und Knöllchen verteilt.“ Auch der Gestank sei unerträglich. Seine Forderung: „Wir brauchen viel mehr Toiletten im öffentlichen Raum!“ (red)