Sorge vor SessionsstartDemo in Köln: „Veedels-Enteignung“, „Farce“, „Ignoranz“

Andreas Hupke spricht bei der Demo vor dem Rathaus.

Vor dem Kölner Rathaus versammelte sich am Freitag (20. Oktober 2023) die Anwohnerschaft des Zülpicher Viertels zur Demo. Unter den Rednern: Andreas Hupke (l.).

Die Anwohnerschaft aus dem Zülpicher Viertel hat ihrem Ärger bei einer Demo vor dem Rathaus Luft gemacht. Die Stadt würde den Karneval als Aufhänger nutzen, um trinkwütige Menschen in die Stadt zu locken.

von Marcel Schwamborn (msw)

Der 11.11. naht und damit wächst auch wieder bei der Anwohnerschaft des Zülpicher Viertels die Angst vor den Exzessen. Die Bürgergemeinschaft Rathenauplatz traf sich deshalb am Freitag (20. Oktober 2023) auf dem Theo-Burauen-Platz zur Demonstration. An dem Tag, an dem im Rathaus das Konzept für den Sessionsbeginn präsentiert wurde, machten die Menschen ihrem Ärger Luft.

„Mein Vorgarten ist kein Klo für Säufer“, „Schluss mit lustig, die Lage ist ernst“, „Was macht die Stadt gegen den Sauftourismus?“ oder „Stoppt den Kölner Ballermann“, stand auf den zahlreichen Plakaten.

Zülpicher Viertel: Menschen fürchten Exzesse am 11.11. in Köln

„Die Stadt setzt mit ihrem Konzept auf eine ordentliche Portion Glück“, beklagte Jörg Frank, der ehemalige Fraktionsgeschäftsführer der Grünen. „Der Zustrom der Feiernden wird in diesem Jahr weiter zunehmen. Da ist es für mich unverständlich, dass sich die Stadt auf keine Entlastungsmöglichkeiten einlässt“.

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Der Umweltverband BUND hatte im Sommer ein Konzept für ein Ausweich-Event auf der Nord-Süd-Fahrt vorgeschlagen. „Die Verwaltung hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, das zu prüfen. Die Runden Tische, die abgehalten werden, sind eine Farce und dienen nur dazu, die Öffentlichkeit zu verarschen“, wütete Frank.

Auch Bezirksbürgermeister Andreas Hupke, selbst seit 45 Jahren Anwohner am Rathenauplatz, machte seinem Ärger Luft. „Das ist eine Veedels-Enteignung, die bei uns stattfindet. Die Ignoranz der Verwaltung und des Rates ist einmalig. Alle Vorschläge von hellen Köpfen wurden abgelehnt. Nur die Zertrampelung des Grüngürtels ist wieder einmal die Alternative“.

Nicht nur die Sorge um den Bereich der Uni-Wiese bewegt die Menschen im Kwartier Latäng.

„Uns bleibt eigentlich nichts anderes übrig, als über die Karnevalstage wegzufahren. Den jungen Leuten wird vermittelt, dass in Köln alles möglich ist. Die Verwaltung kann nicht nachvollziehen, was das für uns bedeutet. Ausfälle wegen geschlossener Geschäfte müssen wir tragen, Schäden an unseren Häusern müssen wir beheben“, klagte Markus Apitius.

Am 11.11. werden diverse Lokale wie die Tankstelle, Engelbät, Filmdose, MTC, Kwartier oder Oma Kleinmann nicht öffnen.

Mitbetreiberin Maureen Wolf: „Ich kann nachvollziehen, dass die Anwohnerinnen und Anwohner enttäuscht und wütend sind. Vielleicht richten wir demnächst an unserem Ruhetag einen Stammtisch bei uns ein, damit sich alle über die Probleme im Viertel austauschen können“.

11.11.: Anwohner in Sorge um Synagoge in der Roonstraße

Michael Neumann von der Bürgergemeinschaft ist vor allem in Sorge um die Synagoge an der Roonstraße. „Für gläubige Juden ist der 11.11. ein Feiertag, der Schabbat. Dass an solch einem Tag direkt vor der Synagoge eine Party und ein Massenbesäufnis tobt, macht uns Sorgen.“

Daniel Kölle, Leiter der Stabsstelle Events der Stadt, äußerte ein wenig Verständnis: „Es ist uns klar, dass die Menschen dort besonders belastet sind“.

Und Ordnungsamtsleiterin Athene Hammerich verspricht hartes Vorgehen gegen Exzesse: „Wer den Sessionsstart als Anlass missversteht, unsere Stadt zu vermüllen und die Menschen, die im Bereich der Hotspots leben, zu schikanieren, muss mit Konsequenzen rechnen“.