11.11. auf der ZülpiPolizei will Kölner Synagoge schützen – auch bestimmte Verkleidungen im Visier

Junge Karnevalisten feiern Weiberfastnacht auf der Zülpicher Straße in Köln.

Die Zülpicher Straße wird am 11.11. ähnlich wie an Weiberfastnacht sicherlich wieder früh wegen Überfüllung geschlossen werden.

Zum Sessionsauftakt am 11.11. wird die Stadt Köln ein Sperr- und Sicherheitskonzept im Zülpicher Viertel umsetzen, um die Feiernden zu schützen. Die Polizei ist in besonderer Alarmbereitschaft.

von Marcel Schwamborn (msw)

Gut acht Monate sind seit dem vergangenen Karnevalswochenende vergangen. Acht Monate, in denen sich die Stadt Köln Gedanken um ein Konzept machen konnte, wie sie die zu erwartenden Feier-Massen am 11.11., der in diesem Jahr auf einen Samstag fällt, vor allem im Zülpicher Viertel in den Griff bekommen will.

Herausgekommen ist die Umkehrung des Paragrafen fünf des Kölschen Grundgesetzes. Die Stadt agiert nach dem Motto: Et bliev wie et wor. Bei der Präsentation des Sperr- und Sicherheitskonzepts für das Kwartier Latäng wurde am Freitag (20. Oktober 2023) klar, dass es eigentlich das von Weiberfastnacht ist.

Zülpicher Straße: Bei Überfüllung bleibt wieder nur die Uniwiese

Fünfmal tagte der „Runde Tisch Karneval“, etliche Arbeitsgruppen wurden gegründet. „Das Konzept beim Straßenkarneval haben wir sehr erfolgreich umgesetzt“, sagte Ordnungsamtsleiterin Athene Hammerich. „Die Ausgleichsfläche auf der Uniwiese hat sich bewährt, Flächen abseits des Zülpicher Viertels sind nach wie vor nicht realisierbar. Das ist der ‚Place to be‘ – da wollen alle hin, weil da alle sind“.

Alles zum Thema Zülpicher Straße

Der Zugang auf die Zülpicher Straße wird – wie bereits an Weiberfastnacht – für Feiernde entweder von der Uni-Mensa oder über die Roonstraße aus möglich sein. Sollte die Kapazitätsgrenze der Straße (rund 15.000 Menschen) erreicht sein, wird die Uniwiese als Entlastungsfläche genutzt. Dort haben weitere 50.000 Jecke Platz.

Karte des Zülpicher Viertels zum 11.11.

Die Karte zeigt, wo es am 11.11. Zugangsmöglichkeiten ins Zülpicher Viertel geben wird und wo Kontrollen stattfinden.

Die Wiese wird durch Platten abgedeckt, wie sie in Fußballstadien bei Konzerten verwendet werden. Musik, Getränke- und Speisenangebot sollen bereitgestellt werden, zudem kostenloses Trinkwasser. Um den zu erwartenden Strom besser zu kontrollieren, setzt die Stadt auf eine umfassende Informationskampagne, die zu einem respektvollen Miteinander auffordert.

Neben 183 Einsatzkräften des Ordnungsamtes Köln sowie 14 Helferinnen und Helfern aus Wuppertal werden beim Sessionsauftakt in Köln mehr als 1000 Mitarbeitende von privaten Sicherheitsunternehmen unterstützend agieren – über 700 davon im Zülpicher Viertel. Die Polizei Köln plant zudem im Zwei-Schicht-Betrieb ebenfalls mit rund 1000 Kräften. Erwartet wird vor allem, dass in diesem Jahr die Feier länger und intensiver in den Abendstunden ausfallen wird.

Fakten zum 11.11. in Köln

  • Material: Sechs Kilometer Bauzaun werden benötigt, um das Gelände im Kwartier Latäng zu schützen. Zudem werden 32 Lichtmasten aufgestellt.
  • Toiletten: 550 Toilettenhäuschen, 170 Urinale und 25 Toilettenwagen werden in den Feier-Hotspots aufgestellt. Wildes Urinieren wird vom Ordnungsdienst konsequent geahndet und mit einem Verwarngeld von bis zu 200 Euro bestraft.
  • KVB: Die Linie 18 fährt zwischen Thielenbruch und Barbarossaplatz zum Ubierring und von Bonn bis zur Haltestelle Weißhausstraße. Die Linie 9 verkehrt aus Richtung Königsforst ab Neumarkt über die Aachener Straße/Gürtel nach Sülz.
  • Lkw-Fahrverbot: Für Lastkraftwagen ab 7,5 Tonnen besteht von Samstag (11.11., 8 Uhr) bis Sonntag (12.11., 4 Uhr) ein Fahrverbot in der Innenstadt.
  • Parkverbot: Ab dem 3. November beginnt der Verkehrsdienst der Stadt Köln, die benötigten Aufbau- und Logistikflächen in der Altstadt und im Zülpicher Viertel freizuschleppen.
  • Straßensperrungen: Um Gefahrensituationen zu vermeiden, wird die Stadt Köln im Zülpicher Viertel und in der Altstadt zahlreiche Straßen sperren. In der Südstadt, der Friesenstraße und der Schaafenstraße erfolgt dies bedarfsabhängig.
  • Glasverbot: In der Altstadt sowie im Zülpicher Viertel gilt ein Glasverbot. Mitgebrachte Flaschen müssen an den Kontrollstellen abgegeben oder in Plastikbecher umgefüllt werden.
  • Jugendschutz: Am 11.11. wird sich ein 14-köpfiges Streetworker-Team um die Feiernden kümmern, die Hilfe benötigen.
  • Sexualisierte Gewalt: Mädchen und Frauen, die sexuell belästigt, genötigt, bedroht oder vergewaltigt worden sind, finden Rat bei den Edelgard-Beraterinnen, die ebenfalls unterwegs sind.
  • Feuerwehr: Da auch die Feuerwehr mit deutlich mehr Einsätzen rechnet, wird am Rautenstrauch-Joest-Museum eine temporäre Rettungswache, auf der zusätzliche Rettungswagen stationiert sind, in Betrieb genommen.

Polizei-Einsatzleiter Frank Wißbaum hat sich zum Ziel gesetzt, dass alle den Tag „ohne körperliche Blessuren und ohne Straftaten“ erleben werden. „Wir wollen uns nicht an der Diskussion zur Feiermentalität beteiligen“, sagt er. „Wir wollen nur helfen, damit ein schöner Karnevalsauftakt gestaltet werden kann“.

Bei einem Thema kündigte der Polizei-Leiter aber schon einen harten Kurs an. „Achten Sie auf Ihre Kostümierung und die Dinge, die Sie mit sich führen. Wer in diesen Zeiten mit Spielzeugrevolvern hantiert oder meint, ein Messer bei sich führen zu müssen, wer eine Verkleidung mit politischen Botschaften wie ‚Free Palestine‘ oder gar ein Kostüm als Terrorist wählt, der wird nicht mehr weiterfeiern“.

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Besonders beim Einlass-Nadelöhr an der Roonstraße befindet sich ein sensibler Ort aufgrund der Synagoge. „Diese liegt uns besonders am Herzen. Das war schon immer so und ist seit dem 7. Oktober (dem Angriff der Hamas auf Israel, d. Red.) verstärkt so.“

Daher wird das Gotteshaus extra mit Gittern abgesperrt, die von beiden Seiten bewacht werden, damit ein Schutzraum entsteht. „Wenn sich jemand dort falsch verhält, wird die Polizei konsequent dagegen vorgehen, die Personalien feststellen und bei Strafaltbeständen dies verfolgen“, kündige Wißbaum an.

Polizei Köln will vor allem die Synagoge an der Roonstraße sichern

Die Kritik, dass es nicht gelungen ist, eine Alternative zum Feiern auf der Zülpicher Straße und auf der Entlastungsfläche im Grüngürtel zu finden, teilen die Verantwortlichen der Stadt nur bedingt.

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„Zu diesem 11.11. hat sich niemand gefunden, der die finanziellen Ressourcen für eine Alternative aufbringen wollte und ein Sicherheitskonzept hatte. Wir wollen auch eine Veränderung. Dass es aber aufgrund der Kürze nicht geklappt hat, finden wir auch schade“, ergänzte Daniel Kölle, Leiter der Stabsstelle Events.

Auch die Ordnungsamts-Chefin ist mit ihrer Arbeit „sehr zufrieden“: „Wenn es keinen Veranstalter für eine Alternative gibt, dann müssen wir den Rahmen herstellen. Die Leute wollen alle in den Bereich und wir haben nun mal eine kleine Kölner Innenstadt“, sagte Hammerich.