Der „Prepper“ von KleveUnglaublich, was dieser Mann für die Katastrophe bunkert

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Ausgerüstet für den Katastrophenfall: Auch eine Chemietoilette gehört zu Stephan B.’s Arsenal.

von Michael Kerst (mik)

Kleve – Die meisten Nachbarn ahnen nicht, was sich im Keller von Stephan B. am Niederrhein verbirgt. Unmengen an Trockennahrung, Not-Toiletten, Kurbelradios und auch legale Waffen stapeln sich dort auf den Regalen.

Für die Nachbarn in der beschaulichen Einfamilienhaus-Wohngegend in Kleve mögen die Krisen dieser Welt weit weg scheinen.

Der „Prepper“: Auf jede mögliche Katastrophe eingestellt

Nicht für Prepper Stephan B.: Ob die Explosion eines Atommeilers, eine Epidemie, ein Tornado, ein Blackout oder Unruhen - er will vorbereitet sein. Zugleich betreibt er aus seinem Keller heraus einen Online-Shop für Gleichgesinnte.

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In Regalen lagert der „Prepper“ aus Kleve jede Menge Lebensmittel.

Behörden beobachten die Szene mit einigem Misstrauen.

„Prepper“: große Resonanz in den sozialen Medien

Zur Zahl der Prepper in Deutschland gebe es keine belastbaren Zahlen, sagt Mischa Luy, der über das Thema an der Ruhr-Universität-Bochum promoviert.

Der Wissenschaftler geht aber davon aus, dass die Szene wächst. Das zeige sich auch am zunehmenden Interesse an dem Thema in sozialen Medien. Bis zu 6000 Mitglieder hätten Gruppen für Prepper auf Facebook.

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 Solarzellen sollen im Fall der Fälle die Energieversorgung sichern.

„Prepper“: Begriff stammt aus dem Englischen

„Viele von ihnen empfinden eine Atmosphäre der Unsicherheit in der Gesellschaft“, sagt Luy. Als Grund dafür nannten von ihm interviewte Prepper die Wirtschaftskrise im Jahr 2008, den Zuzug vieler Flüchtlinge oder weltweite Terroranschläge.

Das Wort „Prepper“ stammt vom englischen „to prepare“ und heißt „sich vorbereiten“.

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 Mit diversen legalen Waffen will sich er „Prepper“ gegen Plünderer wehren.

Katastrophenfall: Das raten Behörden

Den Grundgedanken dahinter unterstützen auch die Behörden: Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) rät Bürgern dazu, sich für Notsituationen wie Hochwasser, Stromausfall oder Sturm einen Lebensmittel- und Wasservorrat anzulegen.

„Ihr Ziel muss es sein, zehn Tage ohne Einkaufen überstehen zu können“, empfiehlt das Amt. Schließlich könne es eine Weile dauern, bis Rettungskräfte im Krisengebiet eintreffen.

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„Prepper“: Behörden sehen sie kritisch

Die Prepper-Szene sieht die Behörde aber kritisch. „Unsere Empfehlungen, sich auf Notfälle vorzubereiten, gehen von einer gemeinsamen Verantwortung von Staat und Bürgerinnen und Bürgern aus“, sagt Marianne Suntrup vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.

„Prepper“ hingegen stellten das staatliche Gewaltmonopol in Frage. Häufig gehören auch Waffen zu ihrer Ausstattung.

Der „Prepper“: Diese Waffen hat er gegen Plünderer

Auch Stephan B. am Niederrhein rüstet sich dafür, im Fall einer Krise sein Haus zu verteidigen. „Nach einem Stromausfall würde es vielleicht zwei bis drei Tage dauern, bis die Menschen zu Gewalttaten bereit sind, um an Nahrung, Alkohol und Zigaretten zu kommen“, glaubt er.

Dann holt er CS-Gas und Pfefferspray, Elektroschocker, Steinschleudern, Macheten und Natodraht aus den Regalen. An einer Wand hängen zwei Armbrüste.

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„Prepper“: Sie haben ein negatives Menschenbild

„'Preppen' zieht Leute an, die misstrauisch gegenüber staatlichen Institutionen sind“, sagt auch Wissenschaftler Luy. Zudem gebe es in der Community eine Tendenz zu einem negativen Menschenbild.

Beides mache die Szene anschlussfähig für Menschen mit einem rechtsextremen Weltbild.

„Prepper“: Wie anfällig sind sie für Rechte?

Eine gezielte Einflussnahme von Rechtsextremisten auf die Prepper-Szene ist für Verfassungsschutz und Innenministerium allerdings nicht erkennbar. Neben harmlosen Vorsorgern sind dem Bundesinnenministerium zufolge zwar auch Verschwörungstheoretiker, waffenaffine Personen und vereinzelt Rechtsextreme sowie Reichsbürger Teil der Gruppe.

„Eine generelle Gefährdung durch Personen, die der Prepper-Szene angehören, besteht aber nicht“, teilt das Ministerium mit. Die Szene würde deshalb auch nicht vom Verfassungsschutz beobachtet. (dpa)